Landtag,
24. Sitzung vom 10.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 33
Dann darf
ich hier auch die interessante Geschichte mit der Pflegemilliarde bringen. Wir
waren die Ersten, die die Pflegemilliarde gefordert haben. Allerdings darf ich
festhalten, dass die Frau StRin Landauer eine Pflegemilliarde pro Jahr
gefordert hat. Bgm Häupl hat uns dann durch verschiedene Rechenkünste
klarmachen wollen, er wird die Pflegemilliarde zur Verfügung stellen. Er hat in
der Presse überall groß darüber berichtet, dass die Pflegemilliarde zur
Verfügung gestellt wird. Wir haben die Pflegemilliarde bis heute nicht gefunden.
Auch im letzten Wirtschaftsplan des Krankenanstaltenverbundes war alles
drinnen, nur nicht die Pflegemilliarde. Das Interessante ist, dass die Frau
StRin Brauner dann festgestellt hat, man soll es nicht so im Detail und nicht
so eng sehen. Einen Tag später ist es allerdings in einer kleinformatigen
Zeitung ganz groß als Verdienst von Bgm Häupl angesprochen worden, dass er die
Pflegemilliarde geschaffen hat. Die es nicht gibt. Das ist nur fiktiv. Wir
werden aber keine Ruhe geben und nicht aufhören, diese Pflegemilliarde
einzufordern.
Etwas
möchte ich noch zum Abschluss zeigen, damit man sieht, wie innovativ wir sind
und wie die Sozialdemokraten immer nachziehen. Wir haben niemals gefordert,
dass das Geriatriezentrum am Wienerwald abgeschafft wird, sondern wir haben
immer einen Umbau, eine Neustrukturierung gefordert. Ein schöner Plan wurde
auch von StRin Landauer vorgestellt, dass man dort Generationswohnungen machen
soll, dass man den einen oder anderen Kindergarten einrichten soll, dass man
das eine oder andere absiedeln soll, sodass man hier ein gemeinsames Wohnen
hat.
Ich habe
vor ein paar Tagen mit Verwunderung gelesen, dass die Frau StRin Brauner das
als neues großes Superprojekt für das Geriatriezentrum am Wienerwald
vorgestellt hat. Es ist schön, wenn es verwirklicht wird, aber ich darf darauf
hinweisen: Es war unsere Idee, die seit Jahren abgelehnt worden ist.
Meine Damen und Herren! Ich möchte sagen, es ist mehr
denn je notwendig, und ich fordere auch die Sozialdemokraten vor dem
Hintergrund der Bundesfinanzausgleichsverhandlungen dazu auf, dass sie nicht
nur eine Ankündigungs- oder eine Dementipolitik betreiben sollen, die die
Menschen verunsichert, sondern sie sollen gemeinsam mit uns die anstehenden
Probleme lösen. (Beifall bei der
FPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg Marianne Klicka. Ich erteile ihr das
Wort.
Abg
Marianne Klicka (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte
Damen und Herren! Es ist für mich eigentlich unfassbar und zeigt von einer
Arroganz, dass gerade jene Partei, nämlich die FPÖ, die als Koalitionspartner
der ÖVP in der Bundesregierung sitzt und daher auch für mehr als
40 Belastungsmaßnahmen in den letzten vier Jahren mitverantwortlich ist,
sich jetzt hier herstellt und sagt, dass die Wiener SPÖ anders reagieren hätte
sollen und dass sie Wiener Interessen gefährdet.
Sie machen
sich überhaupt keine Sorgen um die Gesundheit der Menschen, nein, sie machen
eine Belastungspolitik, die Sie auf den Rücken der Menschen austragen, und das
zusammen mit der ÖVP im Bund. Ihnen geht es nicht darum, wie es den Menschen
draußen vor Ort geht, sondern sie machen einfach Populismus. In den letzten
Jahren haben wir immer wieder diese Zwischenrufe gehört, die schon das Amen im
Gebet der Freiheitlichen Partei sind, dass wenn ein Ergebnis verhandelt wurde,
zunächst einmal eine Zustimmung erfolgte und einen Tag später oder, so wie es
jetzt war, sogar vier Tage später dann die Zwischenrufer das
Verhandlungsergebnis wieder in Frage stellten und die Zustimmung verweigerten.
Früher kamen diese Zwischenrufe meistens aus Kärnten, diesmal kommen sie von
Klubobmann Scheibner, der seine eigenen Verhandler wieder zurückpfeift und sich
von dem Ergebnis verabschiedet hat.
Eigentlich
hätte die FPÖ in den letzten vier Jahren schon einiges dazulernen können, denn
die Streiterein mit dem Regierungspartner und in den eigenen Reihen, wie zum
Beispiel in Knittelfeld, haben ihr keine Wählergunst eingebracht, im Gegenteil,
sie hat in allen Landtagswahlen außer in Kärnten massiv Stimmen verloren.
Auch die
massiven Einsparungen im Spitalsbereich, wie sie der Herr Klubobmann Scheibner
in der "Pressestunde" gefordert hat, sind unverantwortlich und werden
von der Bevölkerung nicht gutgeheißen. In einer gestern veröffentlichten
OGM-Umfrage wurde bestätigt, dass die Menschen großes Vertrauen in unsere
Medizin und auch in unser Gesundheitswesen haben, dass sie aber
Leistungskürzungen nicht hinnehmen wollen, sondern weiterhin alle am
medizinischen Fortschritt teilhaben wollen. Wer möchte das nicht?
81 Prozent
der Befragten sind gegen die von Herrn Klubobmann Scheibner so
hochglorifizierten Schließungen von Spitälern und für fast die Hälfte der
Befragten ist auch eine Erhöhung der Rezeptgebühr akzeptabel, um die hohe
Qualität im Gesundheitswesen absichern zu können.
Der Herr
Klubobmann Scheibner hat in der "Pressestunde" auch immer wieder
davon gesprochen, dass die Einsparungen auf der anderen Seite durch
Präventionsmaßnahmen wettgemacht werden sollen. Sie alle wissen, dass Wien
diese Präventionsmaßnahmen schon seit mehr als 10°Jahren sehr aktiv durchführt
und dass sie von den Wienerinnen und Wienern in vielen Bereichen auch
akzeptiert und angenommen werden. Und auch deshalb sind wir in der WHO als
gesunde Stadt an führender Stelle.
Auf der
anderen Seite wissen wir aber auch, dass Präventionsmaßnahmen Geld kosten und
sich nicht sofort rechnen. Es ist völlig naiv zu meinen, dass aktuelle
Struktur- und Finanzprobleme im Gesundheitsbereich durch solche Maßnahmen von
heute auf morgen zu lösen sind. Wenn ein heute 60-Jähriger seinen Lebensstil
ändert und gesünder lebt, nicht mehr raucht, dann heißt das noch lange nicht,
dass eine chronische Alterserkrankung damit aufzuhalten ist.
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