Landtag,
15. Sitzung vom 26.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 47 von 51
müssen für Leistungen, die dort erbracht werden, und zwar
gesondert. Und die Befürchtung ist, dass, wenn beispielsweise die
Pensionistenwohnheime in den Fonds Soziales Wien integriert werden, nachher die
Preise dort steigen werden, denn es ist halt einmal eine knappe Ressourcenlage,
und dann wird die verantwortliche Sozialdemokratie sagen: Mit dem haben wir
aber nichts zu tun. Das sind nicht unsere Magistratsabteilungen. Kein Einfluss.
Das ist der Fonds. Es tut uns Leid. Da ist ein Geschäftsführer, der hat das
erhöht. Das geht nicht anders, denn der muss ja eigentlich schauen, dass das
alles in Ordnung ist. Halt! Wir haben nichts mehr damit zu tun.
Deswegen lese ich Ihnen jetzt vor, was die Dinge dort
kosten, damit Sie sich vorstellen, was passiert, wenn das dort erhöht wird, und
Sie sagen: Halt, damit haben wir nichts zu tun. Ich habe es ja selber nicht
geglaubt. Ich habe geglaubt, das ist ein Schmäh. Dann hat mir meine Stadträtin
die Liste gegeben, und ich bin bleich geworden. Einmal Medikament extra – neben
den Kosten, die sie sonst haben für das, dass sie dort wohnen und ihren
Lebensabend verbringen sollen –, einmal Medikament extra – und ich habe
geglaubt, das ist monatlich, nein, das ist wöchentlich oder täglich –:
4,35 EUR, einmal Körperpflege, Vollbad: 18,50 EUR, einmal
Verbandwechsel, mehr als 10 Minuten: 11,95 EUR, einmal
Verbandwechsel, weniger als 10 Minuten: 6,75 EUR, einmal
Befindlichkeitskontrolle: 6,45 EUR, einmal Medikament und Bandagen – der
hat es sich überlegt, der legt das zusammen –: 7,80 EUR, einmal
Medikamente und Körperpflege – der hat es sich auch wieder überlegt und das
zusammengelegt: 14,15 EUR. Und so geht es dahin.
Ich frage mich, warum steht auf der Liste nicht,
einmal freundlich "Guten Morgen" sagen: 1,50 EUR, einmal
"Gute Nacht! Wie geht es Ihnen?": 50 Cent. Ich warte ja nur, was
da alles noch an Erhöhungen kommt.
Sie schütteln jetzt den Kopf. Bitte schütteln Sie
nicht den Kopf! Sie schütteln den Kopf, wenn die Opposition sagt, es wird alles
teurer, denn alles, was ihr ausgegliedert habt, wird teurer. Dann sagt ihr:
Halt, wir haben nichts damit zu tun, und es wird auch nicht teurer werden. Ich
werde mir anschauen, ob diese Dinge teurer werden, und ich werde Sie daran erinnern.
Kommen wir noch einmal zurück zur Frage: Warum wird
das überhaupt umorganisiert? Ich habe ein Argument gebracht: die Verteuerung.
Der Punkt ist auch die Frage der Einflussnahme. Sie beziehen sich in der Frage,
warum der Fonds Soziales Wien geändert werden soll, auf einen
Arthur-Andersen-Bericht. Wir alle kennen ihn. Der Leiter einer
Magistratsabteilung – normal müsste man den Leiter ja ablösen lassen, ich
verstehe gar nicht, warum Sie den Leiter nicht ablösen haben lassen –
Dr Friedrich Leitner, Senatsrat, schreibt auf den Arthur-Andersen-Bericht
folgende Stellungnahme:
"Obwohl in Einzelbereichen Darstellungen auf
Grund der vorgebrachten Kritikpunkte und Ergänzungen überarbeitet und
korrigiert wurden, wurden die Schlussfolgerungen teilweise unmotiviert
aufrechterhalten. Die Kritik an der Magistratsabteilung 47 ist tendenziös
und nicht ausreichend objektiviert. Viele Kernaussagen des Berichtes begnügen
sich mit Behauptungen und der Weitergabe von kontroversiellen Meinungen und
Wünschen einzelner Gesprächspartner, ohne Anspruch auf differenzierte
Überprüfung des Wahrheitsgehaltes."
