Landtag,
25. Sitzung vom 25.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 72
letzten Jahr auf die alten Fehler noch flugs ein paar neue draufgedoppelt hat und Primarii – ich glauben es waren mehr i als ae, vielleicht waren es auch Frauen, dann waren es Primariae – nachbesetzt hat. Da kann ich eigentlich nicht verstehen, wieso man das tut. Denn jetzt ist klar, dass man schauen muss, wie man diese Ärzte und Ärztinnen einsetzt, die, was ihren persönlichen Einsatz für ihren Beruf betrifft, sicher außer Zweifel integer sind, aber mit dem Wechsel des Konzeptes muss es auch einen Wechsel der Schwerpunktsetzung der Berufsgruppen in den Pflegeheimen geben.
Wir werden, Frau Stadträtin, genau darauf achten,
dass Sie diesen Wechsel auch vornehmen. Es wird nicht gehen, dass man in Lainz
im Geriatriezentrum Am Wienerwald heute ein paar neue Schilder aufhängt. Dann
steht auf dem einen Schild “Pflegekrankenhaus der Stadt Wien“, und dahinter
verbirgt sich dasselbe alte Langzeitstationenelend, und auf das andere Schild
schreibt man “Geriatriezentrum Pflegeheim der Stadt Wien“ oder was immer man
sich jetzt an Phantasienamen ausdenkt, und dort ist auch wieder dasselbe alte
Elend, aber dort unterliegt man halt dem neuen Pflegeheimgesetz.
Frau Stadträtin! Tun Sie das nicht. Zeigen Sie, dass
es Ihnen ernst ist. Bauen Sie jenes Personal ab, das abzubauen ist, und bauen
Sie jenes Personal auf, das dort dann gebraucht werden wird. Das hat sicher zu
tun mit tagesstrukturierenden Einrichtungen, Aktivitäten, mehr Ergotherapie,
mehr Sozialarbeit, gute, ausreichende Ausstattung im Bereich des
Pflegepersonals und und und.
Die Strukturen in den Großheimen der Stadt Wien
müssen sich ändern. Die kollegiale Führung wird ersetzt durch eine
Heimdirektion mit allen Konsequenzen. Wie das im Konkreten aussieht, muss uns
noch vorgeführt werden. Sie müssen hier die Konzepte vorlegen. Die haben Sie
zwar schon angedacht, aber es fehlt noch ein Beweis dafür, dass Sie diese
Umsetzung in den eigenen Häusern ernst nehmen.
Der Prozess der Veränderung, der jetzt für die
öffentlichen und die privaten gemeinnützigen Träger bevorsteht, soll gut
begleitet werden, soll konstruktiv begleitet werden. Und weil ich hinaufschaue (Die Rednerin blickt zur Besuchergalerie.)
und den Herrn Kommerzialrat da oben sehe, möchte ich auch sagen, ich bin sehr
froh, dass seitens der gemeinnützigen privaten Träger hier so konstruktiv
mitgearbeitet wurde. Ich glaube, dass ein wichtiger Meilenstein gesetzt wurde
mit dem Umstand, dass es gelungen ist, hier in die Erarbeitung des Gesetzes
nicht nur die Behörden und die städtischen Strukturen einzubinden, sondern auch
den Dachverband der Pflegedienste und die verschiedenen Träger. Denn so, glaube
ich, ist eine Hoffnung berechtigt, dass das Gesetz auch umgesetzt wird, dass
die, die es betrifft, auch sagen, das ist unser Gesetz, und wir wollen, dass
etwas daraus wird. Ich glaube, dass das eine gute Voraussetzung ist.
Seitens der GRÜNEN und auch, denke ich, seitens der
anderen Kollegen und Kolleginnen der Geriatriekommission und des
Gesundheitsausschusses glaube ich, dass das Interesse – für mich weiß ich es,
für die anderen glaube ich es – an dieser Begleitung ein großes, ein ernstes
und arbeitsorientiertes ist. Wir glauben, dass wir Strukturen brauchen, um
diese Umsetzung auch gut zu machen. Da sind in der Geriatriekommission seitens der
GRÜNEN ja schon einige Vorschläge gemacht worden.
Erstens, Frau Stadträtin: Wir brauchen einen
Geriatrieplan. Ein Gesetz ist sozusagen der Rahmen, die Ausformulierung
konkreter Projekte, Horizonte, Rahmenbedingungen, Aufgabenverteilungen sollten
in so einem Geriatrieplan enthalten sein. Der muss vorgelegt werden, diskutiert
werden, und es muss jährliche Umsetzungsberichte geben. Es soll nicht so sein
wie bei der “Hilfe im hohen Alter“, dass man dann am Schluss feststellt, Pi mal
Daumen, da wurde nicht viel umgesetzt.
Es muss auch eine Steuerungsgruppe geben – und jetzt
schaue ich wieder zu Ihnen hinauf –, in der die privaten Gemeinnützigen, der
Krankenanstaltenverbund, der Dachverband der Wiener Pflegedienste
zusammengespannt sind, wo man schaut: Welche konkreten
Entwicklungsmöglichkeiten sind da? Welche Schwierigkeiten zeigen sich? Was
braucht man an politischer Unterstützung für das große Vorhaben?
Es wird auch Nachnutzungskonzepte für freiwerdende Einrichtungen
brauchen. Lainz, das Geriatriezentrum Am Wienerwald, ist als Ort, als schiere
Ansammlung von Gebäuden in einem schönen Park etwas, über dessen künftige
Verwendung man gute Überlegungen anstellen soll. Im Vordergrund soll nach
grünem Interesse die Nutzungsüberlegung im kommunalen Bereich stehen. Man muss
nicht alles verscherbeln, nur weil es gut und teuer ist, man kann und soll sich
für die freiwerdenden Pavillons eine Nutzung überlegen, die der Stadt dient,
die ein sinnvolles Gesamtkonzept ermöglichen würde und wo man die schönen rein
geographischen Rahmenbedingungen gut nützt.
Damit die wohnortnahe Pflege in kleinen
überschaubaren Einheiten Realität werden kann, braucht es einen offensiven
Ausbau der ambulanten Dienste. Wenn das Prinzip "nur so viel Pflege und
Betreuung wie nötig, aber dann auf höchstem Niveau" umgesetzt werden soll,
werden wir verstärkt und auch mit finanziellem Engagement die ambulanten
Dienste ausbauen müssen. Auch dazu erwarten wir Konzepte und Vorschläge in so
einem Gesamtplan für Geriatrie.
Dazu gehört weiters der Ausbau von teilstationären
Angeboten, von Tages- und Seniorenzentren, damit die Menschen eine Alternative
dazu haben, ins Pflegeheim zu gehen zu einem zu frühen Zeitpunkt.
Ganz bestimmt braucht es einen
Ausbau gerontopsychiatrischer Angebote. Für die Tatsache, dass Demenz etwas
ist, was viele Menschen im hohen Alter betreffen kann, kann es nicht nur die
Lösung geben, dass Pflegeheime sich um diese Menschen kümmern. Wir müssen
schauen, dass wir die Angehörigen unterstützen, dass wir die Menschen selbst
unterstützen und auch für Demenzerkrankte eine möglichst lange positive
Lebenssituation in ihren eigenen vier Wänden
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