Landtag,
23. Sitzung vom 24.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 69
zurückgehende Abmachung gibt, eine Verwaltungsreform
durchzuführen. Wir warten noch immer, aber wir sind nicht unbescheiden und
freuen uns, dass wenigstens die MA 22 diese Verwaltungsreform durchgeführt
hat und hiermit auch eine Vorbildwirkung für andere Magistratsabteilungen
erzeugt hat.
Zur Strukturreform findet sich ein interessanter Satz
zu einem Thema, dessen Inhalt mit den Worten "Themenführerschaft"
umschrieben wird. So soll die MA 22 zu einem aktuellen Umweltthema einen
aktuellen Wissensstand haben, um jederzeit auch Stellung beziehen zu können.
Wir haben ja dem Umweltressort vorgeworfen, dass es bei aktuellen
umweltpolitischen Fragen ganz einfach keine Stellung bezieht, mit einer
Ausnahme, und das möchte ich ergänzen: Wenn eine Bundeskompetenz vorliegt, wenn
einmal irgendein Umweltproblem dem Bund in die Schuhe geschoben werden kann,
dann war die ehemalige Umweltstadträtin gleich verbal präsent. (Beifall bei
der ÖVP.)
Aber bei Themen des Natur- und Artenschutzes, die
nicht in die Kompetenz des Bundes, sondern in die des Landes fallen, hat man
von der ausgeschiedenen Stadträtin wenig gehört. Beispiel: Das
Singvogelsterben. Darauf wurde erst reagiert, als wir vor fast drei Jahren auf
diese Problematik aufmerksam gemacht haben. Aber selbst nachdem die Diskussion
bereits ins Laufen kam und die Auswirkungen immer gravierender waren, gab es
seitens des Umweltressorts Schweigen.
Eine der wichtigsten Botschaften des Berichtes ist
die Aussage, dass die Bewohner der Innenstadtbezirke den Naturschutz in Wien
als weniger effizient ansehen als die Bürger in den Außenbezirken. Für uns
schließt sich da eine klare politische Handlungsleitlinie an. Es muss alles getan
werden, um gerade in diesen Gegenden den restlichen Grünraum zu erhalten. Und
auch in diesem Zusammenhang möchte ich wieder erwähnen, dass wir das immer
wieder gefordert haben und immer wieder Vorschläge zur Grünabsicherung in den
Innenstadtbezirken gemacht haben, die alle nur halbherzig aufgenommen wurden,
die nicht durchgeführt wurden, wo wir immer offene Türen eingelaufen sind, aber
es ist ganz einfach nichts geschehen.
Genauso sehe ich auch den Stellenwert, der den Parks
eingeräumt wird. Sie haben gerade in den dichtverbauten Gebieten in Wien eine
ganz wichtige Funktion, doch es kann jeder beobachten: Diese für viele
Innenstadtbürger letzten grünen Rückzugsräume haben an Lebensqualität verloren,
weil sie nicht mehr so sauber sind, wie sie früher einmal waren. Wir haben auf
diese Entwicklung rechtzeitig aufmerksam gemacht und darauf hingewiesen, dass
nur eine entsprechende Überwachung der Reinhalteverordnung durch eine dafür
zuständige und ausgebildete Stadtpolizei helfen kann, die zunehmende Verschmutzung
der Wiener Parkanlagen in den Griff zu bekommen. Kollege Ulm vorrangig. (Beifall
bei der ÖVP.)
Aber die nicht immer ganz nachvollziehbare
Umweltpolitik der ehemaligen Stadträtin hat sich auch im Naturschutzbericht
verewigt. Wie sonst ist ein etwas seltsamer Studienprojektbericht zu verstehen,
der sich mit dem Thema Ethik und Tierschutz auseinander setzt. Aber nicht nur
der Titel der Studie lässt ja alles offen, auch das Ergebnis. Ich lade Sie
jetzt wirklich ein, wenn Sie dies nicht schon gemacht haben, diese
Kurzzusammenfassung im Naturschutzbericht zu lesen und mir dann vielleicht den
Erkenntniswert dieser Auftragsarbeit mitzuteilen. Ich hoffe, ich bekomme das
auch von Ihnen.
Meine Damen und Herren! Wir unterschätzen nicht die Bedeutung
der philosophischen Überlegungen des Herrn Wolfgang Senz, von dem diese
erwähnte Studie stammt, wir unterschätzen auch nicht die Bedeutung des
Wildwuchses im Großraum Wien, dem im Bericht ganz großer publizistischer Raum
eingeräumt wird, wir sind auch durchaus dankbar dafür, dass sich in einem Teil
des Naturschutzberichtes ein interessanter und lehrreicher Überblick über die
internationalen naturschutzrelevanten Übereinkommen auf 5°Seiten findet, aber
wir vermissen, gerade weil die derzeitige Frau Stadträtin als Fachfrau für
dieses Gebiet gilt, ein längeres Kapitel zum Thema "Renaturierung der
Wiener Fließgewässer". Was ist mit dem 1000-Hektar-Ankaufsprogramm? Was
ist mit der Errichtung des Nationalparkhauses oder mit der Grünflächenbeschaffung
in den dichtverbauten Wiener Stadtgebieten? Ich finde kein Wort darüber.
Wenig zum Naturschutz und zum Artenschutz beigetragen
wird leider durch eine Reihe von Entscheidungen und Auslassungen der Wiener
Stadtregierung gerade im Umweltschutzbereich. Die stehen natürlich nicht in
diesem Naturschutzbericht, und das zu Recht, weil ja die Naturschutzabteilung
der MA 22 für diese politischen Fehler nichts kann. Es wirkt sich auf den
Naturschutz in dieser Stadt schlecht aus, wenn das Renaturierungsprogramm des
Wiener Gewässersystems – etwa Wienfluss – faktisch gestoppt wird. Aber nicht
nur der Wienfluss ist von diesem Stopp betroffen, meine Damen und Herren, seit
Jahren verlangen wir die Gestaltung des Donaukanalufers. Zuletzt hat ja gerade
unser StR Hahn eine ganz richtungweisende Offensive zu diesem Thema gestartet,
aber die Stadtregierung reagiert weiterhin mit beschwichtigender
Ankündigungspolitik.
Das Baumschutzgesetz zum Beispiel wird nicht, wie
seit Jahren versprochen, entsprechend den Anforderungen, wie sie die heutige
Zeit verlangt, modernisiert. Das 1°000-Hektar-Programm, mit dessen Hilfe der
Grüngürtel in Wien gesichert werden soll, ist de facto schubladisiert worden,
und für die Innenstadtbewohner gibt es immer weniger Möglichkeiten zum
selbstverständlichen Naturkontakt, weil die Arten aus der Stadt verschwinden
und es eigentlich immer weniger Einrichtungen der Stadt Wien gibt, die dafür
sorgen, dass Stadtkinder auch den Umgang mit Tieren pflegen können.
Wir bringen daher einen Antrag ein, der eine größere
Anzahl von städtischen Streichelzoos bringen soll. (Abg Mag Rüdiger Maresch:
Nein!) Ja, bringen wir ein.
(Heiterkeit bei der SPÖ und den GRÜNEN. –
Abg Erich VALENTIN: Ein Meerschweinchen für jeden Haushalt!)
Da die Trittsteinfunktion vieler Restgrünflächen nicht
entsprechend geschützt ist, bringen wir auch dazu einen
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