Landtag,
25. Sitzung vom 25.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 72
Saatgutvermehrung geschützte Gebiete ausweisen können. Wir haben solche geschützten Gebiete in Wien. Das sind ungefähr 70 Hektar, wo Saatgut vermehrt wird, und zwar Rapssaatgut. Wir werden dann, sobald das Gesetz in Kraft tritt, auch diese geschützten Gebiete ausweisen.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke schön. - Wir kommen zur 1. Zusatzfrage.
Frau Abg Sommer-Smolik, bitte.
Abg Claudia Sommer-Smolik (Grüner Klub im
Rathaus): Frau Stadträtin!
Auch wir freuen uns, dass es diesen
Vierparteienantrag heute geben wird.
Ich habe eine Frage: Es gibt seit Jahren einen
Versuch der BOKU im 21. Bezirk, im Versuchsglashaus, die Marille
gentechnisch zu verändern. Vor zwei Jahren schon hat die dortige Leiterin
gemeint, sie wird einen Aussetzungsantrag bezüglich der Marille, die mit Chakravirus
gentechnisch behandelt wurde, stellen. Wissen Sie, ob es diesen
Aussetzungsantrag schon gibt oder ob er knapp bevorsteht?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Frau Stadträtin, bitte.
Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Sehr geehrte Frau Abgeordnete!
Dieses Thema war auch Thema zahlloser
parlamentarischer Anfragen von mir, als ich noch im Nationalrat war. Mein
letzter Stand ist, zuständig ist in diesem Fall das Wissenschaftsministerium,
weil es sich um eine Universität handelt, das einen solchen Versuch genehmigen
muss, dass aber nichts geplant ist.
Den aktuellen Stand, was sich seit Juli getan hat,
kenne ich jedoch nicht. Wir können dem sicher einmal nachgehen. Mein Eindruck
war, dass es derzeit nicht geplant ist, in kürzester Zeit ins Freiland zu
gehen, sondern das im Glashaus zu belassen, aber das kann sich natürlich immer
ändern.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Wir kommen zur 2. Zusatzfrage. Herr Abg Parzer,
bitte.
Abg Robert Parzer (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Grüß Gott, Frau Stadträtin! Guten Morgen!
Meine Frage ist: Die Landwirtschaft ist von sich aus bereit,
auf den Einsatz von gentechnisch veränderten Organismen zu verzichten, obwohl
es ihr in der Zukunft wahrscheinlich Wettbewerbsnachteile bringen könnte.
Welche Maßnahmen könnten Ihrerseits getroffen werden, um die Bereitschaft der
Konsumenten zu heben, gentechnisch veränderte Organismen nicht zu erwerben?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Frau Stadträtin, bitte.
Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Herr Abgeordneter!
Ich muss Ihnen ein bisschen widersprechen. Ich glaube
nicht, dass es einen Wettbewerbsnachteil bringt. Ich glaube, dass es den Bauern
und Bäuerinnen einen Wettbewerbsvorteil bringt, wenn sie auf Gentechnik verzichten,
weil jede Umfrage besagt, zwischen 80 und 90 Prozent der Menschen oder
mehr wollen keine Gentechnik in ihrem Essen und wollen keine Gentechnik in der
Landwirtschaft. Wir haben deswegen auch parallel zu diesem Gesetz Verhandlungen
mit den Wiener Landwirtinnen und Landwirten aufgenommen, um eine freiwillige
Vereinbarung sozusagen noch als zweites Mosaiksteinchen zu dem Gesetz dazuzubekommen,
wo die Landwirte für eine bestimmte Zeit darauf verzichten, Gentechnik
einzusetzen.
Ich glaube, das ist in Österreich einfach nicht so
stark ein Thema, weil die Produkte, die am Markt sind, einfach für die
amerikanische Landwirtschaft gemacht sind und nicht für eine klein- und
mittelstrukturierte Landwirtschaft, wie wir sie in Österreich haben. Deswegen
ist es wirtschaftlich gesehen kein Nachteil. Außerdem bin ich der festen
Überzeugung, dass Österreich und speziell Wien auf die Marktnische gentechnikfrei
setzen sollte, weil im großen Wettbewerb mit Holland und Amerika unsere Bauern
sozusagen nicht mithalten können. Dafür sind wir einfach zu klein. Deswegen
ist, glaube ich, eine Spezialisierung angesagt.
Was Ihre Frage der Konsumenten betrifft, so ist es
auch Teil unserer Gespräche mit den Bäuerinnen und Bauern, das entsprechend zu
bewerben, denn wenn man Gutes tut, dann muss man auch laut darüber sprechen,
weil sonst weiß es natürlich keiner. Das ist natürlich eine ganz wichtige
Begleiterscheinung einer freiwilligen Vereinbarung, dass man die dann
entsprechend bewirbt und möglichst viel tut, dass die Menschen dann auch
verstärkt zum Wiener Gemüse greifen. Das ist auch ein bisschen der Sinn
dahinter.
Die Wiener Bäuerinnen und Bauern bemühen sich sehr
redlich, gute Qualität auf den Tisch zu bringen, nur im Supermarkt kommt das
nicht an. Ich war unlängst bei der LGV und war wahnsinnig beeindruckt, welche
Kennzeichnungsmaßnahmen die haben. Die können bei jeder Tomate, die sie in
einer Schachtel haben, sagen, von welchem Bauern sie kommt. Das ist total
ausgeklügelt und wirklich sehr interessant. Nur leider, sobald beim Spar die
Tür aufgeht und das Ding dort hineingeliefert wird, ist der Herkunftsnachweis
verloren. Ich glaube, dass das wahnsinnig schade ist, weil sich viele
Konsumenten in Wien sehr dafür interessieren würden, woher ihre Tomate kommt.
Das ist genau der schwierige Punkt. Die Supermärkte wollen das ganz bewusst
nicht, weil denen halt daran liegt, eine gewisse beliebige Austauschbarkeit zu
haben. Wenn die Radieschen aus Spanien halt billiger sind, dann weg mit den
Wiener Radieschen. Das ist genau das Problem, mit dem wir auch in diesem
Gentechnik-Zusammenhang ein bisschen zu kämpfen haben, nämlich dass man die
Bewerbung und Ausweisung auch noch bis ins Geschäft nachverfolgen kann.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Wir kommen zur 3. Zusatzfrage. Frau Abg
Reinberger, bitte.
Abg Brigitte Reinberger (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Frau Stadträtin!
Ich gebe Ihnen Recht, dass es
natürlich fein wäre, wenn es eine bundeseinheitliche Regelung gäbe, denn wie
auch aus der Anfrage hervorgeht, Wien nicht für sich steht, sondern ganz
einfach Beeinträchtigung durch Niederösterreich hat, Niederösterreich wieder
durch das benachbarte, was auch immer, Burgenland oder von mir aus auch
Oberösterreich. Also jeder stößt sozusagen an
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