Landtag,
17. Sitzung vom 27.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 66
Betriebskosten niederschlagen, und kommen dann nicht einmal
der gesetzlichen Pflicht der Neuvermessung und Rückerstattung nach. Die Mieter
haben dann auf Grund der Verjährungsfristen ohnehin keine reelle Chance, dass
sie den vollen Betrag, den sie im Laufe der vielen Jahre zu viel einbezahlt
haben, rückerstattet bekommen.
Sie führen
weiters an, die Mieter tun sich schwer, jemanden zu finden, der diese Anträge
stellt. Da sind die Schlichtungsstelle und das Außerstreitverfahren. Dazu muss
ich noch einmal betonen, dass die Mieter diesen Antrag überhaupt nicht stellen
müssen. Es ist keine Hol-, sondern eine Bringschuld, auch wenn Sie das nicht
zur Kenntnis nehmen wollen!
Natürlich müssen dann auf Grund des
Verteilungsschlüssels andere Mieter die Kosten, die dem einen abgezogen werden,
der auch den Nutzen hat, tragen. Sie können doch nicht jenem Potenzial – das
sind immerhin zirka 80 oder 90 Prozent der Bewohner von
130 000 Wohneinheiten um drei Prozent höhere Kosten bezahlen lassen,
nur damit 10 Prozent mit einem größeren Nutzen billiger wohnen können!
Unsere Art von sozialer Gerechtigkeit ist das sicher nicht! Würde sich Ihre
Bürgernähe nicht bloß auf Abbildungen der Stadträte in den Zeitungen beschränken,
sondern sich durch Aktivitäten, die dem Steuerzahler nützen, hervortun, dann
wären Sie schon längst von sich aus tätig geworden und hätten die
Vermessungsarbeiten in den entsprechenden Wohnbauten durchgeführt.
Ich habe den Herrn Stadtrat jetzt schon ein paar Mal
zitiert und möchte noch einmal etwas sagen. Wenn er meint, das Einzige, was man
wirklich spürt, ist, dass wir nie etwas Neues bieten können, dann frage ich
Sie, warum wir all die Jahre dasselbe predigen müssen, weil Sie es einfach
nicht umsetzen wollen. Sie lassen zu Lasten der Bürger alles beim Alten.
Jetzt kommt eine persönliche Bitte von mir: In einer
Presseaussendung spricht der Herr StR Faymann von einer internationalen
Plattenbaustudie. Da möchte er etwas beitragen über Länder übergreifende
Strategien zur Lösung der Probleme in Plattenbausiedlungen. Ein Punkt umfasst
die Mieterbetreuung. Ich bitte Sie, den Punkt der Mieterbetreuung
herauszulassen, denn wir machen im Ausland kein gutes Bild, wenn wir zugeben
müssen, dass wir ungerechtfertigt den Mietern von Wohnungen, die kleiner sind
als diese, die zuviel verrechneten Kosten nicht rückerstatten.
Ich darf noch einmal zusammenfassen: Sie verweigern
den Mietern das Recht, dass ihre Mieten und Betriebskosten entsprechend dem
Gesetz angepasst werden! Sie zwingen die Mieter, immer höher werdende
Betriebskosten zu zahlen und geben nichts zurück, wenn Sie Gewinne mit dem
Cross Border Leasing machen und höhere Kanalgebühren verrechnen! Sie reduzieren
nicht die Wassergebühren für jene Mieter, die erst im Jahr 2008 die Chance
haben, bleifreies Wasser zu trinken! Sie erhöhen trotzdem Müll- und
Stromgebühren! Und Sie tragen die Schuld daran, dass durch ungenügende
Kontrollmaßnahmen die Baukosten oft überdurchschnittlich hoch steigen, was sich
ebenfalls zu Lasten der Mieter auswirkt!
Eines ist positiv zu bemerken: Ihr Ressort heißt
Wiener Wohnbau und nicht sozialer Wohnbau. Wir Freiheitliche haben seinerzeit
die allgemeine Wohnbeihilfe beantragt. Es dauerte von 1992 bis 2001, bis sie
allen Bürgern zuteil wurde. Ich bin jetzt Optimist, lege das um und denke mir,
dass wir seit 1997 ununterbrochen auf den Missstand der nicht neu vermessenen
Wohnungen und der damit verbundenen zu hoch vorgeschriebenen Mieten und
Betriebskosten hingewiesen haben. Nun können wir, rechne ich ebenfalls diese
neun Jahre wie bei der allgemeinen Wohnbeihilfe, hoffen, dass Sie dann im
Jahr 2006 so weit sind, endlich im Sinne des Gesetzes tätig zu werden,
damit die Bürger zu ihrem längst verdienten Recht kommen! (Beifall bei der
FPÖ.)
Präsident Johann Römer: Als Nächste zum
Wort gemeldet ist Frau Abg Mag Ramskogler. Ich erteile es ihr.
Abg Mag Sonja Ramskogler (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr
Präsident! Sehr geehrte Frau Volksanwältin! Sehr geehrter Herr Volksanwalt!
Sehr geehrte Damen und Herren des Wiener Landtags!
Wir diskutieren heute den 24. Bericht der
Volksanwaltschaft, der sich mit dem Jahr 2002 auseinander setzt. Ich
möchte von Seiten der sozialdemokratischen Fraktion besonders die
Zusammenarbeit der Volksanwaltschaft mit der Stadt Wien hervorheben. Durch die
besonders wertvolle Arbeit der Volksanwaltschaft ist es auch möglich,
Verbesserungen innerhalb der Verwaltung zu erzielen. Diese Verbesserungen, die
durch die Beschwerdefälle, die wir in diesem Bericht haben, der dieses Jahr
Gott sei Dank ein sehr dünner ist, führen zu systematischen und positiven
Veränderungen, die für die Zukunft herangeführt werden können.
Ich möchte ganz besonders Ihnen beiden, da Sie heute
hier sind, aber auch dem Herrn Kollegen, der heute nicht hier sein kann, aber
auch Ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, was ich für ganz besonders
wichtig halte, die zu Ihrem Bereich dazugehören, für die großartige Leistung,
die Sie alle in dieser Stadt bringen, herzlich danken! (Beifall bei der
SPÖ.)
Die Volksanwaltschaft ist ein wichtiges Instrument, dass
seit 1977, jetzt schon 26 Jahre besteht. Letztes Jahr wurde das 25-jährige
Bestehen der Volksanwaltschaft gefeiert. Es geht dabei um die Wahrung der
Interessen der Bevölkerung, auch gegenüber den Verwaltungsbehörden, und es ist
ein Instrument, das dem Bürger zu einem besseren Rechtszugang verhilft. Dabei
urteilt sie nach allgemeinen Grundsätzen korrekter Rechtsanwendung. Das halte
ich für einen besonders wichtigen Punkt, denn diese konstruktive Kritik, die
nach rechtlichen Vorschriften vor sich geht, ist eine ganz besondere. Die Frau
Kollegin Korosec kann das auf Grund ihrer ehemaligen Tätigkeit sagen. Es ist
wichtig zuzuhören, wie Sie – ich stimme da vollkommen mit Ihnen überein – den
Bürgern und Bürgerinnen zuhören, dementsprechend zu handeln und diese
Beschwerdefälle, die ganz wichtig sind, heranzuziehen und entsprechend
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