Landtag,
22. Sitzung vom 30.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 104
Interesse, glaube ich, vom Hohen Haus zur Kenntnis und in weiterer Folge eigentlich auch unwidersprochen zur Kenntnis genommen worden sind.
Ich würde den Herrn Landeshauptmann beziehungsweise
seine Stellvertreterin, die Frau StRin Laska, einladen, uns einmal zu erklären,
was die Zielsetzungen für die laufenden Finanzausgleichsverhandlungen sind. Da
wissen wir eigentlich noch gar nichts. Es wäre ganz schön zu wissen, welche
Vorstellungen man hier entwickelt, wie sich das in Zukunft mit dem
Lehrereinsatz eigentlich verhalten soll. Vielleicht wäre das dann der Ansatz,
um dort hinzukommen, von wo wir uns nach Tunlichkeit wegbewegen sollten, dass
wir uns in regelmäßigen Abständen fragen, wie der Finanzausgleich ausschaut.
Ich glaube, man sollte gerade bei der Finanzierung der Landeslehrer zu neuen
Ufern aufbrechen.
Ich orte hier bei der Sozialdemokratie zumindest ein
Minimum an Bewegung. War es im Dezember noch so, dass es nur geheißen hat, der
Status quo, so wie er derzeit verankert ist, die Verantwortung auf der Bundes-
und auf der Landesebene, darf nicht in Frage gestellt werden, glaube ich, hat
sich dies ein bisschen verschoben, sodass man sagt, man kann es auch etwas
anders sehen. Die Frau Vizebürgermeisterin hat das in der
Rechnungsabschlussdebatte schon ein wenig modifiziert und ich meine, es war
durchaus sehr interessant, das zu hören, nämlich schon in die Richtung hin es
zu gestalten, dass man sagt, wer zahlt schafft an.
Ich meine, dass die Organisationsform, die wir
derzeit kennen, die auch vom Rechnungshof kritisiert wurde, dass der Bund zwar
die Landeslehrer zahlt, aber die Länder dann die Verfügungsgewalt haben, ein
Modell ist, das nicht zukunftstauglich ist. Ich glaube, wir sollten zwei
Varianten in Überlegung ziehen und weiterverfolgen:
Entweder zieht der Bund die Landeslehrer an sich,
durchaus mit der Konsequenz, endlich einmal ein einheitliches Lehrerdienstrecht
in Österreich zu schaffen, weil die Zweiteilung zwischen einem
Bundeslehrerdienstrecht und einem Landeslehrerdienstrecht, das über weite
Strecken deckungsgleich ist, erscheint mir sehr verwaltungsaufwendig zu sein,
aber für die Betroffenen nicht wirklich hilfreich. Es schafft aber
Vereinfachung in der Verwaltung. Wenn wir bei der Verwaltung sparen, brauchen wir
dort nicht zu sparen, wo zur Zeit gespart wird, nämlich im Einsatz von
Lehrerinnen und Lehrern in der Schule. Das wäre die eine Möglichkeit.
Oder eine von mir durchaus bevorzugte Variante: Der
Bund überweist den Ländern die adäquaten Budgetmittel und es haben dann die
Länder in ihrer Verfügungsgewalt zu sagen, wie sie durchaus spezifische
Schwerpunktsetzungen vornehmen, diese Geldmittel zum Einsatz zu bringen. Ich
glaube, dass das eine Möglichkeit wäre, von diesen durchaus, einmal mehr oder
weniger, nicht sehr konstruktiven Diskussionen, die hier zum Einsatz gebracht
werden, wegzukommen. Das wäre etwas, wo wir das auf eine sehr saubere Basis
stellen könnten. Der Bund stellt das Geld zur Verfügung und es bleibt den
Ländern dann vorbehalten, wie viele Lehrer sie beschäftigen, wofür sie sie
beschäftigen. Ich glaube, dass wir auch hier einen Schritt vorwärts machen
sollten.
Wo ich mit der Frau Stadträtin nicht einer Meinung
bin, und wo sie sich, wenn man es genau liest, schon ein wenig vom
Bildungssprecher der SPÖ auf Bundesebene unterscheidet, ist dass die
Beibehaltung der Zweidrittelgesetzgebung im Schulbereich eine ist, die meines
Erachtens nach obsolet ist, zur Versteinerung führt und uns nicht weiterbringt.
Ich wäre durchaus dafür, dass wir im Bereich der Schulgesetzgebung mit all den
Konsequenzen, die sich daraus ergeben, von dieser Zweidrittelgesetzgebung
wegkommen. Veränderungen in Schwerpunktsetzungen sind eben auch einmal Ausdruck
der Politik.
Weil auch immer wieder die Frage über die Aufgabe der
Schule gestellt wird und die Frau Vizebürgermeisterin hierzu § 2 des
Schulorganisationsgesetzes zitiert, lassen Sie mich abschließend aus einer
Zeitschrift des BSA zitieren, wo der Vorsitzende des Zentralausschusses,
Wolfgang Suppani, ein paar interessante Zeilen gebracht hat. Die Frau
Präsidentin wird mir gestatten, diesen kurzen Absatz noch vorzulesen. Suppani
schreibt: "Wollen wir eine Schule, in der die Kinder etwas lernen und auch
erzogen werden, dann muss ich das Faktum akzeptieren, dass Lernen und Erziehung
von den Kindern nicht unbedingt immer als lustig empfunden werden und dass ganz
einfach gewisse gesellschaftliche Grenzen, Regeln und ein gewisses Niveau zu
akzeptieren sind. Oder wollen wir eine Schule, die den Kindern nur mehr Fun und
Coolness vermittelt, da Allgemeinwissen so unheimlich altmodisch und uncool
ist? Wenn dem so ist, dann soll man das auch ganz offen sagen."
Ich glaube, das ist eine sehr klare und interessante
Aussage eines Repräsentanten der Sozialdemokratie, wie Schule zu verstehen ist.
Es ist eine gute Basis, auf der Schulentwicklung auch gedeihen kann. (Beifall
bei der FPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Abg Vettermann. Ich erteile ihm das Wort.
Abg Heinz Vettermann (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Frau Präsidentin! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Dass man bei der Pädagogik nicht erlahmen darf, hat
sich, glaube ich, schon beim Titel gezeigt, denn die Verantwortung des Landes
Wien für ihre Pflichtschulen, also entweder der Stadt ihre oder dem Land seine,
sozusagen deutsche Sprache, schwere Sprache. (Abg Walter Strobl: Eh gut!)
Darum sage ich, man sieht, dass das lebenslange Lernen in allen Kreisen
sozusagen eine vordringliche und auch nützliche Aufgabe ist, aber ich will mir
jetzt nicht zu viel Zeit vom Titel wegnehmen lassen, sondern auch ein bisschen
etwas zum Kollegen Strobl sagen, nämlich zu den Inhalten auch. (Abg Walter Strobl: Ich würde mir weniger
Sorgen um den Titel machen! Ich würde mir wirklich Sorgen um die Wiener Schulen
machen!)
Ich meine, es wurde schon bei der
Rechnungsabschlussdebatte auf deinen Pädagogikansatz hingewiesen, dass du das
in sehr starker Gewissensvermittlung
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