Landtag,
15. Sitzung vom 26.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 51
In aller gebotenen Kürze, um Sie nach diesen drei
anstrengenden Tagen nicht noch weiter zu belasten, ist es trotzdem notwendig,
kurz auf dieses Gesetz einzugehen. Es ist im Zuge des Rechnungsabschlusses
schon mehrfach über die Frage der Weiterentwicklung des Gesundheits- und
Sozialwesens in Wien im Rahmen des Fonds Soziales Wien diskutiert worden.
Was hat das nun mit dem vorliegenden Gesetz zu tun?,
werden Sie sich vielleicht berechtigt fragen. Einiges. Dieser Fonds ist
immerhin nach dem geltenden Gesetz eingerichtet, und er wird, wenn die heutige
Novelle beschlossen wird, nicht nur anders gestaltet werden können, nein, er
wird auch noch mehr der Kontrolle entzogen sein, als es bis dato schon der Fall
ist.
Sie erinnern sich: Der Fonds ist heute eingerichtet.
Im Gegensatz zu anderen Fonds agieren dort keine Vertreter der Fraktionen,
sondern die Vertreter der Stadt Wien sind die Organe im Fonds. Das war bis dato
nicht so ein Problem, denn die Fondsbehörde war der Stadtsenat, die einzelnen
Mitglieder des Stadtsenates waren in der Lage, Änderungen, die im Fonds
passieren, oder was auch immer im Wege des Aktenverkehrs durch die amtsführende
Frau Stadträtin, die die Fondsbehörde repräsentiert, zu bekommen, einzusehen
und dazu Stellung zu nehmen.
Das wird nun anders. Das Gesetz – ich lese es Ihnen
kurz vor – ändert sich in folgender Hinsicht: "§ 35 Abs. 1
Stiftungs- und Fondsbehörde in Sinne dieses Gesetzes ist der Magistrat."
Und nicht mehr die Landesregierung.
Auch sonst gibt es einige interessante Bestimmungen:
die Veröffentlichung der Stiftungsangelegenheiten, Zweck, Änderung des Zwecks,
Satzungen, Änderungen der Fondsorgane. All das ist im Internet verfügbar. Aber
nicht verfügbar im Internet ist eine ganz besonders wichtige Sache der Stiftung
oder des Fonds, nämlich der jährliche Bericht, jener Bericht, der Auskunft gibt
über die Gebarung der Stiftung oder des Fonds und der sonstigen Tätigkeiten.
Alles bis dato verfügbar für die Fraktionen, zwar nicht durch Vertreter im
Fonds, aber im Wege des Berichtes an die Fondsbehörde, bis dato der Stadtsenat.
Nunmehr für die anderen Fraktionen nicht verfügbar, weil die Fondsbehörde nur
mehr der Magistrat und die Frau Stadträtin sind.
Sie werden sagen: Kein Problem, was soll denn in dem
Fonds schon passieren? Das ist die grundsätzliche Frage. Wir wissen nicht, was
im Fonds Soziales Wien alles passieren wird. Wir wissen, wie er heute
zusammengesetzt ist. Ich lese es Ihnen einmal vor, damit Sie es sich noch ein
bisserl vor Augen halten können.
Wer sind denn heute die Vertreter der Stadt Wien im
Fonds Soziales Wien? Der Herr SR Dr Hans Serban, Magistratsabteilung 15.
Der Herr OMR DSA Sepp Schmidt, Magistratsabteilung 12. Die Frau OMR Mag
Daniela Lessing, Magistratsabteilung 57 und folgende. Nicht, dass ich
gegen die Damen und Herren grundsätzliches Misstrauen hätte, das sind sicher
alles anständige Beamte, die ihre Aufgabe wahrnehmen und das auch sicher
gewissenhaft, gesetzestreu machen. Nur: Sie sind für uns nicht zugänglich. Die
Kontroll- und Steuerungsmöglichkeit des entsprechenden Gremiums des
Gemeinderates und seiner Ausschüsse ist nicht gewährleistet, weil wir auf sie
keine Einflussmöglichkeiten haben.
Das alles betrifft dann auch den Fonds Soziales Wien,
von dem wir heute nicht wissen: Wie wird er genau organisiert sein? Welche
Ablauf- und Aufbauorganisation hat er? Wie sieht die Trennung aus zwischen
politischer, strategischer und operativer Ebene aus? Ist das hoheitliche
Verwaltung, nichthoheitliche Verwaltung? Wir wissen das alles nicht, obwohl –
das hat uns die Frau Landeshauptmann-Stellvertreterin zu Jahresbeginn
irgendwann im Februar angekündigt – mit Jahreswechsel bereits der Fonds
Soziales Wien neu stehen soll, die Kompetenzen übergegangen sein sollen und
einzelne Gesetze geändert werden sollen.
Eines dieser Gesetze ist das heutige Wiener Landes- Stiftungs-
und Fondsgesetz. Wir sollen dieses Gesetz beschließen und damit auf unsere
Kontrollrechte im Wege des Stadtsenates verzichten, ohne zu wissen: Wie ist
denn die Organisation des Fonds Soziales Wien? Was wird dort passieren? Wie ist
die Aufbau- und Ablauforganisation? Wie sind die Aufgaben getrennt? Wer sind
die Fondsorgane? Und vor allem: Welche Aufgaben wird der Fonds sonst noch
wahrnehmen?
Es gibt die Diskussion über all diese Fragen, aber
wir wissen es nicht, denn heute, nicht einmal mehr fünf Monate vor Ende der
Zeitfrist, die Sie sich selbst gesetzt haben, gibt es keinen Zwischenbericht.
Wir haben das in den Ausschüssen nachgefragt: Wie soll denn die
Organisationsstruktur sein? Was sollen die Kompetenzen sein? Wer wird uns
vertreten? Es gibt nicht einmal einen Zwischenbericht, aber es gibt die
Überlegung – man hört es so –, gegebenenfalls auch die Pensionistenwohnheime
mit zu integrieren.
Und da ist dann folgendes Problem: Die
Sozialdemokratie hat uns in den letzten Tagen gesagt, wie furchtbar das ist,
was alles an Änderungen in der Bundesregierung oder auf Bundesebene
stattgefunden hat, die die Menschen der Stadt so stark belasten, diese im
Sozialwesen einschränken. Das mag sein. Ich weiß es nicht genau. Aber ich kann
Ihnen ein paar Beispiele sagen. (Zwischenruf
von Abg Ursula Lettner.) Warten Sie, Frau Kollegin, oder kommen Sie heraus,
reden Sie. Wissen Sie, Sie machen mich manchmal etwas nervös. Ich gebe es zu,
Sie machen mich nervös. (Abg Ursula
Lettner: Das macht nichts!) Sie melden sich eigentlich nie oder fast nie zu
Wort, aber es fällt Ihnen immer irgendetwas ein. Sie schreien immer heraus,
versuchen, mich nervös zu machen. Aber
Sie kommen nie heraus, stellen sich her und sagen selber etwas. (Abg Günter Kenesei: Das ist nicht
vorgeschrieben!) Ja, genau. Weil sie an sich sonst nichts zu sagen hat.
Danke, Kollege! (Weitere Zwischenrufe der
Abg Ursula Lettner.) Ich lasse Sie schreien, denn in der Zwischenzeit kann
ich meine Zetteln suchen und dann kann ich Ihnen das besser vorlesen.
Ich werde Ihnen vorlesen, was heute in den Wiener
Pensionistenwohnhäusern alles gebarungspflichtig ist, was die Damen und Herren
Senioren dort alles zahlen
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