Landtag,
21. Sitzung vom 27.04.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 44
Abg David Ellensohn
(Grüner Klub im Rathaus): Herr
Landeshauptmann!
Ich möchte auf die Wohnbauförderung zurückkommen,
weil mich die Kommunikationsprobleme oder die Kommunikation innerhalb der SPÖ
nicht als Erstes interessiert. (Lhptm Dr Michael Häupl: Verstehe ich! -
Heiterkeit.)
Im
17 Bezirk in der Kreuzgasse gibt es ein Haus, das die Bewohner
"Alcatraz" nennen. Ich weiß nicht, ob Sie von dem Fall gehört haben,
und schildere ihn hier ganz kurz. Da geht es um die Kontrolle von
Wohnbaufördermitteln: Wie viel Wohnbauförderung wird ausbezahlt? Und werden
alle Auflagen, die mit der Förderung verbunden sind, auch erfüllt?
Unser
Anliegen ist neben einer transparenten Vergabe aller öffentlich geförderten
Wohnungen - wofür wir mehrfach Anträge eingebracht haben, aber leider noch
keine Mehrheit in diesem Haus finden konnten - vor allem auch die Kontrolle von
ausgezahlten Wohnbaufördermitteln. Es macht nämlich keinen Sinn, wenn man diese
Wohnbauförderung auszahlt, sich verschiedene Qualitätskriterien wünscht, diese
vorgibt und anschließend die Einhaltung nicht kontrolliert, wie es im
gegenständlichen Fall offensichtlich geschehen ist.
Können Sie
sich vorstellen, dass wir uns, dass sich die Stadt und die Gemeinde Wien
intensiver darum kümmert, auch bei Wohnbauförderungsmitteln, wenn sie bereits
ausgezahlt sind, zu kontrollieren, ob alle Kriterien, die zur Auszahlung
geführt haben, erfüllt worden sind?
Präsident Johann Hatzl: Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Ich bin
zutiefst davon überzeugt, dass dies in der gesetzlich vorgesehenen Form
passiert. Wenn man hier entsprechende Änderungen haben will, dann steht ja
dieses Forum als Diskussionsforum zur Verfügung. Aber ich werde sicherlich
Mehrheits- oder Minderheitsmeinungen, die hier in diesem Haus gefasst wurden,
nicht in einer Fragestunde entsprechend kommentieren beziehungsweise werde ich
Entscheidungen, die in diesem Haus mehrheitlich getroffen wurden, nicht in der
Fragestunde overrulen. Davor werde ich mich hüten. Aber ich bin zutiefst davon
überzeugt, dass hier gesetzeskonform vorgegangen wird.
Präsident Johann Hatzl: Zusatzfrage:
Herr Abg Fuchs.
Abg Georg Fuchs
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Landeshauptmann!
Ich kann mir schon vorstellen, dass Sie keine Freude
haben oder gehabt haben mit den Aussagen des Herrn Gusenbauer, der darüber
nachgedacht hat, eine Reform im Bereich der Wohnbauförderung herbeizuführen.
Auch wenn Sie bei meiner letzten Frage, die ich seinerzeit an Sie gerichtet
habe, gesagt haben: "Das stimmt nicht" - er hat diese Aussage
getroffen! Es wurde ja wieder bestätigt, dass der "Standard" das
richtig berichtet hat.
Es geht aber jetzt nicht nur um die Aussage
Gusenbauers, sondern es hat da auch Finanzminister der Sozialdemokraten gegeben
- Sie kennen ja Rudi Edlinger sehr gut, er war Finanzminister und hat auch die
Begehrlichkeit der Wohnbauförderungsmittel gesehen. Dieser Finanzminister hat sehr
gut gewusst, dass Wien sehr viel an Rücklagen bei den Wohnbauförderungsmitteln
hatte und noch immer hat. Seit Jahren wissen wir, dass zirka
450 Millionen EUR auf dem Konto liegen. Das sind unbenutzte
Finanzausgleichsmittel, die eigentlich für die Wohnbauförderung, für die
Infrastruktur vorgesehen sind.
Herr Landeshauptmann! Sehen
Sie nicht bei den kommenden Finanzausgleichsverhandlungen eine Schwachstelle
von Wien, wenn 450 Millionen EUR auf dem Konto liegen und nicht in
den Wohnbau oder in die Infrastruktur geflossen sind? Eine Schwachstelle bei
den Finanzausgleichsverhandlungen, weil man dann hergehen und sagen wird:
"Wien hat so viel auf dem Konto liegen, ihr habt ja gar nichts
investiert" - obwohl wir es bei 9,5 Prozent Arbeitslosen in Wien
nötig hätten! Sehen Sie nicht eine Notwendigkeit, zumindest einen Teil dieser
Bundesmittel rasch zu investieren, damit Sie eine bessere Position bei den
Finanzausgleichsverhandlungen haben?
Präsident Johann Hatzl: Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Herr
Landtagsabgeordneter!
Ich weiß Ihre gedankliche Mithilfe und Ihre seelische
Unterstützung im Hinblick auf die kommenden Finanzausgleichsverhandlungen,
insbesondere in der Wohnbauförderung, sehr zu schätzen. Aber Sie dürfen sicher
sein, dass ich mich in dem Zusammenhang eher auf die anderen Landeshauptleute
verlasse. Wenn ich mir die Landesfinanzgestion einzelner Bundesländer - ohne
sie namentlich zu nennen - anschaue, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass
eine Kürzung der Wohnbauförderungsmittel beim derzeitigen Stand der de facto
Nicht-Zweckbindung auf große Zustimmung stoßen kann. Nicht nur vom Wollen ist
es abhängig, sondern es kann nicht so sein! Da ist meiner Ansicht nach schon
ein großer Rückhalt gegeben.
Sie stellen hier eine Zahl in den Raum, Sie
behaupten, dass auf Konten eine große Summe Geldes liegt, und stellen fest,
dass das allgemein bekannt ist. Nein, ganz so allgemein bekannt kann das nicht
sein - mir nämlich nicht! Dazu kann ich Ihnen nur sagen: Selbstverständlich
wird es auch entsprechende Rücklagen geben, das ist notwendigerweise so. In
Niederösterreich hat es diese auch gegeben, die sind dann entsprechend
verwertet worden, im gegenständlichen Fall negativ verwertet worden. So ist das
Leben.
Wir versuchen, das einfacher zu
machen, weil wir wissen, dass wir dieses Geld ja auch brauchen, um immer sehr
rasch reagieren zu können, um Angebote zu erhöhen, die letztendlich auch zur
Preisstabilität führen. Zweifelsohne wird es jetzt in einer nächsten Phase etwa
in Beobachtung des Mietpreisspiegels notwendig sein, dieses Angebot wieder
etwas zu erhöhen, das heißt, Wohnbau wieder zu forcieren. Aber das ist ein sehr
heikles Spiel, das man sehr vorsichtig betreiben muss und das eine sehr
austarierte Vorgangsweise haben soll. Denn niemand von uns - und Ihre
Parteifreunde am allerwenigsten - will eine entsprechende Überhitzung,
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