Landtag,
22. Sitzung vom 30.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 43 von 104
Stadträtin für Gesundheit und Soziales wird aufgefordert, die notwendigen Schritte zu unternehmen, damit sichergestellt wird, dass sich die Zuständigkeit der Volksanwaltschaft auf die Tätigkeit des Fonds Soziales Wien erstreckt.
In formeller Hinsicht wünschen wir eine sofortige
Abstimmung dieses Antrages.“
Meine Damen und Herren! Ich danke den wenigen
Abgeordneten, die sich für den Bericht der Volksanwaltschaft interessieren, für
ihre Aufmerksamkeit, und ich bedanke mich auch bei der Volksanwaltschaft für
den ausdrucksstarken und guten Bericht. Ich hoffe, dass auch die Jahre 2004 und
2005 wieder von der Volksanwaltschaft kontrolliert werden können. – Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Präsident Johann Hatzl: Zu Wort
gemeldet ist die Frau Abg Korosec.
Abg Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Präsident! Herr Volksanwalt! Herr Dr Pacher!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! – Herr Präsident! Wir sollten jetzt eine
Zweidrittelabstimmung machen, wie wir da in diesem Saal sind. (Abg Dr Sigrid Pilz: Genau!)
Meine Damen und Herren! Wir behandeln jetzt den
25. Bericht der Volksanwaltschaft, und ich muss sagen, ich finde es sehr
traurig – und jetzt sage ich gar nicht, dass man uns, der Opposition, nicht
zuhört –, dass der Bericht der Volksanwaltschaft, der einmal im Jahr hier
präsentiert wird, so wenig Echo findet. Ich finde es traurig, wie wenig
Wertschätzung Sie der Volksanwaltschaft, wie wenig Wertschätzung Sie damit auch
den Volksanwälten und wie wenig Wertschätzung Sie den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern der Volksanwaltschaft damit dokumentieren, dass sieben Abgeordnete
der sozialistischen Fraktion hier in diesem Raum sitzen (Abg Gerhard Pfeiffer: Es sind nur sechs!), um den
Volksanwaltschaftsbericht zu hören.
Ich habe schon gesagt, es ist der 25. Bericht, ein
Vierteljahrhundert. Die Volksanwaltschaft verhilft den Bürgern sehr oft zu
ihrem Recht. Es werden Missverständnisse aufgeklärt, Systemfehler aufgezeigt,
Anregungen an die Stadtverwaltung gemacht, und oft werden – das möchte ich
schon ausdrücklich als positiv betonen – gemeinsame Lösungen in Einzelfällen
getroffen, Systemfehler aber werden sehr oft nicht gelöst.
Ich möchte namens meiner Fraktion und auch in meinem
eigenen Namen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Internen Revision
danken, weil durch rasches Handeln und Einsatzbereitschaft vielen Bürgern
geholfen werden kann. Es ist meiner Fraktion und mir natürlich ein besonderes
Anliegen, der derzeitigen Vorsitzenden, die heute nicht hier ist, dem Herrn
Volksanwalt Kostelka und dem Volksanwalt Mag Stadler für ihre wertvolle Arbeit
zu danken, die sie im Interesse der Bürgerinnen und Bürger leisten. (Beifall
bei der ÖVP sowie Beifall der amtsf StRin Mag Renate Brauner und des Abg Mag
Andreas Schieder.)
Der Dank gilt aber selbstverständlich allen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Volksanwaltschaft. Ich weiß, wie
engagiert und mit welch sozialer Kompetenz da Arbeit geleistet wird.
Meine Damen und Herren! Berichte der
Volksanwaltschaft sind Gradmesser für die Art und Weise, wie die Verwaltung mit
den Bürgerinnen und Bürgern umgeht, denen sie dienen sollen. Das heißt, die
Volksanwaltschaft ist tatsächlich ein Sprachrohr der Bürger.
Damit komme ich zum Bericht. In Wien ist eine
sozialdemokratische Alleinregierung, wo zwar Bgm Häupl in der
Regierungserklärung Demut zugesagt hat, aber das Gegenteil der Fall ist.
Sensibilität ist ein Fremdwort. Das zeigt sich auch im Bericht der
Volksanwaltschaft. Das drückt die Stellungnahme der Landesregierung sehr, sehr deutlich
aus.
Die Volksanwaltschaft kritisiert seit Jahren. Ich
komme auch auf den Sozialbereich zu sprechen. Ich werde mir die Fälle ersparen,
aber diese Fälle, die Sie aufgezeigt, haben mich natürlich genauso berührt,
weil manches einfach unfassbar ist. Das Traurige ist, dass seit Jahren – wie
gesagt, da habe ich einen besonderen Einblick, weil ich eben jahrelang selbst
als Volksanwältin tätig war – wie eine tibetanische Gebetsmühle die Sozialfälle
aufgezeigt werden, die MA 12 auf Fehler und nötige Veränderungen und
Verbesserungen hingewiesen wird. Dann wird immer zugesagt, ja, ja, das wird
alles besser werden, aber im nächsten Jahr ist es mindestens genauso, wenn
nicht sogar schlechter.
Wissen Sie, das ist es, wovon man so unangenehm
berührt ist. Fehler können überall passieren – wo Menschen sind, da menschelt
es –, aber der Wille zur Veränderung, zur Verbesserung, der ist bei Ihnen nicht
zu erkennen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe
gesagt, wie unsensibel man diesmal vorgegangen ist. Ich muss Ihnen da wirklich
vorlesen, was die Landesregierung der Volksanwaltschaft schreibt. Das muss man
sich auf der Zunge zergehen lassen. Ich zitiere wörtlich: "Grundsätzlich
ist jedoch festzustellen" – es geht um die Sozialfälle, wo natürlich von
der Volksanwaltschaft die Kritik kommt –,"dass in den genannten
Einzelfällen ein Verwaltungsstrafverfahren anhängig war beziehungsweise ist, in
dessen Rahmen der Beschwerdeführer Rechtsmittel ergreifen kann. Daher kommt der
Volksanwaltschaft keine Prüftätigkeit" – böse Volksanwaltschaft! –
"nach Art 148a Abs 1 B-VG zu. Gemäß Art 148a Abs°2 B-VG ist
zwar die Volksanwaltschaft berechtigt, von ihr vermutete Missstände in der
Verwaltung von Amts wegen zu prüfen, nicht jedoch ist diese Einrichtung dazu
da, das rechtsstaatliche Verfahren zu überlagern. In jenem Fall, wo die
Volksanwaltschaft behauptet, die Verwaltung würde rechtswidrig handeln, war der
Instanzenzug noch nicht ausgeschöpft." – Zitatende.
Meine sehr geehrten Damen und Herren der
Mehrheitsfraktion! Da zeigen Sie wieder einmal Ihre soziale Kompetenz. (Beifall
bei der ÖVP.) Die ist nicht
vorhanden. Ich habe Ihnen schon gestern gesagt, streichen Sie das Wort
"sozial" aus Ihrem Parteinamen.
Was heißt Rechtsmittel
ausschöpfen? Menschen, die Sozialhilfe benötigen, sind bildungsmäßig oft
überhaupt
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