Landtag,
14. Sitzung vom 24.04.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 73 von 83
kann. (Abg Godwin Schuster: 57,6 ist der Durchschnitt! - Abg
Kurth-Bodo Blind: Haberzettl hat das angezettelt! - Abg Godwin Schuster: Gerade
als Arbeitnehmervertreterin ...!)
Herr Kollege Schuster! Auch im internationalen
Vergleich wissen Sie ganz genau, dass die Bundesbahn in Österreich ... (Abg
Godwin Schuster: ... im Durchschnitt um ein dreiviertel Jahr früher als andere
- im Durchschnitt! Aber 15 Prozent Pensionsbeitrag leisten sie ...!)
Aber erst neu! Mit 54,5 Jahren gehen sie in Pension. Aber damit, dass
gerade sie dann die Ersten sind, die Streiks ankündigen, wird die Bevölkerung
keine Freude haben. (Beifall bei der ÖVP. - Abg Godwin Schuster: Nur keine
Geschichten erzählen! Sie haben es letztens bei der Jugend im Gefängnis
gemacht! ... versprochen wurde!)
Aber damit Sie sich wieder ein bisschen beruhigen,
komm ich zu einigen, wie ich glaube, unbestrittenen Tatsachen. (Abg Godwin
Schuster: Sie zerschlagen auch das Unternehmen, und Sie schauen zu! Jene, die
angeblich gute Arbeit geleistet haben!) 1970 hat der Pensionist/die
Pensionistin in Österreich, wenn er/sie in Pension gegangen ist, noch
8,8 Jahre gelebt. 30 Jahre später sind wir mehr als 20 Jahre in
Pension, und das wird hoffentlich noch steigen. Die Zahl der Geburten geht
zurück, und wir gehen immer früher in Pension. Wir sind nun einmal Weltmeister
in der Frühpension, das werden Sie ja, glaube ich, nicht abstreiten. (Abg
Godwin Schuster: Und der Anteil am BIP sinkt! - Abg Jürgen Wutzlhofer: Sie
machen uns zum Weltmeister in der Arbeitslosigkeit!)
Herr Kollege Schuster! Vor 30 Jahren haben wir
42,7 Jahre gearbeitet, heute arbeiten wir 37 Jahre. Das sind Fakten.
Sie schütteln den Kopf, aber das sind Fakten, das sind Tatsachen. (Abg Franz
Ekkamp: Darin gebe ich Ihnen ja Recht!) Da müssen Sie doch endlich
erkennen, dass wir dann Reformen brauchen! (Beifall bei der ÖVP. - Abg Franz
Ekkamp: Aber Sie sehen ...!)
Als die Frühpension - damals zu Recht - geschaffen
wurde, da sagte man, das soll eine Ausnahme sein. Wie schaut es heute aus?
Bitte, 97 Prozent gehen in Frühpension, und nur noch 3 Prozent
arbeiten über das Frühpensionsalter hinaus! Dass man dagegen etwas tun muss,
ist klar. (Abg Johann Driemer: 60 Prozent sind Arbeitslosigkeit ...! -
Abg Godwin Schuster: ... um Personal abbauen zu können!)
Jetzt kommen wir zur Begutachtung auf der
parlamentarischen Ebene. Natürlich - und da gebe ich allen Recht - finden
politische Diskussionen statt, in den Parteien, in den Fraktionen, zwischen den
Parteien, auch in meiner eigenen Fraktion, keine Frage! (Ironische
Heiterkeit bei der SPÖ.) Sie dürfen nicht glauben, dass ich mit allem, was
jetzt einmal vorliegt - das ist ja zur Begutachtung -, einverstanden bin. Aber
das ist ja auch der parlamentarische Prozess, dass es unterschiedliche
Auffassungen gibt und dass man dann mit guten Argumenten, sofern sie gut sind,
auch Veränderungen herbeiführen kann. (Abg Godwin Schuster: Welche
Auffassung haben Sie als Arbeitnehmervertreterin?)
