Landtag,
24. Sitzung vom 10.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 33
einzige Debatte wert war.
Es ist nie so weit gewesen, dass der Herr
Finanzstadtrat Rieder, und zwar vor Abschluss des Finanzausgleiches, gekommen
wäre und gesagt hätte: Meine Damen und Herren, das ist der Stand der Dinge. So
sieht es aus für Wien. Das haben wir ausverhandelt. – Das ist das empörende
Faktum. Das empörende Faktum ist nicht der Inhalt, über den wir reden, sondern
dass Sie sich strukturell an einem Prozess beteiligen, von dem Sie dieses Haus
nicht informieren, den Sie dann abschließen, aber weil er doch irgendjemandem
nicht passt, wieder weglegen und am Schluss versuchen, andere dafür
verantwortlich zu machen, dass Sie mit denen, die es betrifft, nämlich alle
Wienerinnen und Wiener, einschließlich dieses Haus, nicht darüber diskutiert
haben, was Sie denn im Finanzausgleich verhandelt haben.
Es ist dies eine Angelegenheit, die dieses Haus
massiv betreffen wird, die die Wienerinnen und die Wiener betrifft, und Sie
haben das nicht getan. (Abg Godwin
Schuster: Haben das die Freiheitlichen vorher gemacht?) Jawohl, auf deine
Frage. (Abg Godwin Schuster: Wann und
wo?) Natürlich waren der Finanzausgleich und die Verhandlungen Gegenstand
von Debatten des Nationalrates. (Abg
Godwin Schuster: Das stimmt ja nicht!) Natürlich war das dort auf der
Tagesordnung (Abg Godwin Schuster: Das
stimmt ja nicht!), aber nicht in diesem Haus. Das können Sie nicht uns
vorwerfen, sondern dass müssen Sie sich selbst vorwerfen. (Beifall bei der
FPÖ.) Man hätte, Herr
Kollege Schuster, auch zu dem Ergebnis kommen können, es wirklich gemeinsam zu
machen. Diese Frage wird sich auch noch stellen. Ich komme darauf später
zurück.
Man kann die Debatte natürlich auch launig führen,
und ich muss sagen, Herr Prof Kopietz, ich habe viel gelacht; also nicht über
Sie, sondern teilweise auch mit Ihnen. Ich habe wirklich viel gelacht über
Ihren Debattenbeitrag. (Abg Harry
Kopietz: Weinen hätten Sie sollen, nicht lachen!) Man kann das natürlich so
machen, und ich habe mir das auch schon einmal so vorbereitet gehabt. Da nimmt
man einen Zettel, schreibt alles auf, was es in den letzten Jahren an Zahlen
gab, dann liest man das herunter, hält das irgendjemandem vor und hält sich für
besonders geistreich und witzig. Ich sage Ihnen, das ist bis zu einem gewissen
Grad sogar witzig – ich lache da nicht über Sie, ich lache sogar mit Ihnen (Abg Harry Kopietz: Das ist traurig, nicht
geistreich und witzig!) –, aber es ist halt keine Diskussion, die uns
weiterbringt. (Abg Kurt Wagner: Oh ja!) Nein, Kollege Wagner, da nützen
dir die ganzen Zwischenrufe nichts. Du bringst es nur zusammen, dass ich meine
20 Minuten ausnütze, obwohl ich nur einige Stichworte auf dem Zettel habe.
Ich danke dir dafür. (Abg Kurt Wagner:
Bitte!)
Es bringt uns deswegen nicht weiter ... (Zwischenruf
des Abg Dipl Ing Martin Margulies.) Was haben Sie gesagt? (Abg Dipl Ing
Martin Margulies: Das ist unerträglich!) Ich muss mit meinem bisschen
Schmerzensgeld immer wieder die grüne Fraktion ertragen, die grüne Fraktion
wird mit ihrem Schmerzensgeld mich ertragen, obwohl ich etwas Nettes über Sie
zu sagen hätte. Ich habe nämlich in der Debatte darüber nachgedacht, warum die Grünen da so locker sind. Das könnte
natürlich deshalb sein, weil die Grünen,
wenn man Alfred Dorfer und seinem "Donnerstalk" folgt, quasi für ihre
Wähler nicht mehr existent sind, weil sie nicht aufscheinen. Es war eine
lustige Sendung, die mich auch sehr amüsiert hat, fast so gut wie die Rede vom
Kollegen Kopietz, wo sich da mehrere grüne Wähler gefragt haben, warum sie
gerade die Wiener Grünen nicht
finden. Es war sehr amüsant, aber es war eigentlich unfair, Ihnen das
vorzuhalten. Korrekt wäre, Ihnen vorzuhalten, dass natürlich der Lhptm
Pühringer in Oberösterreich bei den Finanzverhandlungen – zumindest bei dem
Teil, bei dem ich dabei war – gesagt hat: „Das kann ich nicht abschließen, denn
da stimmen mir meine Grünen im
Land nicht zu.“
Und damit bin ich auch beim Punkt. Faktum ist, dass
alle vier Fraktionen – nicht nur dieses Hauses, sondern in diesem Land –
wissen, dass die Reform notwendig ist. Alle wissen, dass die ausgabenseitige
Geschichte schwer in den Griff zu bekommen ist, dass man sie aber in den Griff
bekommen muss, aber es traut sich keiner als Erster die schlechte Botschaft zu
verkünden, schon gar nicht dann, wenn eine Wahl bevorsteht. Und niemand will
sich auch so recht über die Einnahmenseite hertrauen, denn das ist unpopulär. (Abg
Dipl Ing Martin Margulies: Das stimmt wirklich nicht! Offensichtlich haben Sie
nicht zugehört bei meiner Rede!) Ich habe Ihnen, Kollege Margulies,
zugehört, und ich versuche auch, das Problem zu analysieren. Ich muss ja nicht
immer mit allem Recht haben, mag sein, aber lassen Sie mich wenigstens
ausreden.
Der Punkt ist der, und das weiß jeder: Es geht ja
nicht nur um die Gesundheitsreform, sondern es geht auch um den
Finanzausgleich. Und zwar geht es wieder einmal um einen Finanzausgleich, der
keine Probleme löst. Er löst keine Probleme, weil die geteilten Zuständigkeiten
bleiben. Der Kollege Oxonitsch hat uns das letzte Mal oder eigentlich schon
zweimal erklärt, wie das mit den Bundeseinnahmen ist. Das Problem ist, dass wir
uns alle miteinander – ich nehme da niemanden aus – davor drücken, die
Kompetenzen ordnungsgemäß zuzuordnen und auch zu sagen, wer die Leistung
erbringt, muss auch die Mittel einnehmen und der trägt auch die Verantwortung.
Und damit bin ich bei der
Arbeiterkammer, weil die Kollegin Klicka gefragt hat, was das damit zu tun hat.
Wo ist sie? Schade, sie ist weg. (Abg Johann Driemer: Ich sage es ihr!)
Sie sagen es ihr? Danke. Sie sind eh der Richtige, Kollege Driemer, freut mich.
– Was hat das damit zu tun? Die, die mit waren bei der
Gesundheitsausschussreise nach Berlin und Stockholm, haben zwei Dinge gesehen.
Das Erste, was sie gesehen haben: Wenn man es so macht wie in Berlin, geht es
uns noch schlechter als es uns jetzt in Wien geht, aber wenn man nicht
rechtzeitig etwas tut, dann kracht man später wie die Kaisersemmeln. Dann
bleibt einem nicht anderes übrig, dann muss man es erst recht machen, nur noch
viel härter und für die Menschen ungerechter. – Erstes
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