Landtag,
23. Sitzung vom 24.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 69
Politikverdrossenheit, der Politikerverdrossenheit und Ähnlichem. Vielleicht kommen wir auch wieder einmal auf die Idee, Dinge zu diskutieren, die wir sonst immer erst dann diskutieren, wenn etwas passiert. Ich erinnere mich an die Diskussion nach dem Anschlag auf Helmut Zilk, wo sich alle Politiker geschworen haben, in Zukunft anders miteinander umzugehen. - Na, das hat genau eine Woche gehalten. Ich merke das auch nachdenklich und selbstkritisch an, weil ich auch weiß, dass ich auch nicht einer bin, der jedes einzelne Wort immer auf die Goldwaage legt. Ich sage noch einmal: Ich merke es auch selbstkritisch an. Aber Faktum ist, dass es keine andere Berufsgruppe gibt, die so miteinander umgeht, wie das Politiker tun, und sich viele Leute einfach abgestoßen fühlen von dem, was sie dabei so erleben.
Über das sollte man vielleicht auch einmal
nachdenken, und ich hoffe, man kann das machen, ohne dass es wieder einen solch
schrecklichen äußeren Anlass dazu gibt. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg
Heinz-Christian Strache.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Wir
kommen zur 4.°Zusatzfrage. - Es gibt keine mehr? – Gut.
Dann ist die Fragestunde beendet. Danke, Herr
Landeshauptmann.
Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde.
Der Klub der Wiener Freiheitlichen hat eine Aktuelle
Stunde mit dem Thema "Im roten Wien – Sicherheit in weiter Ferne"
verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs 2 der Geschäftsordnung
ordnungsgemäß beantragt.
Ich bitte den Erstunterzeichner, Herrn Abg Strache,
die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass seine Redezeit mit
10 Minuten begrenzt ist. Für weitere Wortmeldungen bringe ich in
Erinnerung, dass sich die Damen und Herren Abgeordneten nur einmal zum Wort
melden dürfen und ihre Redezeit mit 5 Minuten begrenzt ist.
Abg Heinz-Christian Strache (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Präsidentin! Sehr geehrte
Abgeordnete!
Ich werde versuchen, mir die Schlussworte des
Landeshauptmannes zu Herzen zu nehmen, auch angesichts des ernsten Themas. (Abg
Godwin Schuster: Probieren wir es aus!)
Ich möchte mit einem Zitat beginnen: „Spazierengehen
in Harlem ist heute schon weniger gefährlich, als zu Fuß im dritten Wiener
Gemeindebezirk unterwegs zu sein. Das klingt ein wenig übertrieben, andererseits
muss man relativierend einwenden: Wenn in Wien schon Höchstrichterinnen
überfallen werden? Die Vizepräsidentin des Verfassungsgerichtshofes wurde dort
jüngst Opfer eines Raubüberfalls. Ein Zufall wahrscheinlich, der Verbrecher hat
sich ja nicht extra erkundigt, wem er da die Handtasche ziehen will. Der Zufall
illustriert aber sehr gut, wie es derzeit in der Hauptstadt um Polizei und
Kriminalität steht." - Zitatende.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Dieses Zitat
stammt aus einer rosaroten Zeitung - Sie kennen sie alle - und trifft doch den
Nagel sehr deutlich auf den Kopf.
Wir als Wiener FPÖ haben vor Jahren einmal, im
Jahr 1990 und im Zuge der damaligen Gemeinderatswahl auch einen Slogan
kreiert, weil wir damals schon gesagt haben: Die Stadt geht in Richtung
Unsicherheit. Wir haben damals gesagt: „Wien darf nicht Chicago werden!"
Wenn man sich die Entwicklung ansieht, dann muss ich
heute sagen: Es haben damals - ich kann mich erinnern - gerade von Seiten der
Sozialdemokratie viele Abgeordnete geschrien und gesagt, wir seien Panikmacher
und es sei eh alles so schön und eh alles so rund und so sicher in dieser
Stadt. Leider Gottes war damals schon die Entwicklung eine negative. Es wurde
damals schon in eine falsche Richtung Politik gemacht, und das schlägt
natürlich heute noch viel, viel intensiver durch. (Abg Harry Kopietz: Seit Sie in der Regierung sind!)
Aber ich muss auch festhalten, dass wir heute sagen
müssten: Wien sollte sicherheitspolitisch Chicago werden! - Die haben nämlich
nicht geschlafen (Abg Godwin Schuster: ... Kriminalitätsziffer!),
sondern die haben in dieser Stadt vom Jahr 1990 bis heute
sicherheitspolitisch wahnsinnig viel gemacht (Abg Heinz Hufnagl: Denen ist
das so zu Herzen gegangen, die haben sich so gekränkt, jetzt haben sie alles
verbessert! – Ironische Heiterkeit bei Abgeordneten der SPÖ.), und Chicago
ist laut einem Bericht, den man gestern auch in den Medien lesen konnte, die
sicherste Stadt der Welt, die bestüberwachte Stadt der Welt! (Abg Godwin
Schuster: Aber nicht die sicherste! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Ich muss mich korrigieren: Die bestüberwachte Stadt. Es gibt dort im Verhältnis
zur Bevölkerungszahl viel, viel mehr Beamte als in Wien, und es wird viel, viel
mehr getan als eben, leider Gottes, in dieser Stadt. Es gibt auch vieles, was
man diesbezüglich von London berichten könnte, wo es Pilotversuche mit
Gesichts-Screenings und Videoüberwachungskameras gibt (Amtsf StRin Mag Sonja
Wehsely: "Gesichts-Screenings"! - Ironische Heiterkeit der amtsf StRin
Mag Sonja Wehsely.), oder von New York, wo es eine vernünftige Law and
Order-Politik gibt. Da gibt es viele, viele Möglichkeiten, um zu erreichen,
dass man sich auch in der Nacht auf die Straße trauen kann.
Ich stehe auch nicht an, die Hauptverantwortung
festzumachen: Keine Frage, das ist der ÖVP-Innenminister, und das ist auch der
Finanzminister! (Abg Godwin Schuster: Mit solidarischer Unterstützung der
FPÖ!) Die sind natürlich in die Hauptverantwortung dafür zu nehmen, dass
wir heute zu wenige Beamte in dieser Stadt haben. Aber der Prozess – das muss
man korrekterweise auch festhalten – ist unter roten Innenministern begonnen
und vollzogen worden, und leider Gottes hat der schwarze Innenminister (Abg
Heinz Hufnagl: ... die Polizeireform, die jetzt im Gang ist?) keine
Gegenstrategie eingeleitet, sondern hat das fortgesetzt, was unter roten
Innenministern begonnen worden ist.
Ich stehe auch nicht an, das zu
kritisieren - und werde das auch kritisieren -, was auf Bundesregierungsebene
hier falsch gemacht wird und Wien schadet. Aber
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular