Landtag,
21. Sitzung vom 27.04.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 44
(Beginn um
9.01 Uhr.)
Präsident Johann Hatzl: Die
21. Sitzung des Wiener Landtags ist eröffnet.
Entschuldigt sind Frau StRin Dipl Ing Dr Rothauer,
Herr Abg Mag Gerstl und Frau Abg Mag Ringler. Ich bitte, dies zur Kenntnis zu
nehmen.
Hohes Haus, in wenigen Tagen, eigentlich könnte man
auch sagen, in wenigen Stunden, gibt es einen weiteren bedeutsamen Termin in
der neuen europäischen Geschichte. Mit 1. Mai dieses Jahres vereint dann
die Europäische Union 25 Mitgliedstaaten und etwa 450 Millionen
Einwohner in einem Binnenmarkt. Damit ist ein, wie ich meine, sehr großer und
auch notwendiger weiterer Beitrag bezüglich Überwindung der politischen und
wirtschaftlichen Spaltung Europas geleistet worden und, wie ich auch meine,
durchaus geglückt.
Die Europäische Union hat in ihrer Entwicklung vieles
erreicht. Man muss zugeben, manches hat sich auch falsch oder nur teilweise
richtig entwickelt, aber in der Gesamtbeurteilung ist sie erfolgreich.
Natürlich ist sie eine Gemeinschaft, die versucht, mit der Verwirklichung
gemeinsamer Anliegen den Interessensausgleich einzelner Mitgliedstaaten
vorzunehmen, und die große aktuelle Verfassungsdebatte im europäischen Bereich
zeigt auch das Ringen um Kompetenz, um neue klare Organisationsstrukturen, vor
allem aber um demokratische Verfassungsformen. Es geht ganz einfach darum,
diese Europäische Union noch demokratischer, transparenter und effizienter für
die Zukunft zu gestalten.
Und was für uns Wiener, auch für den Wiener Landtag,
wichtig ist, wäre auch die Gewissheit, dass die Interessen, aber auch die
Stimmen der Städte, der Regionen, der Landtage, der jeweiligen gesetzgebenden
regionalen Körperschaften weiterhin, und zwar noch verstärkt, gehört und beachtet
werden. Wichtig wäre für die Zukunft auch, eine Europäische Verfassung zu
haben, die es den Städten und Regionen und den gesetzgebenden Körperschaften
auf Regionsebene ermöglicht, entsprechend ihrer eigenen Entwicklungs- und
Bedürfnisstruktur bestimmte Bereiche als Entscheidungszuständigkeit weiter zu
besitzen, vor allem solche Bereiche, die für die Menschen besonders bedeutsam
und wichtig sind. Der Begriff "Daseinsvorsorge" ist hier ein
besonderes Stichwort.
Heute gilt es aber als Wiener Landtag den Gruß an die
Bewohner jener zehn Staaten zu richten, die, wie gesagt, in wenigen Stunden
Mitglied der Europäischen Union werden. Besonders jenen Staaten und deren
Hauptstadtbewohnerinnen und –bewohner, die uns Wienerinnen und Wienern nicht
fremd sind, und wo wir zu manchen sehr starke, historisch bedingte, enge und
freundschaftliche Beziehungen seit langem haben. Und ich möchte daher am Beginn
dieser Sitzung als Wiener Landtag diesen und uns allen gute gemeinsame Erfolge
für die Menschen, die wir zu vertreten haben, wünschen. Ich danke Ihnen für die
Aufmerksamkeit. (Allgemeiner Beifall.)
Wir kommen nun zur Fragestunde.
Die 1. Anfrage (FSP/01743/2004/0002-KFP/LM)
wurde von Herrn Abg Heinz-Christian Strache (Klub der Wiener Freiheitlichen)
gestellt und ist an den Herrn Landeshauptmann gerichtet: Wie konnte es dazu
kommen, dass das Land Wien als auch der Wiener Landesschulrat es 2003
verabsäumt hat, einen Antrag beim Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft
und Kultur auf Vorverlegung der Semesterferien 2005 um eine Woche zu stellen?
Ich bitte um die Beantwortung.
Lhptm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter
Herr Abgeordneter!
Ich will verzichten, Sie auf die Dinge hinzuweisen,
die man mir in der Vorbereitung hier zusammen geschrieben hat. Sie wissen
selbst, dass wir in Wien einen Stadtschulrat und keinen Landesschulrat haben,
Sie wissen selbst, wie der Fristenlauf für solche Änderungen ist. Ich kann mir
das also alles im Prinzip ersparen und die Frage sehr punktgenau beantworten.
Es ist diese Frage der Verlegung der Semesterferien
kein Anliegen und kein Thema in Wien gewesen, sondern es ist zu spät vom
Fremdenverkehrsbereich westlicher Bundesländer herangetragen worden und es
wurde zu diesem Zeitpunkt umfassend, sowohl von der Wiener Wirtschaft als auch
von den Elternverbänden, abgelehnt. Und ich kann Ihnen daher nur retrospektiv
diese Frage so beantworten.
Präsident Johann Hatzl: Eine
Zusatzfrage, Herr Abg Strache.
Abg Heinz-Christian Strache (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Wir haben im Jahr 2005 die Situation,
dass der erste Montag im Februar erst auf den 7. Februar fällt. Was Sie
sagen, oder als Antwort gegeben haben, ist durchaus auch nachvollziehbar. Aber
es wäre ja die Möglichkeit von Seiten des Landes gegeben gewesen, hier sehr wohl
auf Grund des Umstandes, dass Wien und Niederösterreich im nächsten Jahr
gemeinsam die Semesterferien haben werden und fünf deutsche Bundesländer sowie
auch die Niederlande ebenfalls in derselben Woche Semesterferien haben werden.
Man weiß, dass es auf Grund dieser Konstellation zu
einem Verkehrschaos kommen wird, man weiß, dass viele Wiener Familien eben auch
immer die erste Woche gebucht haben und dass auf Grund der Tradition so
gehandelt wurde. Und deshalb würde mich interessieren: Es muss ja irgendwelche Vorgaben
oder Grundlagen geben, wann man hier tätig wird, diese Grundlagen würden mich
auch interessieren, und aus welchem Grund man von Seiten der Stadt Wien in
Richtung Schulzeitgesetz nun hinsichtlich einer Änderung der Semesterferien
tätig wird. Da wird es ja auch irgendwelche Grundlagen geben, die hier in Wien
normalerweise für diese Entscheidung, ob man einen Antrag stellt, angewendet
werden. Welche Grundlagen sind das normalerweise?
Präsident Johann Hatzl: Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Also, zunächst einmal befinden wir uns ja in der gesetzlichen Tradition, in der
gesetzlichen Norm. Und wenn man hier Änderungen wünscht - und die können
gemeinsam vom Stadtschulrat und dem Land Wien beim Unterrichtsministerium in
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