Landtag,
27. Sitzung vom 28.01.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 66
„Das zuständige Mitglied der Landesregierung möge
einen Gesetzesentwurf vorbereiten, der § 6 des Gesetzes über die Wiener
Patientenanwaltschaft folgendermaßen abändert: § 6 soll lauten: Die Wiener
Patientenanwaltschaft erstattet dem Landtag über ihre Tätigkeit im
vorausgegangenen Jahr spätestens bis 31. Dezember jeden Jahres
Bericht."
Das ist eh schon eine lange Frist. Da hat man ein
Jahr Zeit, einen Bericht zu verfassen. Die Frau Kollegin Korosec würde ein
halbes Jahr bevorzugen, umso besser. Aber sei es ein halbes, sei es ein ganzes
Jahr, mit so einer gesetzlichen Regelung wäre sichergestellt, dass wir nicht
bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag warten. Ich hoffe, dass die Fraktion der
Sozialdemokratie hier mitgehen kann, weil ich kann mir nun doch nicht
vorstellen, dass es Ihnen wurscht ist, ob Sie etwas von der Patientenanwaltschaft
hören oder nicht.
Nun zu den inhaltlichen Punkten. Ich will da gar
nicht im Detail darauf eingehen, denn es spiegelt sich in diesen Berichten, in
diesen beiden Bänden, das wider, was wir kritisieren.
Offensichtlich haben Sie, Herr Dr Dohr, das Selbstverständnis in erster Linie und vor allem Einzelfällen nachzugehen, Menschen im Sinne einer Mediation, würde ich fast sagen, in Beschwerdefällen zur Seite zu stehen. Ich glaube, dass das eine wichtige, eine richtige Funktion der Patientenanwaltschaft ist. Sie haben hier einen Vorschlag in den zweiten Berichtsband aufgenommen, wo Sie Ihre eigene Zuständigkeit ausweiten wollen, unter § 2, nämlich die Vermittlung bei Streitfällen und die außergerichtliche Schadensregulierung bei Patientenschäden. Ich kann Ihnen hier in Ihrer Argumentation nicht folgen, denn ich meine, unter Punkt 1, Behandlung von Beschwerden von Patienten oder deren Vertrauenspersonen, ist das für mich abgedeckt. Ich möchte auch nicht, Herr Dr Dohr, dass Sie künftig noch mehr Ihren Arbeitsfokus auf diesen Bereich konzentrieren, denn was ich in Ihren beiden Berichten vermisse, sind wirksame Aussagen und ein wirksames Feedback zu Strukturproblemen der Wiener Gesundheitspolitik. Was ich vermisse, Herr Dr Dohr, sind Aussagen zu den Debatten, die in den vergangenen Jahren gesundheitspolitisch geführt worden sind.
Auf derselben Seite 7 nehmen Sie auch zu einer
Debatte indirekt Stellung, nämlich zur Debatte über die Qualität der Betreuung
in den Pflegeheimen, die uns weiß Gott in der Vergangenheit alle beschäftigt
hat. Sie sagen, Sie sind nicht zuständig oder nur insofern zuständig, als es
sich um Pflegeheime handelt, die dem Gesundheitswesen zugeordnet sind und da
vor allem die städtischen - und über die haben wir ja debattiert - als
Sozialeinrichtungen geführt werden und Sie daher keine Zuständigkeit daraus
ableiten. Das ist für mich zu spitzfindig, denn ich denke mir und das hat die
Einrichtung des Pflegeombudsmanns dann gezeigt, dass hier hoher Handlungsbedarf
und hohe Erwartung, auch seitens der Politik und seitens der Bevölkerung ist,
Missstände abzustellen. Wenn wir jetzt im Pflegeheimgesetz die Vorsitzführung
der Heimkommission durch den Patientenanwalt verfügt haben und ich gleichzeitig
lese, dass Sie Ihre Zuständigkeit hier gar nicht gegeben sehen, dann weiß ich
nicht, ob wir in einem auf Gas und Bremse steigen.
Mein Wunsch, dass Sie sich Strukturfragen annehmen,
entspringt nicht dem, dass ich meine, wir politischen Oppositionsparteien
brauchen Sekundanz von der Patientenanwaltschaft, sondern ich meine, dass
gerade Sie, Herr Dr Dohr, mit Ihrem Team jemand wären, der eine Debatte, die
dann auch zwischen Parteien kontroversiell geführt wird, von einer objektiven
Seite, von der Seite des Erfahrenen, von der Seite durchaus des Empirischen,
was Sie an Beschwerden vorfinden, was Sie selbst für Schlüsse ziehen, auf eine
sehr positive Weise bereichern könnten.
Sie tun das nicht. Sie haben sich in der
Vergangenheit nicht in diese Debatten mit positionierenden Beiträgen
eingeschaltet. Sie haben, und das zeigt auch der Bericht, vor allem der zweite,
wo es um die Pflegeheime in Bezug auf den Pflegeskandal eigentlich nur auf
einer guten Seite zu tun ist, wo Sie sich eigentlich jeder Analyse enthalten
und im Weiteren nur einige exzeptionelle Schadensfälle zitieren. Sie verzichten
auf eine Positionsbeziehung in Bezug auf große gesundheitspolitische Themen der
Stadt. Das finde ich schade. Das finde ich sehr schade. Das würde Not tun.
Diese Art von Wahrnehmung von Patienten- und Patientinnenrechten braucht diese
Stadt. So sind auch die Punkte, die Sie dann im einzelnen ausführen und wo ich
Ihnen eigentlich in jedem folgen kann, wenn Sie sagen, im Bereich der
Herzchirurgie, der Dialyse, der Orthopädie, der Gangbetten gibt es Missstände.
Herr Dr Dohr, ich würde mir wünschen, dass Sie dann auch dazusagen, warum.
Dass in der Dialyse Wartezeiten sind und Not an der
Medizin herrscht, wissen wir. Wir wissen alle, dass es die vierte Schicht gibt.
Sie schreiben das sozusagen konstatierend, nicht analytisch und Sie machen vor
allem keine Ursachenforschung. Das wäre Unterstützung in Sachpolitik, denn die
Dialyse in der Nacht ist nicht etwas, das nur deshalb stattfindet, weil es ein
paar Ärzte gibt, die sagen, das ist eine gute Idee, sondern die findet statt,
weil es in Wien Engpässe gibt. (Abg Kurt
Wagner: Das wissen wir auch!) Wir reden jetzt nicht über die Dialyse, Herr
Kollege Wagner. (Abg Kurt Wagner: Sie reden über die Dialyse, ohne dass Sie
dazusagen, wieso es diese Engpässe gibt!) Die Engpässe gibt es, weil der
Krankenanstaltenverbund versäumt hat, rechtzeitig Vorkehrungen, Vorsorge,
Ausbildung zur Verfügung zu stellen, dass es genügend Kapazitäten gibt, dass
wir nächtens nicht arbeiten müssen. (Abg
Kurt Wagner: Wirklich nicht! – Abg Franz Ekkamp: Kompetenz haben Sie keine!) Herr
Dr Dohr stellt fest, dass es hier Missstände gibt, ohne dazu weitere
Ausführungen zu machen.
Selbiges gilt für die Gangbetten.
Es ist ein Skandal und unerträglich, dass es möglich ist, dass in modernen
Krankenhäusern, wie dem SMZ-Ost als Beispiel, für frisch Operierte der Fall
sein kann, dass sie nicht eine Stunde oder einen Tag, sondern eine ganze Woche
neben der Toilette in ihrem Bett liegen, während Leute
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