Landtag,
22. Sitzung vom 30.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 104
einfach versuchst zu reduzieren, hier auch mit dieser
zu einfachen Rechnung. (Abg Walter Strobl: Schulentwicklung! KMS!) -
Nein, ich rede jetzt ganz allgemein über Lehrer, Lehrereinsatz, über deine zu
einfache Rechnung, einfach zu sagen: Wie viele Kinder haben wir? Dividieren wir
sie durch alle Lehrer. Und was für eine rechnerische Zahl bekomme ich dann in
den Klassen heraus? (Abg Walter Strobl:
Genug!) Ohne auf irgendeine sonderpädagogische, irgendeine Förderung,
irgendeine zusätzliche Sache einzugehen. Diese Rechnung stimmt zwar rein
mathematisch, ist aber pädagogisch natürlich ein Unsinn. Gerade bei Psychagogen
und auch Beratungslehrkräften in der Schule ist ganz klar nachgewiesen, dass
diese Aufgaben von dieser Gruppe wesentlich besser und in gewisser Weise auch
nur von ihnen durchgeführt werden können und nicht von Sozialarbeitern. (Abg Walter Strobl: Dann soll es die Stadt
zahlen!) Die können kooperieren und das tun sie auch. Es gibt
Familienbetreuungen außerhalb der Schule, all das wird wahrgenommen, keine
Sorge, aber in der Schule müssen wir auch die Möglichkeit sicherstellen, die
Kinder dort abzuholen, wo sie sind, und entsprechend zu fördern, dort, wo
Förderung bei Schwäche vorhanden ist, es im Einzelfall aber durchaus auch
Einzelbegabungsförderung gibt. Auch das wurde von der ÖVP immer wieder gefordert
und in Wien gelebt.
Zur kooperativen Mittelschule wollte ich sagen, ja, wir
evaluieren, das stimmt. Dort, wo Ressourcenknappheit ist, ist es schwer, genau
unsere Durchführungsbestimmungen durchzuführen, aber wir stehen natürlich
genauso wenig für Etikettenschwindel zur Verfügung. Dort, wo kooperative
Mittelschule draufsteht, muss auch kooperative Mittelschule herauskommen. (Beifall bei Abg Walter Strobl.)
Es ist gesagt worden, wir haben immer einen Reflex,
das irgendwie auf den Bund zu schieben. Ich muss sagen, es geht mir hier nicht
um Schuld und Sühne, wir sind nicht bei Shakespeare oder in einem anderen
Theaterstück, sondern es geht hier um Verantwortung. Die Kollegin Novak wird
dann sagen, was wird und wo wir Verantwortung haben. Wir sind ja Schulerhalter
und investieren auch dort, wo wir die Verantwortung haben. Dort, wo der Bund
die Verantwortung hat, muss eben der Bund seine Verantwortung auch entsprechend
wahrnehmen. So ist das eben.
Ich komme jetzt zum Kollegen Rudolph, der das entsprechend angesprochen hat, wer wofür verantwortlich
ist. Ich bin ein Gegner der Verländerung, das heißt, jedes Land für sich.
Erstens wird nicht genug Geld kommen und zweitens ist auch die
Auseinanderentwicklung, die in fünf bis zehn Jahren dann kommt, dass es im Land
dann vielleicht noch auf die Gemeinden hinuntergebrochen wird, nicht in Wien,
aber in den anderen Bundesländern, und es dann ein Unterschied ist, ob man in
Vorarlberg, in Niederösterreich, in St°Pölten, in einer Landgemeinde oder gar
in Wien in die Schule geht, wo wir uns sicher gut halten werden, für mich ein
Schreckgespenst bei so einem kleinen Land. Das muss entweder der Bund ganz an
sich ziehen, eine Sache, oder die zweite, er kommt seiner Verantwortung nach
und gibt uns die Ressourcen, die wir entsprechend brauchen.
Auf den Stellenplan wurde hingewiesen. Es haben beide
Parteien, nämlich Schwarz und Blau, die auch die Bundesregierung bilden, sowohl
im Stadtschulrat als auch in der Landesregierung mitgespielt, weil sie wissen,
dass die 700 Lehrerposten sehr gut begründet sind, weil es dabei um
Zweiteinsteiger und Rückfluter geht, weil der sonderpädagogische Förderbedarf
nicht entsprechend berücksichtigt wird. Wenn ich Zeit habe, gehe ich dann noch
ganz kurz auf jene ein, weil das ist, glaube ich, die entsprechend zentrale Kampfmaterie
der Diskussion, wo es um die meisten Lehrerposten geht. Es geht dann auch um
Mutterschafts- und Karenzurlaube. (Die
das Ende der Redezeit anzeigende Lampe beginnt zu leuchten.)
Es blinkt schon, aber zwei Sätze seien mir noch
gestattet.
Der Bund bestimmt von sich aus, dass nur 2,7 Prozent
diesen sonderpädagogischen Förderbedarf haben dürfen, ohne auf die wirklichen
Bedürfnisse einzugehen. Die sind eben in Wien bei 4 Prozent, waren aber
schon, wenn wir es bekommen, bei 6, bei 8 Prozent. 4 Prozent ist für
Wien, aber auch für andere Bundesländer keine schlechte Marke. Aber wenn es
diese Zahl nicht gibt, ist die Umsetzung des Gesetzesauftrages zur Integration
gefährdet.
Wer immer sich Sorgen um die Wiener Schulen macht,
teilweise zu Recht, den fordere ich auf, den Kampf Wiens um die notwendigen
Dienstposten mitzuführen. Schüler, Eltern und Lehrer können sich auf die
Entschlossenheit der Wiener Sozialdemokratie auf alle Fälle verlassen. - Vielen
Dank. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Die nächste Rednerin ist Frau StRin Mag
Vassilakou. Ich erteile ihr das Wort.
StRin Mag Maria Vassilakou: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr
geehrte Damen und Herren!
Das Problem, über das wir heute diskutieren, nicht
zum ersten Mal, besteht meines Wissens nach seit dem Jahr 2000 und ist
keineswegs neu, denn seit 2000 sind in Wien insgesamt
1 400 LehrerInnenposten gekürzt worden. (Abg Ing Herbert RUDOLPH: Seit 1996!) - Seit 1996? Sogar noch
länger. Jedenfalls sind allein in den letzten Jahren 1 400 weggespart
worden. Das ist natürlich ein Aderlass sondergleichen für Wiens Schulen. Wir
haben von dieser Stelle aus mehrfach diskutiert, dass dadurch Wiens Schulen auf
das Niveau der fünfziger Jahre zurückkatapultiert worden sind.
Jetzt macht es schon Sinn, Kollege
Strobl, zu erörtern, wer das einerseits verursacht hat und wer andererseits
damit nicht umgehen konnte. So ungern Sie das auch hören, kann ich es Ihnen
nicht ersparen, verursacht hat diesen Aderlass die Bundesregierung. (Abg Walter Strobl: Wohnbauförderung war die
Alternative!) Verursacht hat diesen Aderlass Ihre eigene Bildungsministerin
(Abg Walter Strobl: Die war nicht dabei!), die ich hier mit dem
berühmten Satz zitieren kann: "Ich habe ein Budget zu sanieren und damit
basta." (Abg Walter Strobl: Sie war
nicht dabei!) Dieses Zitat allein bringt jene Ignoranz,
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