Landtag,
14. Sitzung vom 24.04.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 65 von 83
Ich habe schon gesagt: Diese Bundesregierung ist im
Versprechen und in der Ankündigungspolitik Weltmeister. Die Frau Sozialminister
Rauch-Kallat hat am 9. Oktober 2002, ich zitiere, noch gesagt: „Die
ÖVP plant für die kommende Legislaturperiode keine weitere gesetzliche Anhebung
des Frühpensionsalters.“ (Abg Gerhard Pfeiffer. Pensionsalters!) Na was
ist das jetzt. Gilt das nicht mehr? (Abg Gerhard Pfeiffer: Pensionsalters!
Pensionsalters!) Nein, keine Anhebung des Frühpensionsalters! (Abg
Gerhard Pfeiffer: Nein!) Na entschuldige (Abg Gerhard Pfeiffer: Nein,
Pensionsalters! Pensionsalters!), das ist ein Zitat Ihrer lieben Frau
Kollegin, jetzt Ministerin Rauch-Kallat! Sie hat nur vergessen, dass sie dazu
sagt, dass sie die Frühpension eigentlich gleich ganz abschaffen möchte. Das
kommt ja noch dazu, weil die ja jetzt nach diesen Vorstellungen abgeschafft
wird.
Ja noch etwas Schönes: Im Dezember hat die Frau
Minister Rauch-Kallat noch das grundsätzliche Ziel der ÖVP proklamiert, dass
keine Eingriffe in bestehende Pensionen vorgenommen werden dürfen. Na was
geschieht jetzt? (Abg Dr Andreas Tschirf. Das ist der Gusenbauer!) Nein,
das hat...(Abg Dr Andreas Tschirf: Verwechseln Sie das nicht, das ist der
Gusenbauer!) Am 12.12. in einer Aussendung...(Abg Dr Andreas Tschirf:
Sie verwechseln das!) Nein, nein, nein, also ich kann schon noch
unterscheiden wie die Frau Ministerin Rauch-Kallat ausschaut und unser
Parteivorsitzender! Also bitte, so kann es ja nicht sein! (Abg Dr Andreas
Tschirf: Das ist eine Verwechslung!) Ja für Sie vielleicht, aber für mich
nicht! Ich sage noch einmal, es ist eine ÖVP-Aussendung gewesen. Ich verweise
darauf: ÖVP-Aussendung vom 12. Dezember 2002.
Ich habe schon erwähnt, ich möchte es nur noch einmal
sagen: Gerade Kanzler Schüssel - und ich möchte das dort stärker konzentrieren
- hat eigentlich die Schönrederei in der österreichischen Politik zu einer
neuen, wirklich unrühmlichen Hochblüte gebracht. Er hat viel geredet, schön
geredet, manche Dinge, die schlecht waren, sind in allen Bereichen immer besser
als in den europäischen Ländern. Wir haben noch ein Wachstum. Dann stellt sich
heraus, dass wir fast gar keines mehr haben. Wir haben die beste
Arbeitslosigkeit im Vergleich zu anderen Ländern. Ja, ist alles in Ordnung,
aber 300 000 plus 40 000 sind eine Menge, muss ich Ihnen sagen.
Also das Schönreden hört sich hier auf und ich habe
es schon gesagt: Der Bundeskanzler und die Bundesregierung, um das abzukürzen,
wollen aus meiner Sicht unter gesicherter Pension wirklich Leistungskürzungen
bei längerer Arbeit, keinerlei Begleitmaßnahmen bis auf das Übergangsgeld, das
es gibt und vielleicht Möglichkeiten bei älteren Arbeitnehmen, dass man den
Betrieben in der Entlohnung bei den Lohnnebenkosten einen Zuschuss gibt und sie
dafür entlastet, verstehen. Ich bin nur neugierig, wie diese begleitenden
Maßnahmen auch funktionieren.
Diese Pensionssicherungsreform ist ein
überfallsartiges, überstürztes Handeln, wo weder die Zukunft, noch die
Nachhaltigkeit, noch die Gerechtigkeit laut der Proklamation in der
Regierungsrede des Bundeskanzlers Deckung findet. Ich mache mir echte Sorgen
auch um die jungen Menschen, weil die durch diese Pensionsreform verunsichert
sind.
Heute wurde angesprochen, wenn diese sogenannte
Pensionssicherungsreform tatsächlich so beschlossen wird, dann ist das auch eindeutig
eine Zerstörung der solidarischen Finanzierung im Generationenvertrag und die
Regierung sollte viel, viel mehr tun, um entsprechend auch
wirtschaftspolitische Maßnahmen zu setzen und um Beschäftigung zu schaffen,
denn das ist auch eine Grundlage für die umlagefinanzierte Pensionsvorsorge und
für die Sozialversicherung.
Meine Damen und Herren, es ist noch nicht so lange
her und ich möchte es noch einmal in Erinnerung bringen: Schüssel 1 hat
schon einmal in der Pensionsfrage zugeschlagen.
In den letzten
zweieinhalb Jahren - solange die Regierung gedauert hat - wurde schon einmal
ein Eingriff ins Pensionsrecht vorgenommen, indem die Pension wegen geminderter
Erwerbsfähigkeit einfach abgeschafft worden ist. Hier hat man tief
eingegriffen. Menschen sind eigentlich in die Arbeitslosigkeit delegiert
worden, sie konnten den Pensionsanspruch sozusagen nicht mehr tatsächlich in
Anspruch nehmen.
Ich warne auch den Herrn Bundeskanzler Schüssel. Er
soll wirklich versuchen, hier einen nationalen Konsens zu erreichen. Diese
Frage der sozialen Sicherheit ist eine derart sensible Frage, dass man nicht so
damit umgeht: in vier Wochen Begutachtung so wichtige Gesetze durch das
Parlament peitscht und dann draufkommt, dass die Dinge hinten und vorne nicht
passen.
Meine Damen und Herren! Wo sind die Versprechungen,
die nicht eingehalten worden sind? Jetzt hat der Verfassungsgerichtshof die
Unfallrentenbesteuerung aufgehoben. Aber was hat daraufhin die Regierung
gemacht? Die Leute haben ihr Geld noch heute nicht, obwohl sie es beantragt
haben. Und was passiert jetzt? Das Versprechen ist Schall und Rauch, die
Unfallrentenbesteuerung bleibt! Bitte, was sind denn das für Zustände?
Versprechen müssen gehalten werden, meine Damen und Herren!
Ich sage es noch einmal: Ein wirklich soziales,
langfristiges Pensionssicherungssystem muss auch die Fragen der
berufsspezifischen Probleme beinhalten. Es ist eine Regelung für die
Schwerarbeit zu treffen. Wenn ich mich an den Wahlkampf erinnere: Die FPÖ hat
gesagt, die Schwerarbeit muss einen Stellenwert in der zukünftigen
Pensionsvorsorge haben. Die ÖVP hat gesagt: Selbstverständlich müssen wir das
berücksichtigen, das sind doch arme, geplagte Leute. - Was ist denn geschehen?
Das war wieder nur ein Wahlkampf-Gag, ein Versprechen, das wieder nicht
gehalten hat. Ich habe in dieser gesamten Pensionsreform nichts davon gelesen,
dass man damit auch den Menschen, die von Schwerstarbeit betroffen sind und aus
verschiedenen Gründen nicht so lange arbeiten können, dementsprechend in der
Pensionsreform eine gewisse Sicherheit gibt. Aber wo bleibt das? Allein mit dem
Altersübergangsgeld ist das
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