Landtag,
19. Sitzung vom 29.01.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 48
Forum Wien gegründet wurde und zwar steht hier „mit dem Ziel Herausforderungen und Perspektiven für die Stadtentwicklung Wiens aufzuzeigen“. 1997 war hier im Haus eine Koalition zwischen der SPÖ und der ÖVP. Wenn man sich die Homepage des Ökosozialen Forums ansieht, sieht man auch, dass das keine überparteiliche Konstruktion ist, sondern eine Konstruktion zwischen der SPÖ und der ÖVP. Unter Präsidentin steht die Univ Prof Gerlind Weber drinnen und bei den Vizepräsidenten stehen Dr Georg Kraft-Kinz, Raiffeisenlandesbank Niederösterreich–Wien und Dr Heinz Hufnagl, Bank Austria. Jetzt denke ich mir, dass unser Umweltausschussvorsitzender Vizepräsident ist, Doktor weiß ich nicht, da bin ich mir nicht ganz sicher, ich glaube nicht, aber da steht zumindest Doktor. Faktum ist, dass das eine klassische große Koalitionskonstruktion ist und diese klassische Koalitionskonstruktion beschert uns jetzt sozusagen ein Modell, das allein gültig ist und für die Stadt Wien mehr oder weniger kopiert werden soll.
Da sage ich, es gibt bei der Nachhaltigkeit ganz
viele verschiedene Modelle, viele begrüße ich, manchen gegenüber bin ich
skeptisch. Ich glaube, dass das Modell, das hier vorgestellt worden ist,
durchaus diskussionswürdig ist. Nur glaube ich nicht, dass es hier das einzig
Mögliche ist. Deswegen möchte ich diesen Passus heraußen haben und zwar darum,
weil zum Beispiel das „ökologisch-gesellschaftliche Transformationsmodell“, das
heißt ein Modell, wie die Gesellschaft funktioniert, heute und hier von Ihnen,
meine Damen und Herren, abgesegnet wird. Da denke ich mir, da gibt es
wahrscheinlich allein wenn man das Internet befragt noch mindestens
20 andere und ich hätte gerne eine Vielfalt anstatt dieses Einheitsbreies.
Ich bin mir ganz sicher, dass ich den Biologismus von der Stadt Wien hier nicht
verordnet bekommen will. Es gibt ganz viele Menschen hier herinnen, die ganz
andere gesellschaftliche Entwürfe haben und deswegen „Nein“. Das ist einmal das
eine.
Das Zweite ist das: Die Frau Brigitte Ömer, eine
Biologin, ist sicherlich eine verdienstvolle Person und das ÖIM ist ganz
wichtig, aber es ist ein Institut, das der ÖVP sehr, sehr nahe steht. Ich
wundere mich natürlich ein bissel, dass die SPÖ da ein ÖVP-nahes
Nachhaltigkeitsmodell befürwortet. Na wunderbar, aber möglicherweise haben
nicht alle den Text gelesen, würde ich einmal sagen. Ich habe mich ein bissel
erkundigt, was im ÖIM passiert. Wenn man sich nämlich das Ökosoziale Forum
Österreich anschaut, dann steht da nämlich genau das Gleiche drinnen. Ich
meine, der ehemalige Vizekanzler Riegler hat zweifelsohne seine Meriten und
seine Verdienste. Er ist sicher ein ehrenwerter Herr. Nur glaube ich nicht,
wenn man sich das ein bissel näher anschaut, dass wir in Wien jetzt unbedingt
sein gesellschaftliches Modell von der Stadtregierung und auch vom Landtag
verordnet brauchen.
Aus diesem Grund, weil ich einfach glaube, dass
gerade bei der Nachhaltigkeit Vielfalt besser als ein Einwegmodell ist, sagen
wir es einmal so, hätte ich gerne dem Naturschutzbericht zugestimmt, aber ohne
dem Punkt 2 und deswegen möchte ich Sie auffordern, unserem
Abänderungsantrag zuzustimmen. - Dankeschön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsident Johann Hatzl:
Zum Wort gemeldet ist der Herr Abg Klucsarits.
Abg Rudolf Klucsarits (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr
geehrter Herr Präsident! Frau Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Der Naturschutzbericht ist ja immer ein sehr
interessanter Gradmesser, welchen Stellenwert der Naturschutz eigentlich in der
Stadtverwaltung genießt. In diesem Zusammenhang ist mir aufgefallen, dass der
Bericht mancher Abteilungen, die im Naturschutz sehr relevante Aufgaben
übernehmen, in diesem Naturschutzbericht relativ kurz gehalten ist. Aber
Quantität, das weiß ich schon, hat ja überhaupt nichts mit Qualität zu tun.
So habe ich die Ankündigung über die Reform der
MA 22 als sehr interessant empfunden. Vor allem die Zielsetzung, wonach
diese so stattfinden wird, dass es dem Dienstleistungscharakter einer
Magistratsabteilung entsprechen soll, hat mir wirklich gut gefallen. Zum einen
hoffe ich aber, dass sich dieser Gedanke bei der Reform der MA 22 wirklich
durchsetzen wird und zum anderen sind ja auch andere Magistratsabteilungen
eingeladen, sich diesen Gedanken anzuschließen.
Erfreulich finde ich auch, dass die Kenntnis der
MA 22 zu Themen in Sachen Umweltschutz zunimmt, denn gerade in den letzten
Jahren wurde da im Umweltressort einiges vermisst. Wir haben da den Eindruck
gewonnen, dass sehr viele der Themen des Umweltschutzes von der Stadtpolitik
gar nicht oder nur mangelhaft wahrgenommen werden. Da möchte ich nur sagen die
Handymasten, die Ernährungssicherheit oder andere Megathemen, auf die seitens
der Stadtpolitik kaum reagiert wird, die aber in Wirklichkeit die Bürger sehr
beunruhigen.
Aber es gibt auch Themen, bei denen man das Gefühl
hat, die Umweltverantwortlichen in dieser Stadt nehmen sich ihrer an. Hier
meine ich das Bodenschutzgesetz, das derzeit noch immer vorbereit wird. Eine an
sich sicher gute Sache, denn wir meinen, dass gerade der Boden ein schützenswertes,
ökologisches Gut darstellt und schlussendlich ist es ja der Boden, in dem alle
Schadstoffe landen oder zumindest dort durchgehen.
Weniger zu begrüßen ist der Zeitplan dieses Gesetzes,
denn es schaut wieder einmal danach aus, dass alles verzögert wird. Es steht ja
drinnen, dass es im Naturschutzbericht 2003 bereits vorliegen wird. Wir
haben aber bereits 2004 und wir haben davon noch nicht einmal einen
Entwurf gesehen.
Auch der Hinweis auf die zu
erwartenden Richtlinien erscheint mir wieder ein bisschen verdächtig.
Wahrscheinlich werden wir wie beim Tierschutzgesetz wieder einige -zig Monate
auf die EU-Richtlinien warten, bis das Bodenschutzgesetz das Licht der Welt
erblickt. Allerdings ist sicher der Boden die Hinhaltetaktik. Egal. Aber der
Boden muss ganz einfach geschützt werden. Der Schutz, den wir für den Boden
wollen, soll sich aber nicht nur auf den Schadstoffgehalt beziehen, sondern es
geht uns vor allem darum, auch die Quantität an Bodenfläche
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