Landtag,
25. Sitzung vom 25.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 72
die Hochschülerschaften der Stadt Wien in Zukunft
mehr Geld und mehr Einfluss haben werden als bisher. (Beifall bei der ÖVP. –
Abg Franz Ekkamp: Beispiele!) Und das können Sie nicht abstreiten. (Abg
Franz Ekkamp: Beispiele, bitte!)
Jetzt kann man sicher darüber diskutieren, ob eine
Urwahl demokratischer ist als ein Delegiertensystem. Aber dann frage ich Sie,
warum regen Sie sich hier so maßlos über jenes System auf, das in der
Arbeiterkammer gang und gäbe ist und für das Sie dort seit Jahren eintreten. (Beifall
bei der ÖVP.)
In der AK, wo Sie Ihre absolute Mehrheit hatten,
wurde vor nicht allzu langer Zeit der AK-Präsident der Wiener Arbeiterkammer
ohne Wahl automatisch zum Bundesarbeiterkammerboss gemacht. (Abg Godwin Schuster: Das hat die
Interessensgemeinschaft bestimmt!) Eine Regelung, die vom
Verfassungsgerichtshof aufgehoben wurde. Das ist Ihre Art und Weise, wie Sie
Demokratie machen. (Beifall bei der ÖVP.)
Sie haben Recht, die Österreichische
Hochschülerschaft ist ein Selbstverwaltungsorgan und daher muss sie befragt
werden. Und jetzt sage ich Ihnen einmal etwas: Es hat am 13. Mai eine
Sitzung der Vorsitzenden der Universitätsvertretungen – das sind die frei
gewählten Vorsitzenden aller Österreichischen Universitäten – gegeben, und dort
ist darüber diskutiert worden, und es hat auch eine Resolution gegeben, wie man
mit den Veränderungen auf Universitätsebene umgeht. Und dort, ich sage jetzt
nur die entscheidende Passage, steht drinnen, „... dass auf Grund der
Veränderung des Universitätsgesetzes 2002 die Autonomie der Universitäten
stärker ist und nur so ist die Erfüllung der Aufgaben garantiert, denn im
Moment können die einzelnen Hochschülerschaften diesen, insbesondere durch die
derzeitige Aufteilung der ÖH-Beiträge zwischen den Hochschülerschaften und der
Österreichischen Hochschülerschaft, nur schwer nachkommen.“
Das heißt, worum geht es in Wirklichkeit, lieber Herr
Kollege Wutzlhofer? Es geht um dasselbe, was Sie von der SJ und ich von der
Jungen ÖVP kenne, nämlich um die Mittelaufteilung zwischen einer
Bundesorganisation und einer Landesorganisation. (Abg Jürgen Wutzlhofer: Das
hat aber die ÖH nicht bestimmen können!) Ja, und die ÖH, lieber Kollege,
genau, und die Vorsitzendenkonferenz der Universitätsvertretung hat diese
Resolution mit 12 Pro-Stimmen, zwei Enthaltungen und zwei Gegenstimmen
angenommen. Und übrigens, die Vorsitzende der BOKU, die den GRÜNEN angehört,
hat dort zugestimmt, weil sie sich natürlich für die Interessen ihrer eigenen
Universität eingesetzt hat. Das ist die Wahrheit. (Beifall bei der ÖVP.)
Und im nächsten Hochschülerschaftswahlkampf, wo ja
offensichtlich eine Listengemeinschaft antreten wird, steht den beiden linken Fraktionen,
den GRÜNEN und dem VSStÖ offen zu sagen, liebe Studenten, wenn Ihr haben wollt,
dass es ein allgemein politisches Mandat der Hochschülerschaft gibt, dann wählt
uns, und die ARGE und die Fachschaftslisten werden sagen, wenn ihr eher dafür
seid, dass die Entscheidungsfindung und der Einsatz dort passiert, wo ihr
tatsächlich an den Universitäten studiert, dann wählt uns. Und ich traue dem
österreichischen Studenten jene Intelligenz zu, diese Entscheidung zu treffen,
ob sie das eine oder das andere wollen. (Beifall bei der ÖVP.)
Um auch Ihre größte Sorge zu entkräften: Selbst nach
dem derzeitigen System, wenn das umgelegt werden würde, würde auf Grund der
Minderheitenregelung auch der Kommunistische Studentenverband, der KSV,
weiterhin der Bundesstudentenvertretung der Österreichischen Hochschülerschaft
angehören. (Abg Heinz Hufnagl: Der ist
aber stärker als die Freiheitlichen, keine Sorge!)
Und jetzt komme ich ein bisserl zu den Sorgen der SPÖ
Wien um die direkte Demokratie und um die Verhältnismäßigkeit. Gestern ist ja
Präsident Hatzl herausgekommen und hat das berühmte Hatzl-Modell verteidigt, wo
es mit 43 Prozent der Stimmen möglich gewesen wäre, dass hier eine
absolute Mehrheit in dem Haus herrscht. Das ist nicht beschlossen worden, aber
es ist diskutiert worden, das hat er ja nicht abgestritten. Aber was hier in
diesem Haus beschlossen wurde, ist dass zwei Parteien mit ihrer Mehrheit
gegen zwei andere Parteien ein Ausländerwahlrecht durchgedrückt haben, wo
alle führenden Experten des Landes gesagt haben, dass es verfassungswidrig ist,
(Abg Heinz-Christian Strache: 80 Prozent der Wähler lehnen es ab!)
und das auch vom Verfassungsgerichtshof in allen Punkten aufgehoben wurde. Das
haben Sie hier durchgedrückt. Das ist die Art und Weise, wie Sie hier mit
Demokratie umgehen. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Johann Hatzl (unterbrechend): Sie haben noch eine
halbe Minute.
Abg Dr Andreas Salcher (fortsetzend):
Die Untersuchungskommission im Pflegeskandal Lainz: Wer hat denn dort
entschieden darüber mit einer Partei, dass sie für beendet erklärt wird? Die
SPÖ war das. (Beifall bei der ÖVP.)
Und, lieber Kollege Wutzlhofer, weil Sie hier so
gerne Charts herzeigen. Ich zeige Ihnen ein Chart, das dieses Haus wesentlich
mehr betrifft als das der Österreichischen Hochschülerschaft. Letzte
Gemeinderatswahl: 46,91 Prozent SPÖ, Mandate 52 Prozent. (Abg Godwin Schuster: Sie wollen nicht über
dieses Thema reden!) Das heißt, Sie haben hier ein Wahlrecht, wo Sie mit
knapp 47 Prozent die absolute Mehrheit in diesem Haus haben.
Wenn Ihnen das nicht gefällt, bitte legen Sie einen
Wahlrechtsänderungsentwurf vor, wo jede Stimme, die in Wien abgegeben wird,
gleich zählt. Die Unterstützung der ÖVP haben Sie und ich nehme auch an die der
anderen Parteien. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gelangt Frau Abg Schmalenberg.
Abg Mag Heidrun Schmalenberg (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte
Damen und Herren! (Abg Godwin Schuster:
Jetzt werden wir wieder eine ordentliche Lektion bekommen!)
Zum Kollegen Wutzlhofer wollte ich
sagen, ich kann
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