Landtag,
21. Sitzung vom 27.04.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 44
dass das eine Aushöhlung dieser Gemeindeautonomie bedeuten würde. Also lassen wir sie in Ruhe diskutieren, es ist ohnehin auch realer Gegenstand der Österreich-Konventsdiskussionen, und wir werden am Ende des Tages sehen, was herauskommt.
Man kann jedenfalls von der Realität her nicht
behaupten, dass das Wiener Kontrollamt unter der Fuchtel des Bürgermeisters
steht und nicht unabhängig agieren kann; das ist von der Realität her absurd.
Die Rechtsfragen werden wir ohnehin klären können. Den Vorwurf habe ich
jedenfalls noch nie gehört.
Präsident Johann Hatzl: Die 5. und
letzte Anfrage (FSP/01743/2004/0001-KFP/LM) wird von Herrn Abg Dr Serles
(Klub der Wiener Freiheitlichen) gestellt und ist an den Herrn
Landeshauptmann gerichtet: Was halten Sie im Zuge der derzeitigen
Finanzausgleichsverhandlungen von dem Vorschlag des SPÖ-Chefs Gusenbauer, die
Wohnbauförderungen der Länder zu kürzen?
Ich bitte um die Beantwortung.
Lhptm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter
Herr Landeshauptmann!
Im November 2003 hat ... (Heiterkeit und
Zwischenrufe bei der FPÖ.) Herr Landtagsabgeordneter - Verzeihung! Ja, ich
weiß, setzen Sie Ihre Hoffnungen ruhig darein. Immerhin ein schöner
Generaldirektorsposten, wenn auch für kurze Zeit.
Herr Abg Fuchs - damals als Herr GR Fuchs - hat im
November 2003 ziemlich genau dieselbe Frage an mich gestellt. Was sich seither
verändert hätte, kann ich beim besten Willen nicht erkennen. Ich kann daher nur
in der Kurzversion wiederholen, was ich damals schon sagte und was Herrn Abg
Wagner damals sehr zufrieden gestellt hat; er hat ja auch die Zusatzfrage dazu
gestellt. Daher wiederhole ich mich und bitte gleichzeitig dafür um Verzeihung.
Es steht völlig außer Frage,
dass die Finger von der Wohnbauförderung gelassen werden müssen. Ich kann für
mich persönlich nur sagen, es waren andere, die die Kürzung der
Wohnbauförderung verlangt haben, darunter auch der Herr Finanzminister, aber
mit Sicherheit nicht der SPÖ-Vorsitzende. Abgesehen davon haben wir alle damals
auch übereingestimmt, dass eine Forderung eines Oppositionsführers jedenfalls
relativ geringe Chancen hat, zu einer gesetzlichen Realität zu werden, weil
Minderheit eben Minderheit ist. Da ist mir die Forderung, die der
Finanzminister in diese Richtung erhoben hat, die aber auch andere
Regierungsmitglieder erhoben haben, ehrlich gesagt ein viel größeres Problem.
Präsident Johann Hatzl: Zusatzfrage:
Herr Abg Serles.
Abg Dr
Wilfried Serles (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr
Landeshauptmann!
Ich entnehme
dem "Standard" vom 4. Oktober 2003, dass auch Ihr
Parteivorsitzender, der Herr Gusenbauer, manchmal nachdenkt, er hat da einmal
über den Umbau des Sozialstaates nachgedacht. Ich möchte das jetzt gar nicht
gering schätzen, weil ich glaube, dass es wichtig und notwendig ist, über diese
Dinge nachzudenken. Er hat aber das Ganze offensichtlich schlecht kommuniziert,
weil im "Standard" als Zwischenüberschrift unter dem "Umbau des
Sozialstaates" dann gleich solche Grauslichkeiten zu lesen sind wie:
"Wohnbauförderung kürzen", "Krankenversicherungsbeiträge erhöhen".
In dem Artikel kommt es dann noch dicker, dort ist davon die Rede, dass das
Kindergeld überprüft werden soll und dass das teure Pflegegeld zumindest neu
sozial gestaffelt werden soll.
Jetzt haben
Sie unlängst auch das Thema der Kommunikation in der SPÖ angesprochen und
forcieren sehr den Herrn Broukal, um die SPÖ, was die Kommunikation betrifft,
wiederum ein bisschen auf Vordermann zu bringen. Zumindest gilt das, wenn ich
Ihren Ausführungen Glauben schenken darf, für die Bundes-SPÖ. Daher die Frage
an Sie, Herrn Landeshauptmann: Ist dieser schwächliche Versuch von geeigneter
Kommunikation mit dem Wähler, den Herr Gusenbauer da unternommen hat, der
klassische Fall für einen Nachhilfeunterricht durch Herrn Broukal?
Präsident Johann Hatzl: Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Mit Ihrer
Erlaubnis, Herr Abgeordneter: Da ich ganz sicher davon ausgehen kann, dass die
Frage der Kommunikation innerhalb der SPÖ und der SPÖ nach außen hin nicht
Angelegenheit der Stadt Wien und vor allem nicht Angelegenheit der
Stadtverwaltung ist (Abg Mag Christoph Chorherr: Des Landes!) - im
gegenständlichen Fall der Landesverwaltung, der Landesverwaltung noch viel
weniger -, ist das eigentlich ein klassischer Fall einer Frage, die man nicht
beantworten sollte. Aber weil sie wirklich lustig ist, will ich das gerne tun.
Sie können ganz sicher sein, dass ich die Aussagen
meines Bundesparteivorsitzenden grundsätzlich und immer absolut ernst nehme.
Was die Wohnbauförderung betrifft, hat man als ein Länderpolitiker
beziehungsweise ein Stadtpolitiker natürlich eine besondere Sensibilität. Ich
habe mich daher genau erkundigt, was hier vorgeschlagen wurde. Ich habe das
auch im November gesagt, weil damals Herr GR Fuchs von großer Sorge erfüllt war
- was ihn eigentlich für das Amt des Bundespräsidenten qualifizieren würde -,
und konnte damals schon berichten, dass es um die Frage der Zweckwidmung
gegangen ist. Ich habe damals auch im Detail präzisiert, was meine Meinung dazu
ist, aber es wurde das nicht ausgeführt: Dass die Frage einer Zweckwidmung,
wenn sie entsprechende Sozialinfrastruktureinrichtungen mit einschließt, für
uns als Wiener bei der Realsituation, die wir in der Stadt haben, als durchaus
kein unvernünftiger Schritt erscheint.
Aber es steht ja ohnehin nicht zur Diskussion. Die
Landesfinanzreferenten haben vor ganz kurzer Zeit in Vorbereitung der
Landeshauptleutekonferenz von übernächster Woche einen gemeinsamen Beschluss
gefasst, der in Bezug auf die Wohnbauförderung ganz klar sagt: Es kann zu
keiner Kürzung der Wohnbauförderung kommen! Da stimmen alle neun Bundesländer
überein, daher gehe ich davon aus, dass es auch so sein wird.
Präsident Johann Hatzl: Zusatzfrage:
Herr Abg Ellensohn.
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