Ich bin ganz überzeugt davon, dass es noch zu
Veränderungen kommt. (Abg Godwin Schuster: Wo glauben Sie, dass es notwendig
ist? Wo?) Ich bin auch der Meinung, dass es in manchen Bereichen notwendig
ist, und wir arbeiten daran. (Abg Godwin Schuster: Sagen Sie, in welchen!) Zum
Beispiel bei den Frauen - keine Frage, bei den Frauen sind Veränderungen
notwendig. Ich bin auch der Meinung, dass es längere Übergangsfristen geben
soll. Aber grundsätzlich bekenne ich mich zur Pensionsreform.
Jetzt muss ich Sie fragen, Herr Kollege Schuster: Wer
ist denn schuld, bitte, wer ist daran schuld, dass wir in dieser Situation
sind? Wenn ich jetzt sage: Sie, geht sofort ein Geschrei los, daher sage ich es
nicht, sondern ich zitiere. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Warten Sie
einmal! Da hat Karl Danninger in den "Oberösterreichischen
Nachrichten" vom 3. April gesagt: "Aber genauso sicher, wie die
Notwendigkeit des Reformbedarfs feststeht, stehen die Versäumnisse einer ganzen
Generation von Bundesregierungen fest, was die zeitgerechte Reform des
Pensionssystems betrifft." (Beifall bei FPÖ und ÖVP. - Abg Godwin
Schuster: Tschirf, seit wann seid ihr in der Bundesregierung? - Weitere
Zwischenrufe.)
Darf ich wieder reden? (Rufe und Gegenrufe
zwischen SPÖ und ÖVP. - Präsident Johann Hatzl gibt das Glockenzeichen.)
Alle diese Regierungen hatten einen Sozialdemokraten
an der Spitze. Oder will man sich nicht mehr an Kreisky, Sinowatz, Vranitzky
und Klima erinnern? (Abg Kurth-Bodo Blind: Habe ich gestern erwähnt! - Abg
Mag Christoph Chorherr: Und einen anderen Koalitionspartner namens?) Ja,
Sie haben mir jetzt ein Stichwort gegeben, Herr Kollege Chorherr! (Abg Mag
Christoph Chorherr: Eine Frage habe ich gestellt, kein Stichwort gegeben!)
Da hat es einen Koalitionspartner gegeben, und ich kann Ihnen sagen, ich bin
Zeitzeuge, ich war 20 ... (Abg Mag Christoph Chorherr: Wie hat der geheißen?
ÖVP hat der geheißen! - Weitere Zwischenrufe.) Ich weiß, wie viele
Diskussionen wir geführt haben (Abg Godwin Schuster: Gab es Widerstand? Oder
gab es immer Diskussionen?) und wie schwierig es war - und eben nicht
möglich, weil Sie ununterbrochen alles abgeblockt haben. (Abg Godwin
Schuster: Zu welchem Thema?)
Pensionsreformen! Das wissen Sie auch. (Zwischenrufe
bei der SPÖ.) Da ist nichts möglich gewesen! So, wie Sie es heute machen:
es ist heute nicht notwendig, das brauchen wir erst in ein paar Jahren -
genauso wurde es gemacht. (Abg Johann Driemer: Wir wollen ja, aber eine
bessere Reform! Das ist keine Reform, das ist eine Geldbeschaffung!) Aber,
Herr Kollege, dass wir heute vor der Diskussion stehen und eine Reform machen
müssen, die stärker weh tut, liegt daran, dass wir nicht vor 15, 20 Jahren
mit ordentlichen Reformen begonnen haben. (Beifall bei der ÖVP und der Abg
Mag Heidemarie Unterreiner. - Abg Gerhard Pfeiffer: Realitätsverweigerung!)
Meine Damen und Herren! Ich sage noch einmal, wir brauchen
eine Reform. Sie muss gut abgefedert sein, sie muss sozial verträglich sein, da
bin ich bei Ihnen. (Abg
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