Landtag,
24. Sitzung vom 10.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 33
Viele der
Maßnahmen, die wir in Wien setzten – von der "Gesunden Leopoldstadt"
angefangen über Zahnhygiene, Zahnerziehung bis zu "Bewegung findet
Stadt", wodurch wir die Menschen wirklich in allen Bereichen ermuntern -
schon in den nächsten Tagen wird wieder ein großes Sportfest in der Wiener Stadthalle
stattfinden, wo die Menschen aktiv Sport betreiben können, einen Zugang für
Sport bekommen können, –, greifen, und ich bin ganz sicher, dass das auch im
Wiener Gesundheitswesen in Zukunft dann zum Tragen kommen wird. (Abg Günther
Barnet: Ich habe 6°Kilo abgenommen bei der Aktion "Wien nimmt ab"!)
Ja, warum nicht? (Abg Godwin Schuster:
Sehr gesundheitsbewusst!) Es haben viele Menschen daran teilgenommen, und
wenn Sie an den Samstagen zu den Gesundheitstagen ins Rathaus kommen, dann
können Sie sehen, wie gesundheitsbewusst die Wienerinnen und Wiener bereits
leben.
Die Bundesregierung wird daher auch, um die
prognostizierten Spitalskosten bis 2008 absichern zu können, die
305 Millionen EUR für das Gesundheitswesen aufbringen müssen. Das einzige,
was dem Herrn Klubobmann Scheibner dazu eingefallen ist, ist dass die
Arbeiterkammerumlage unbefristet eingefroren werden soll. Ohne Rücksprache,
ohne jegliche Verhandlungen wird in eine gesetzliche Pflichtvertretung, die
3 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vertritt, einfach
eingegriffen. Diese Maßnahme steht in keinerlei Zusammenhang mit der
Finanzierung des Gesundheitswesens. (Abg
Günther Barnet: Oh ja!) Was sollen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
dafür können, dass sie keine Beratung mehr bekommen? (Abg Günther Barnet: Ich werde es Ihnen dann erklären!) Nein, also
ich bin ganz sicher, dass das mit der Finanzierung nichts zu tun hat, sondern
dass das einfach ein Racheakt ist, nämlich ein Racheakt für die vernichtenden
Niederlagen bei den AK-Wahlen, die Sie dort erlitten haben. (Abg Günther Barnet: Ich erkläre es Ihnen
dann!) Und die Verlierer, die auf der Strecke bleiben, das sind die
Arbeitnehmer. (Beifall bei der SPÖ. –
Abg Günther Barnet: Nein, die Funktionäre! Bitte, wir reden von den Funktionären!)
Bei Gott nicht! Sie wissen ganz genau, die
Arbeiterkammer, Herr Abg Kowarik, hat nicht deshalb wehleidig reagiert, weil es
um ihre eigenen Leute geht. Die Arbeiterkammer hat einen geringen
Personalaufwand, sie verwendet alle die Beiträge für ihre Mitglieder (Abg Inge Zankl: Fragen Sie den Herrn
Römer!), und Sie wissen selbst ganz genau, dass sie sich aus den
Kulturbereichen vielfach zurückgezogen hat. Der Herr Abg Kowarik hat gesagt:
Wozu braucht sie ein Theater? Das Theater erhält sich mittlerweile selbst (Abg Mag Helmut Kowarik: Das schau ich mir
an!), und aus dem Bereich "Theater in den Außenbezirken", wie es
früher geheißen hat, ist die Arbeiterkammer ausgestiegen. Das Theater in den
Bezirken wird allein vom Volkstheater und von der Stadt Wien finanziert. Das
sind Dinge, die 10°Jahre alt sind, und die Sie heute noch immer verwenden.
Die Arbeiterkammern haben im Vorjahr mehr als zwei
Millionen Beratungen durchgeführt und 284 Millionen EUR für ihre
Mitglieder zurückgeholt. Das ist mehr Geld, als die AK-Mitglieder an Beiträgen
zahlen. Mehr als 570 000 Mitglieder zahlen keine Umlage, haben aber
trotzdem Anspruch auf das volle Leistungsangebot der Arbeiterkammer.
Mit dem Kürzen der finanziellen Mittel der
Arbeiterkammer will die Regierung die für sie unbequeme Arbeiterkammer einfach
schwächen. Denn es ist ganz klar, dass es nicht sehr angenehm ist, wenn einem
jemand ehrlich vorrechnet, welche Auswirkungen die Arbeitnehmer und
Arbeiternehmerinnen auf Grund der Pensionsharmonisierung zu erwarten haben,
nämlich leider weniger Geld in ihren Geldbörseln. Die Regierung will die
Arbeiterkammer mundtot machen, und das bedeutet weniger Schutz, weniger Service
und weniger Rechte für die ArbeitnehmerInnnen. Das ist unsozial und darf nicht
hingenommen werden. (Beifall bei der SPÖ.)
Für das Finanzausgleichsgesetz und die
Gesundheitsreform ist es bereits mehr als fünf vor zwölf. Wir wissen, es ist
November, und der Dezember ist nicht mehr weit, wir können es uns alle schon
ausrechnen. Aber wieder einmal sind es der Herr Bundeskanzler Schüssel und die
uneinigen Regierungsparteien, die nicht bereit sind, die Verantwortung auch für
dieses Gesundheitspaket und die Finanzausgleichsverhandlungen zu übernehmen.
Die SPÖ soll laut Bundeskanzler Schüssel – so war es gestern im Radio zu hören
– als Sündenbock dafür herhalten. Dabei war es der Bundeskanzler selbst, der
diesen Punkt gestern im Ministerrat von der Tagesordnung genommen hat, denn nur
deshalb, weil ÖVP und FPÖ sich nicht über die Mehreinnahmen für den Gesundheitsbereich
einigen können, wurde das Paket gestern eben gar nicht verhandelt. (Abg Günther Barnet: Zum Glück nicht!)
Aber wenn der Herr Bundeskanzler schon so drauf aus ist, einen
Drei-Parteien-Antrag vorlegen zu können, dann muss er auch alle drei Parteien in
diese Verhandlungen einbeziehen. (Zwischenruf des Abg Günther Barnet.)
Sie wissen ganz genau, dass auch StR Rieder nicht alleine verhandelt hat. Er
ist nicht allein am Verhandlungstisch gesessen. (Abg Günther Barnet: Aber der Rieder war schon dabei!) Die FPÖ,
Ihre Partei, stellt es so dar, als hätte er mit sich selbst verhandelt. Sie
wissen aber ganz genau, dass natürlich der Herr Finanzminister Grasser, der
Herr ÖVP-Obmann Finz, aber auch der Herr ÖVP-Lhptm Pühringer mit dem Kärntner
LhptmSt Pfeifenberger an dem Verhandlungstisch gesessen sind.
Wenn Sie der Wiener SPÖ den Vorwurf machen, im Zuge
der Finanzausgleichsverhandlungen Belastungen beschlossen zu haben, dann müssen
Sie diesen Vorwurf im gleichen Maße auch Ihren eigenen Parteifreunden machen. Das
ist Messen und mit zweierlei Maß und daher auch vollkommen unfair. Die ÖVP mit
der FPÖ im Schlepptau, das sind nämlich die beiden wirklichen
Belastungsparteien für die kleinen Leute.
Im Windschatten der
Finanzausgleichsverhandlungen hat der ÖVP-Finanzminister Grasser – früher
einmal ja auch ein Mitglied der Freiheitlichen – ein Bundesbudget für 2005
vorgelegt, das mit 56,3 Milliarden EUR die zweithöchsten
Steuerbelastungen der Geschichte
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