Landtag,
22. Sitzung vom 30.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 104
Ihnen überhaupt nicht um die Bekämpfung der so
genannten organisierten Kriminalität geht. (Abg Heinz-Christian Strache:
Ihnen! Ihnen! Sie haben ja das Wort für die organisierte Kriminalität geführt!)
Alles, was Sie heute an Tatbeständen angesprochen haben, ist bereits und längst
- ob ausreichend oder nicht, das lässt sich diskutieren - im Strafgesetzbuch
geregelt. Sowohl Zuhälterei ist geregelt als auch Menschenhandel, Frauenhandel,
Förderung von Prostitution - es ist alles geregelt (Ruf bei der FPÖ: Ist eh
alles bestens!), es stehen zum Teil Freiheitsstrafen bis zu 10°Jahren an.
Jetzt kann man darüber diskutieren, ob diese Strafen
hoch genug sind oder nicht. Ich nehme an, Sie gehören einer Partei an, die da
gerne die Strafen im Sinn von Law and Order möglichst hoch haben will,
möglichst hinaufsetzen will. (Abg Kurth-Bodo Blind: Wie man sich irren
kann!) Wir wissen aber auch, dass das Problem durch hohe Strafen nicht
gelöst wird. Das Problem sind nicht die Strafen, sondern das Problem ist das,
dass in der Praxis die Strafen eigentlich nie bis zum Höchstmaß ausgeschöpft
werden, weil gerade bei Prostitution und bei Frauen- und Menschenhandel die
Beweisführung oft eine sehr schwierige ist. Ich sage Ihnen, warum die
Beweisführung eine schwierige ist: Weil es kaum einen Opferschutz gibt, weil es
kaum einen Schutz gibt für jene Frauen, die aussagen wollen gegen
Menschenhändler, gegen Zuhälter. Da sollte man eigentlich ansetzen.
Ich würde mir wünschen (Abg Heinz-Christian
Strache: Dass Sie als GRÜNE ...!), dass wir, wenn wir von Bekämpfung der
organisierten Kriminalität sprechen, doch auch den Opferschutz endlich
verbessern. Das sind langjährige Forderungen auch der NGOs, die in diesem
Bereich arbeiten. Davon habe ich heute von Ihnen leider nichts gehört, was
wieder einmal zeigt, dass es Ihnen darum gar nicht geht. (Beifall bei den
GRÜNEN. - Abg Günther Barnet: Es waren ja auch noch nicht alle von uns dran!)
Wir GRÜNE sehen auch Handlungsbedarf bei der
Sexarbeit, aber natürlich einen vollkommen anderen als die Freiheitlichen. Wir sehen
Handlungsbedarf zur Verbesserung der Lage der Sexarbeiter und Sexarbeiterinnen.
Deshalb bringen wir auch einen Antrag ein betreffend Ausbau niederschwelliger
Beratungseinrichtungen für Frauen und Männer in der Sexarbeit.
Sie wissen, die Zahl der Sexarbeiter und
Sexarbeiterinnen ist in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen, aber der
Ausbau der niederschwelligen Beratungseinrichtungen hat nicht mit diesem
Anstieg der Sexarbeiterinnen Schritt gehalten. Wir sehen aber, dass jene
Beratungseinrichtungen, die es gibt - beispielsweise die Beratungseinrichtung
Sila im 15. Bezirk, aber auch viele andere - sehr erfolgreich arbeiten und
sehr wichtig sind für Beratung und Betreuung, für die Hilfestellung der Frauen
in Not in dieser Stadt.
Wir stellen daher den Beschlussantrag:
"Der Landtag wolle beschließen: Das zuständige
Mitglied der Landsregierung, die Frau amtsführende Stadträtin für Integration,
Frauenfragen, Konsumentenschutz und Personal, möge für den Ausbau
niederschwelliger Beratungs- und Betreuungsangebote für Frauen und Männer in
der Sexarbeit sorgen. Des Weiteren sollen Maßnahmen ergriffen werden, die
Frauen unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Aufenthaltsstatus in ihrer
Unabhängigkeit und Würde stärken und die einen umfassenden Schutz vor
Ausbeutung bieten sowie die Rechte von Opfern von organisierter Kriminalität
stärken.
In formeller Hinsicht beantragen wir die Zuweisung
dieses Antrags an die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe
Gesundheit und Soziales." (Beifall bei den GRÜNEN.)
Lassen sie mich noch ein Letztes sagen, und zwar,
dass ich mit Bedauern zur Kenntnis nehme, dass es im Bereich der Sexarbeit
jetzt doch, zumindest auf Bezirksebene, eine rot-blaue Allianz zu geben
scheint. Ich finde das sehr bedauerlich, gerade in der Frage. (Abg Günther
Barnet: Schon wieder! Aber ohne Geschäft!) Im 15. Wiener
Gemeindebezirk wurde am 17. Juni auf Druck der Freiheitlichen Partei einem
Antrag zugestimmt, der folgendermaßen lautet. (StRin Karin Landauer: Gott
sei Dank!) Ich lasse den Anfang weg, aber der wichtigste Satz lautet:
"Die Mitglieder der Bezirksvertretung bekennen sich dazu, dass die
Interessen der Wohnbevölkerung gegenüber jenen der Prostituierten Vorrang
haben." (StRin Karin Landauer: Gott sei Dank!)
Was das heißt, sehen wir in der Praxis, nämlich
Verbotszonen, Illegalisierungen und zum Teil weiterer Abbau der
Beratungseinrichtungen für Frauen. (Abg Heinz-Christian Strache: Schutz der
Bevölkerung, das ist wirklich was Schlechtes! Das ist wirklich was Schlechtes,
die Bevölkerung zu schützen!) Denn auch das Weiterbestehen von Sila ist
leider keineswegs gesichert. Ich nehme das mit Bedauern zur Kenntnis. (Abg
Heinz-Christian Strache: So was Frauenfeindliches und Bevölkerungsfeindliches
habe ich überhaupt noch nicht erlebt!) Vielleicht möchten auch Sie, meine
Damen und Herren von der Sozialdemokratie, heute dazu Stellung nehmen. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Präsident Johann Römer: Als Nächster zum Wort gemeldet ist
Herr Abg Pfeiffer.
Abg Gerhard Pfeiffer (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Lassen sie mich grundsätzlich sagen, dass wir seitens
der Volkspartei gegen jede Art illegaler Tätigkeit sind und dass wir auch der
Meinung sind, dass die Bevölkerung optimal und mit allen vorhandenen Mitteln
gegen illegale Tätigkeit geschützt werden muss. (Beifall bei der ÖVP.)
In diesem Sinne sind wir auch - und das muss ich
einmal klar und deutlich sagen - für Law and Order und verwahren uns dagegen,
dass dieser Begriff ständig in den Schmutz gezogen wird. Denn das Gegenteil
davon heißt ja Illegalität und Unordnung. Wenn jemand ununterbrochen versucht,
Law and Order in seinem ordentlichen sprachlichen, semantischen Inhalt in den
Schmutz zu ziehen, dann muss er dahinter irgendeine Absicht haben, die wir auf
gar keinen Fall begrüßen können. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)
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