Landtag,
23. Sitzung vom 24.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 43 von 69
Kollegen von der SPÖ!
Wie man so hört, sind ja die Meinungsumfragen für die
SPÖ in Wien derzeit angeblich nicht so schlecht. Zumindest in dieser
Situation°... (Abg Godwin Schuster: Das hat man gerade gesehen! Die Graphik
hat das gezeigt!) Herr Kollege Schuster, das waren, glaube ich, nicht die
Meinungsumfragen, das waren andere Zahlen, auf die wir dann später noch zu
sprechen kommen werden. (Abg Christian Oxonitsch: Stimmenzuwächse!) Und
eigentlich tut es mir Leid, dass dieses Taferl nicht hier heraußen steht, weil
es sehr klar herausgearbeitet hat, dass Sie sich mit dem heutigen Beschluss
mittelfristig Budgetspielraum nehmen, den Sie auf der anderen Seite durch
billige Polemik in den laufenden Finanzausgleichsverhandlungen vom Bund so
lautstark einfordern. (Abg Godwin Schuster: Das ist auch billig!)
Aber Herr Kollege Schuster, wenn es wirklich stimmt,
dass die Meinungsumfragen für euch zur Zeit nicht die schlechtesten sind, dann
würde ich mir wenigstens in dieser Situation von der SPÖ so etwas wie eine
mutige Politik erwarten. Ich würde mir von der SPÖ so etwas wie eine Politik
mit Verantwortungsbewusstsein und Augenmaß erwarten und ich würde mir von der
SPÖ erwarten, dass sie bei der Pensionsreform vor allem an die jungen Bürgerinnen
und Bürger Wiens denkt.
Und Herr Kollege Schuster, daher verstehe ich es
einfach nicht, warum Sie das grundlegende und zukunftsweisende Modell der
Bundesregierung nicht einfach eins zu eins für Wien übernehmen! Ein
Zukunftsmodell, und da kann man über Feinheiten diskutieren, das jedenfalls
aber einmal - und das ist ein historisches Novum - ein einheitliches
Pensionsrecht für alle Österreicherinnen und Österreicher vorgibt. (Abg
Godwin Schuster: Sie meinen das aber nicht, was Sie sagen!)
Herr Kollege Schuster, ab 1. Jänner 2005
wird für jeden Versicherten das gleiche Pensionsrecht gelten (Abg Kurt
Wagner: Das ist ja nicht wahr!), für alle, die unter 50 Jahre sind.
(Abg Godwin Schuster: Aber das stimmt ja nicht!) Herr Kollege Schuster, das
können Sie drehen und wenden wie Sie wollen, das können Sie ja nicht
wegdiskutieren! (Aufregung bei der SPÖ.) Ab 1.1.2005 wird es erstmals -
und das ist uns Freiheitlichen ein ganz zentrales Anliegen - keine Privilegien
mehr für Gruppen geben, die Sie jahrzehntelang hochgehalten haben. (Beifall
bei der FPÖ.) Ab 1.1.2005 wird es keine Pensionssonderrechte mehr geben (Abg
Rudolf Hundstorfer: Gehen Sie nach Kärnten!) und es wird das gleiche
Pensionsrecht für alle - ich glaube, das tut Ihnen besonders weh - unter
besonderer Berücksichtigung für Frauen (Abg Rudolf Hundstorfer: So gehen Sie
doch nach Kärnten!), unter besonderer Berücksichtigung für Schwerarbeiter (Heiterkeit
bei Abg Godwin Schuster.) und unter besonderer Berücksichtigung für
Langzeitverdienende gelten. (Aufregung bei der SPÖ. - Beifall bei der FPÖ.)
Und wenn Sie das noch so sehr stört, ich möchte daher
ausdrücklich das, was die Bundesregierung vorgelegt hat, als mutigen und
zukunftsweisenden Schritt bezeichnen und Sie schließen das für Wien einfach aus
und braten hier in Wien wiederum Ihre Extrawürstel. (Abg Kurt Wagner:
Ungerechtigkeiten sondergleichen sind das! Ungerechtigkeiten sondergleichen! –
Weitere Aufregung bei der SPÖ.)
Der Herr Kollege Tschirf hat das schön vorgerechnet:
Sie nehmen sich damit mittelfristig einen gewaltigen budgetären
Handlungsspielraum. Wenn ich die Zahlen glauben kann und die klingen sehr
einprägsam, dann reden wir von 10 Milliarden ATS bis zum
Jahr 2016. Das illustriert sehr schön, worum es dabei geht!
Und jetzt, meine Kollegen von der SPÖ, bin ich bei
der Diskussion über die laufenden Finanzausgleichsverhandlungen. Diese Politik
ist nämlich ein besonders einprägsames Beispiel dafür, dass sich Ihre
populistische Politik in Wien darauf reduziert, laut zu schreien, dass Ihnen
irgendwer, nämlich der Finanzminister, der Bundeskanzler, die Bundesregierung,
Geld wegnimmt, statt dass ihr hier in Wien eure Hausaufgaben macht! Und da kann
man jetzt°... (Beifall bei der FPÖ und
bei Abg Gerhard Pfeiffer.)
Da kann man jetzt viele Beispiele zitieren. Der Bogen
reicht von den Subventionen über die strukturellen Versäumnisse im
Gesundheitsbereich bis hin – um etwas exemplarisch heraus zu greifen - zum
Ronacher, das um 48 Millionen EUR renoviert wird, hinausgeschmissenes
Geld und wo Sie nicht im Traum daran denken, nur einen Funken an dieser Idee zu
ändern. Gleichzeitig aber (Aufregung bei Abg Kurt Wagner.), liebe
Kolleginnen und Kollegen von der SPÖ, spricht der Herr StR Rieder in der
laufenden Diskussion über den Finanzausgleich davon, dass er so etwas wie ein
gemeinsames Sparprogramm vorschlägt!
Mit dem heutigen Beharrungsbeschluss strafen Sie
dieses Zitat vom Sparprogramm der Lüge. Mit dem heutigen Beharrungsbeschluss
beweisen Sie, dass es Ihnen um ganz andere Dinge geht, nämlich darum, Ihre
Klientel zu befriedigen, aber dass Sie sich vom nationalen Konsens in der
Zwischenzeit meilenweit verabschiedet haben. (Beifall bei der FPÖ.)
Besonders bezeichnend ist es
auch, wenn es der Herr Finanzstadtrat Rieder in diesen
Finanzausgleichsverhandlungen ablehnt, dass die Länder die Steuerhoheit für
Abgaben wie die Grundsteuer und Grunderwerbssteuer übernehmen, die ihnen
mehrheitlich zufließen. Wenn der Herr Finanzstadtrat davon spricht, dass diese
Finanzausgleichsverhandlungen vom Diktat des Finanzministers geprägt sind, dann
kann ich Ihnen nur entgegen halten: Ich kenne hier in Wien nur eine Partei, die
das Diktat zum Mittel ihrer Politik erhoben hat, und das ist die SPÖ! Sie
versuchen hier mit billiger Polemik, öffentliche Meinung zu diktieren.
Und, Herr Kollege Schuster, diesem Versuch,
öffentliche Meinung durch Dampfwalzenagitation zu diktieren, werden wir das
entgegen halten, was sich mittelfristig noch immer bezahlt gemacht hat,
unabhängig von irgendwelchen aktuellen Meinungsumfragen (Abg Kurt Wagner:
Die sind Ihnen wurscht!), nämlich intelligentere, bessere und daher
letztlich erfolgreichere Ideen! - Glück auf! (Beifall bei der FPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll:
Als Nächste zum Wort
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular