Landtag,
19. Sitzung vom 29.01.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 48
in Wien zu erhalten. Schon seit Jahren fordern wir eine Entsiegelungskampagne für Wien. Was spricht denn dagegen, um plastisch zu reden, dass wir jedes Jahr die Fläche eines Fußballplatzes entsiegeln? Das wäre nicht allzu viel, aber trotzdem wäre es ein Zeichen. Eine Großstadt wie Wien braucht ganz einfach Freiflächen.
Zurecht zieht sich ja auch der Nationalpark wie ein
roter Faden durch den Naturschutzbericht. Die Berechtigung dafür leitet sich
aus der Bedeutung dieses wirklichen Jahrhundertprojekts für den Naturschutz und
die Freizeitgestaltung unserer Stadt ab. Aber so sehr wir auch gesucht haben,
im gesamten Naturschutzbericht habe ich so gut wie nichts über das
Nationalparkcamp und auch nichts über das geplante Nationalparkhaus gelesen.
Auch bei der Besucherlenkung gibt es unserer Ansicht nach viel zu wenig
Initiative des Landes Wien.
Grundsätzlich sind wir auch mit dem Nationalparkziel
einverstanden, den Baumbestand des Nationalparks auf heimische Bestände zu
reduzieren. Die Frage, Frau Stadträtin, ist nur: Wie werden es die Besucher
registrieren, wenn dort mit Kettensägen aufmarschiert wird und die Bäume
umgesägt werden? Da ersuche ich Sie, eine große Informationskampagne zu
starten, dass es nicht zu solchen Überraschungen kommt wie es zum Beispiel beim
Stadtpark war.
Immer wieder bekommen wir ja im Umweltausschuss Beschlussanträge
für den Ankauf von Grundflächen für den Nationalpark. Das ist sicher positiv zu
sehen. Aber wir hätten uns ein Konzept vorgestellt, welche Flächen angekauft
werden und was da vorhanden ist, damit wir das offensiv angehen und nicht immer
nur reagieren können. (Beifall bei der ÖVP.)
Einen Punkt in diesem Zusammenhang finde ich auch
noch wichtig und zwar geht es um die Sicherung der Donauschifffahrt und deren
Vereinbarkeit mit den Auflagen, die ein Nationalpark zu erfüllen hat. Ich
glaube, dass hier ein Konsens von allen Parteien besteht, wie wichtig gerade in
Zeiten der Osterweiterung der EU die Schifffahrt sein wird. Aber uns muss auch
eines klar sein, dass es vom Gesichtspunkt des Nationalparks eine
diesbezügliche Verantwortlichkeit gegenüber dem Nationalparkgedanken gibt. Wir
können davon ausgehen, dass hier auch die Bundesbehörde ein Projekt vorhat, das
sowohl der ökologischen als auch der ökonomischen Dimension der Wasserstraße
Donau gerecht werden wird.
Neben dem Nationalpark Donauauen ist die Schaffung
des Biosphärenparks das zweite wichtige Projekt des grenzüberschreitenden
Grünraumschutzes, wie wir ihn ja schon seit Jahren fordern. Aber wir glauben,
dass hier bei der Realisierung dieses Projekts von Seiten Wien bei den
Vorarbeiten noch eine Geschwindigkeitsstufe zugelegt werden soll, denn der
Jahresbericht dokumentiert, dass es keine Garantie dafür gibt, dass der
Biosphärenpark demnächst wirklich kommen wird. Aber gerade für uns ist eine
rasche Optimierung des Nationalparks und die Schaffung des Biosphärenparks ein
Garant dafür, dass der Nutzungsdruck auf die Grünräume in und rund um Wien, der
sicher auch durch die EU-Erweiterung noch vergrößert wird, abgefedert werden
könnte.
Dass Naturschutz auch Artenschutz ist, das ist auch
in diesem Bericht in Erwähnung. Mich hat es eigentlich sehr, sehr betroffen
gemacht, wie viele Pflanzenarten in Wien in den letzten 150 Jahren bereits
ausgestorben sind. Diese recht kritische Erkenntnis, glaube ich, sollte uns
alle ein bisschen nachdenklich stimmen.
Noch schwerwiegender finde ich in diesem Zusammenhang
die Studie das Zurückdrängen der Lebensräume der vielen Tiere betreffend. Denn
auch eine Großstadt braucht diese Artenvielfalt, die gerade Wien immer wieder
ausgezeichnet hat.
Eines habe ich auch nicht richtig gefunden: Es steht
in diesem Naturschutzbericht überhaupt nichts über das Amselsterben, das uns
alle in Wien sehr betroffen macht. Ich glaube, hier müsste man eine
Klarstellung finden. Hier müsste man schauen, wie weit man das in den Griff
bekommt und wie weit das unter Umständen auch auf Menschen übertragbar ist,
weil der Verursachervirus ja noch immer nicht ganz genau festgestellt worden
ist.
Und eines geht mir auch ab und zwar irgendein Bericht
über die Miniermotte. Gerade über den Kastanienbaum, einen Baum, der zu Wien
gehört, der nicht nur in Wien besungen wird, sondern ganz einfach ein Wiener
Baum ist, den jetzt die Miniermotte total zerstört, hätte ich mir in einem
Naturschutzbericht etwas erwartet.
Aber ich möchte da mit meinen Ausführungen keinen
falschen Eindruck erwecken. Die verwaltungstechnische Arbeit der MA 22
läuft sehr gut und was ich aufgezählt habe, sind Lücken, die im
Verwaltungsbereich der politischen Ressortleitung liegen, wiewohl sich gerade
im Bereich des Naturschutzes der Stadträtin ein gewisser Gleichklang mit uns
findet, der sich ja in den entsprechenden Antragsbeantwortungen positiv
niederschlägt. So sehr es mich freut, dass es hier auf diesem Gebiet ein sehr
gutes Gesprächsklima gibt, so kann ich nicht verhehlen, dass mir in diesem
Bericht noch weitere politische Schwerpunkte abgehen.
Schon lange läuft eine Diskussion über die
Novellierung des Baumschutzgesetzes und es wurde ja eine sehr aussagekräftige,
aufschlussreiche Studie in Auftrag gegeben. Doch über Schlussfolgerungen für
das Gesetz habe ich bis jetzt noch nichts gehört.
Wir vermissen auch Aussagen über die Überlegung zur
Eindämmung der Taubenplage. Auch die Taubenplage bewegt die Wiener.
Der Grünraumsicherung wird meiner Meinung nach viel
zu wenig Raum eingeräumt. Genauso wenig finde ich in dem Bericht Überlegungen
zu dem von uns angeregten Verbindungsbach zwischen Marchfeldkanal und Alter
Donau, mit dem nicht nur die Alte Donau nachhaltig dotiert werden könnte,
sondern auch ein wertvoller Grünzug geschaffen würde, der sicher ein
zusätzlicher Erholungsraum wäre.
Es gäbe noch einiges, was ich
aufzählen könnte, aber aus Zeitgründen und um die Debatte nicht zu verlängern,
werde ich mich auf das Gesagte beschränken. Für mich steht aber fest, dass dieser
Bericht zwar die
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