Landtag,
18. Sitzung vom 18.12.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 42
meines Wissens durchaus immer einstimmig bestätigt und
abgestimmt. Diese Dienstpostenpläne sind die Grundlage für all das, von dem wir
hier ausgehen können, dass es notwendig ist, um das Wiener Schulwesen zu
organisieren. Daher würde ich diesem Zurückziehen eher mit Bedauern begegnen
und würde es durchaus begrüßen, wenn es diese Klage gäbe, weil dann hier
vielleicht das eine oder andere klarer und deutlicher auf den Tisch kommen
würde.
Aber gut, das ist eine Entscheidung des
Landeshauptmannes. Er hat zuerst angekündigt, zu klagen; Sie erklären jetzt
hier - wir haben es von ihm persönlich ja noch nicht gehört -, Sie erklären
jetzt hier, Frau Landeshauptmann-Stellvertreterin, dass es diese Klage
vorläufig einmal nicht geben wird. Ich wage zu behaupten, es wird diese Klage
überhaupt nicht geben. - Dies zum einen.
Zum anderen nehme ich mit Sicherheit an, dass mein
Kollege Vettermann nachher den Unterschied erklären wird zwischen dem, was die
SPÖ seinerzeit im Wahlkampf angekündigt hat, und dem, was er seiner Erinnerung
nach tatsächlich gesagt hat, auf der einen Seite. Auf der anderen Seite, nehme
ich einmal an, wird die klassische Schuldzuweisung kommen. Da wissen wir schon,
was kommen wird, da brauchen wir uns gar nicht erst auf großartige
Überraschungen einlassen. (Abg Mag Sonja
Wehsely: Nur die Verantwortung! Es geht um Verantwortung, nicht um Schuld!)
Aber ich glaube, man sollte sich, wenn wir hier eine
Ressourcendiskussion führen, daran erinnern, wie diese etwas verschlagwortete
Diskussion in den Achtzigern und auch in der ersten Hälfte der neunziger Jahren
geklungen hat. Das ging in die Richtung, dass man sagte: In der Bildung wird
über Geld nicht gesprochen, das hat man ganz einfach. Das war also die
Grundlage: Geld steht zur Verfügung. Über Aufwand hat man nicht gesprochen,
über Effizienz hat man nicht gesprochen, über Ertrag hat man nicht gesprochen,
all das war in Wahrheit kein Thema. Geld hat man! Wer einmal darüber
nachdachte, wie das denn eigentlich so ist: ob dem Aufwand, den man hierfür
tätigt, auch ein entsprechendes Ergebnis gegenübersteht - na, den schaute man
an, als ob er von einem fremden Stern wäre! Das war in etwa das dominante
Denken damals in den achtziger und in der ersten Hälfte der neunziger Jahre.
Jetzt gebe ich schon zu, dass das kein isoliertes
Denken war. Es war ein Denken - wir kennen es aus der Zeit der
SPÖ-ÖVP-Regierung auf Bundesebene zur Genüge -, das dazu geführt hat, dass dann
das Budget dort hingekommen ist, wo es hingekommen ist: Es wurde zu einem
großmächtigen Sanierungsfall, und auch das Bildungswesen konnte natürlich nicht
daran vorübergehen, seinen Beitrag zu leisten und im Budgetbereich
Sanierungsschritte vorzunehmen.
Man hat das kleinweise getan, und es ist nicht so,
dass es erst jetzt seit dem 1. Dezember oder möglicherweise seit den
Finanzausgleichsverhandlungen zwischen dem Wiener Landeshauptmann, den anderen
Landeshauptleuten und dem Finanzminister Veränderungen in der
Bildungslandschaft gibt. Die gibt es schon beginnend mit der Mitte der
neunziger Jahre. Einer der ersten Einschnitte war folgender, und das ist damals
so verkauft worden - Sie erinnern sich -: Die ÖVP stellte die
Unterrichtsministerin, die SPÖ stellte den Bundeskanzler und Finanzminister;
nur damit Sie sich daran erinnern, dass Sie da auch schon ganz maßgeblich
Verantwortung gehabt haben. Da hat man unter dem Titel der Schülerentlastung
aus dem Stundenkanon der Mittelstufe, also der Sekundarstufe I, Stunden
herausgestrichen, insgesamt 6 Stunden. Man musste also Schülerinnen und
Schüler entlasten - in Wahrheit war das natürlich eine Einsparungsmaßnahme.
Damit hat es begonnen.
Es hat damit begonnen, dass man bei den Werteinheiten
Reduktionen vorgenommen hat. Die Werteinheiten hat man in den AHS Jahr für Jahr
zurückgefahren, man hat die Gruppenbildungsgrößen hinaufgesetzt, die
Unterstufenklassen sind in weiterer Folge - was Ihnen ideologisch durchaus
recht war, weil damit die AHS in weiten Bereichen tatsächlich zur Gesamtschule
geworden ist - angeschwollen. Dort hat man die Werteinheiten generiert, um in
der Oberstufe einen einigermaßen bequemen Unterricht durchführen zu können. Es
ist also nicht so, dass dies alles nicht schon Geschichte hätte, eine
Geschichte, an der Sie auch mit teilgehabt haben.
Es ist aber auch jene Politik in den neunziger
Jahren, die sich ungefähr danach ausgerichtet hat: Die Qualität der Pädagogik
ist daran zu messen, wie viele Lehrerinnen und Lehrer gleichzeitig in einem
Klassenzimmer stehen. Man hat sich nicht an den Grenzen der Finanzierbarkeit
gestoßen, beziehungsweise man hat dies dann noch vorangetrieben, als schon klar
war, dass die Finanzierbarkeit nicht mehr gegeben ist: zwei, drei, ja sogar
vier Lehrerinnen und Lehrer gleichzeitig in einer Klasse, gleichzeitig
dargestellt als eine höherwertige Pädagogik. Das ist behauptet, aber nie
überprüft und schon gar nicht bewiesen worden. Diese Denkschule war jedoch auch
mit den finanziellen Möglichkeiten nicht mehr in Einklang zu bringen, und das
war auch in einer Zeit, in der Sie den Finanzminister stellten und in der Sie
in einer Bundesregierung waren, schon ein Faktum. Das werden Sie auch nicht
leugnen.
Bei einem Verhältnis von 92 Prozent
Personalaufwand zu 8 Prozent Sachaufwand im Schulwesen wurden dann damit begonnen
- auch das haben Sie zu verantworten und mit zu verantworten -, beim
Sachaufwand zu sparen, um sich nicht mit den Personalvertretern anlegen zu
müssen. Das hat dann dazu geführt, dass Direktorinnen und Direktoren schon
erklärt haben, sie wissen eigentlich nicht mehr, woher sie das Kopierpapier
bekommen, sie wissen nicht mehr, wie sie die Heizkosten bezahlen können.
Unter dem Druck dieser Ereignisse haben Sie dann
etwas getan, bei dem Sie über Ihren ideologischen Schatten gesprungen sind,
indem Sie den Schulen Autonomie eingeräumt haben. Autonomie ist für Sie
offensichtlich noch immer ein bisschen ein Problem, und das war heute auch aus
Ihrem Redebeitrag herauszuhören. - Aber dazu ein wenig später.
In dieser Zeit und nur unter dem Eindruck, dass
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