Landtag,
23. Sitzung vom 24.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 69
einzelnen Umsetzungsschritte sind mit einem sehr sozialen Augenmaß, mit sozialer Kompetenz gemacht worden. Das zeigt sich in teilweise längeren Übergangsfristen, der Vermeidung von rückwirkenden Eingriffen - Stichwort: Vertrauen - und in der besseren Bedachtnahme auf besondere Lebenssachverhalte.
Wien ist im Übrigen das einzige Bundesland, das diese
Eckpunkte einhält. Ich möchte hier anführen: Kärnten fährt zum Beispiel einen
schaumgebremsten Sonderweg, Frauen und Ersatzzeiten kommen da jetzt aktuell
dazu; Vorarlberg beschränkte sich bisher auf Weichen Stellen und selbst
Oberösterreich - und ich meine, da können wir wirklich gerne einen Vergleich
anstellen - kündigt einen eigenen Weg zur Bundesharmonie an.
Wir hatten
und haben also keinen Anlass, die vorgesehenen Verschlechterungen der Bundesregierung
zu übernehmen und deshalb gibt es diesen Beharrungsbeschluss.
Weil hier vorher “Beharrung“ und “starr“ verglichen
wurde, möchte ich gerne einen anderen Vergleich angehen. Beharrung kommt von
Beharrlichkeit. Die Wiener SozialdemokratInnen sind beharrlich und zwar wenn es
darum geht, soziale Interessen durchzusetzen und zwar soziale Interessen der
Bevölkerung, aber natürlich auch soziale Interessen der Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter in dieser Stadt, immerhin 65 000 an der Zahl. Dieser Beharrlichkeit
werden wir nicht weichen, ganz im Gegenteil.
Ich möchte an dieser Stelle auch den MitarbeiterInnen
für diesen Einsatz danken, in dem Fall mit großem I, und ersuche um Zustimmung
zu diesem Beharrungsbeschluss. - Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke
schön. Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Abg Barnet.
Abg Günther Barnet (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Frau Präsidentin! Frau Stadträtin! Meine Damen und Herren!
Dürfte ich mir das Recht herausnehmen, diese Diskussion
zu bewerten, dann müsste ich davon ausgehen, dass es zur Zeit in dieser
Republik offensichtlich keine gibt, die die Menschen mehr bewegt und erregt.
Das ist auch verständlich, denn es geht um viel, es geht vor allem um viel Geld
und natürlich auch um viel persönliches Geld.
Die Diskussion ist aus meiner Sicht von drei
Hauptargumenten geprägt, die alle sehr emotional und eigentlich nicht wirklich
ans Tageslicht kommen, aber dahinter liegen: Das ist der Neid, der Neid der
nicht öffentlich Bediensteten auf die öffentlich Bediensteten und innerhalb
dieser wieder zwischen unterschiedlichen Gruppen. Es ist Unwissen genau um
dieselbe Fragestellung, nämlich ob der öffentliche Dienst die Aufgaben gleich
gut erfüllt oder gleich anstrengend ist wie auch der für die in der freien
Marktwirtschaft befindlichen Angestellten, Arbeiter oder wer auch immer. Auf
der anderen Seite gibt es jede Menge Besitzstanddenken und leider auch
Interessensgruppenpolitik.
Lassen Sie mich kurz zur Frage des Unwissens kommen -
oder beginnen wir beim Neid.
Der Neid mündet dann oft in einer Beamtenhatz, an der
ich mich nicht beteiligen werde und an der sich auch die Bundesregierung nicht
beteiligt hat, auch wenn das immer wieder versucht wird zu intendieren.
Das Unwissen um die unterschiedlichen Gruppen ist
auch in dieser Diskussion wieder stark zum Tragen gekommen und es stellt sich
auch im Entwurf der Wiener Landesregierung dar, weil hier eben nicht Gleiches
gleich behandelt wird, sondern Ungleiches ungleich oder gleich. Das ist die
Problemstellung, denn öffentlicher Dienst ist weder im Bund noch in den
Gemeinden oder den Ländern, auch innerhalb sich selbst nicht gleich und das
wird es zu beleuchten geben. Und es gibt jede Menge Besitzstanddenken und
Interessensgruppenpolitik, die in Wahrheit die Diskussion im Wesentlichen führt
und beherrscht.
Wenn man üblicherweise gesagt hat, die
Pensionsreformen oder die Gehaltsreformen von öffentlich Bediensteten
orientieren sich bei den Gewerkschaftern und Personalvertretern immer an den
letzten fünf Jahrgängen, für die man besonders gut verhandelt und die anderen
etwas benachteiligt, so gebe ich dem Kollegen Tschirf in einem Punkt Recht: Der
Herr Neugebauer hat vielleicht für die letzten 10 Jahrgänge gut
verhandelt, aber für alle Beamten oder für alle öffentlich Bediensteten hat er
es immer noch nicht verhandelt, das muss man ehrlich sagen. Wenn man sich den
Wiener Entwurf anschaut, dann müsste man sagen, dass der Kollege Hundstorfer
vielleicht für die letzten oder für die ersten 20 Jahrgänge, die jetzt in
Pension gehen werden, gut verhandelt hat, für die dahinter noch immer nicht.
Diese 10 Jahre Unterschied zwischen Bund und Land machen es aber auch aus,
die diesem Land viel Geld kosten werden, die in den Sachausgaben fehlen werden,
die den Bund im Bereich des Finanzausgleichs und des Stabilitätspaktes sehr
viel Geld kosten werden und die vor allem den Bediensteten und den anderen
Betroffenen in dieser Stadt sehr viel Geld kosten werden, weil sie nicht
vorhanden sein werden. Ich werde diese Zahlen noch ausführen, Kollegin
Frauenberger, insbesondere darauf, weil Sie ja gesagt haben, dass die Zahlen
nicht nachvollziehbar sind. Ich werde Ihnen die Zahlen aus Ihrem eigenen
Entwurf nennen, um das zu untermauern.
Und weil ich selbst öffentlich Bediensteter
bin und einzig aus der Exekutive, aus einem bewaffneten Wachkörper der Republik
stamme und heute in ziviler Verwaltung bin, darf ich noch einmal sagen: Das ist
eh klar. (Heiterkeit bei Abg Dr Kurt Stürzenbecher.) Gibt es da etwas
Lustiges, Kurti? Hast du da etwas einzuwenden oder ein Argument beizubringen?
Du hast keines, ich danke dir herzlich dafür. (Abg Heinz Vettermann: Bei der
bewaffneten Formation!) Das heißt Bundesheer, das heißt „Die bewaffnete
Macht der Republik“ - Bundesheer. (Abg Dr Kurt Stürzenbecher: Das hättest du
gleich sagen können! – Heiterkeit bei der SPÖ.) Also gut, damit ihr es auch
versteht, das weiß eh jeder: Ich bin aus dem Bundesheer und heute bin ich
Zivilbediensteter des Bundesministeriums für Landesverteidigung und ich hätte
auch kein Problem damit, wenn der Bund als Dienstgeber sagt, meinen
Arbeitsplatz braucht man nicht mehr,
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