Also, wer hat jetzt Recht? Der Leiter der
Magistratsabteilung, Dr Friedrich Leitner, seines Zeichens Senatsrat, oder
Arthur Andersen? Sie berufen sich aber bei der Umgestaltung des Fonds Soziales
Wien auf den Arthur-Andersen-Bericht. Ja, warum wird der Leiter nicht abgelöst?
Der steht ja im völligen Widerspruch dazu. Der sagt wortwörtlich, der Bericht
von Arthur Andersen ist tendenziös.
Und trotzdem bleiben Sie dabei. Sie wollen den Fonds
Soziales Wien ändern, weil Sie in Wahrheit vorhaben, die Kosten abzuwälzen,
abzuwälzen auf die Senioren und Seniorinnen und nachher zu sagen – ich
wiederhole mich –: Halt, damit haben wir nichts zu tun. Das waren nicht wir,
das war der Fonds, das war der Geschäftsführer, das war dieser Herr Hacker. Das
ist dieser Herr Hacker, der – und das ist ja auch bekannt – nicht nur
eigentlich Geschäftsführer eines zuerst kleinen Fonds war, sondern der Schritt
für Schritt etwas dazubekommt zum Fonds Soziales Wien, und zwar ohne, dass wir
wissen, was dort genau geschehen soll.
Daher wäre das Mindeste, dass Sie uns einmal ein
Konzept vorlegen, in dem klar zum Ausdruck kommt, wie der Fonds Soziales Wien
aufgebaut sein wird, was sind die Organe, was sind die Kompetenzen, wie ist die
Ablauforganisation, wie ist die Aufbauorganisation, wo ist die Trennung der
Ebenen, wo ist die Trennung zwischen hoheitlicher und nichthoheitlicher
Verwaltung, und vor allem: Wie schaut die Kontroll- und Steuerungsmöglichkeit desjenigen
Organs, nämlich der Ausschüsse oder des Gemeinderates und des Stadtsenates,
aus, das die Angelegenheiten, die dann vom Fonds Soziales Wien vollzogen werden
und wo dann in Zukunft den Menschen – ich wiederhole mich – 1,50 EUR für
einmal freundlich "Guten Morgen" aus der Tasche gezogen werden,
überprüfen soll.
Das müsste man eigentlich wissen und nicht
scheibchenweise eine Norm nach der anderen ändern, aber keine
Kontrollmöglichkeiten vorsehen und sagen: Bitte stimmt dem Fondsgesetz zu, aber
wir sagen euch nicht, wie der Fonds organisiert ist, und wir sagen euch auch
nicht, welche Kontrollmöglichkeiten ihr habt. Aber stimmt zuerst einmal dem
Fondsgesetz zu. – Das ist keine Vorgangsweise!
Daher bringe ich mit meinen Kollegen einen
Beschlussantrag ein, dass die zuständigen Landeshauptmannstellvertreter und
Stadträte ersucht werden, bis Oktober des Jahres 2003 entsprechende
Gesetzesvorlagen zur Wiener Stadtverfassung und anderen einschlägigen
Landesgesetzen vorzulegen, die die Kontroll- und Steuerungsrechte der Organe
des Landes und der Stadt Wien, insbesondere der betroffenen
Gemeinderatsausschüsse, bei jenen Fonds und Stiftungen der Gemeinde Wien
vorsehen und gewährleisten. (Beifall bei
der FPÖ.)
Präsident Johann Hatzl: Eine weitere Wortmeldung
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