Landtag,
27. Sitzung vom 28.01.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 66
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
verlangt.“ (Beifall bei der ÖVP.)
Sehr geehrte Damen und Herren von der
Mehrheitsfraktion! Wir wissen selbstverständlich nicht, wann genau die nächsten
Wahlen stattfinden werden, wir wissen aber eines ganz bestimmt: Wir werden die
Wienerinnen und die Wiener von Ihrem Umgang mit Wahlrecht und von Ihrem Umgang
mit Machtfragen sehr deutlich informieren. (Beifall
bei der ÖVP.)
Präsidentin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner ist Herr Abg Pfeiffer gemeldet.
Ich erteile ihm das Wort.
Abg Gerhard Pfeiffer (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Der Herr Landeshauptmann
hat sich schon verabschiedet. Ihn kann ich also nicht ansprechen. Über das
Wahlrecht wurde jetzt schon viel gesprochen, auch über die Verfassung. Klar
wurde dabei: Sie haben weder ein Interesse, das eine gerechter noch die andere
demokratischer zu machen. Wir klagen nicht darüber – das möchte ich dem Herrn
Abg Kabas sagen, das ist keine Klage –, sondern wir wollen einfach etwas
ändern, und das wollen wir damit erreichen, indem wir heute einmal ausführlich
darüber sprechen. Es ist auch keine Schuld, dass wir damals den Koalitionspakt
nicht gebrochen haben, denn ich behaupte klar und deutlich, Anständigkeit ist
keine Schuld. (Beifall bei der ÖVP.) Wir haben nicht aus eigensüchtigen
und kleinen Motiven heraus, um vielleicht bei der nächsten Wahl besser
dazustehen, den Koalitionspakt gebrochen, sondern das haben andere getan, weil
sie geglaubt haben, dass sie dadurch zur damaligen Zeit einen Vorteil aus der
Situation gewinnen können. Dass wir das nicht erkannt haben, dass es so
einfache Motive gibt, um Pakte zu brechen, das mag schon unsere Schuld sein.
In der Verfassung, meine
sehr geehrten Damen und Herren, gibt es eine Reihe von undemokratischen
Konstrukten, solche, die es schon lange gibt. Ich erinnere an die Rolle der
nichtamtsführenden Stadträte, die krass benachteiligt sind, aber die volle
Regierungsverantwortung tragen müssen. (Ironische Heiterkeit bei der SPÖ. –
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Mir kommen die Tränen!) Ja. Natürlich! Sie
stimmen bei den Beschlüssen der Stadtregierung voll mit in der Verantwortung
eines Regierungsmitgliedes. Natürlich! Da brauchen Sie nicht darüber zu lachen.
Das zeigt ja schon ganz deutlich Ihre Einstellung. Genau das ist es! Genau in
dieser Richtung denken Sie. (Beifall bei der ÖVP.)
Diese Verfassung ist keine
Bürgerverfassung, sondern eine Bürgermeisterverfassung, in der der Bürgermeister
auch demokratisch zustande gekommene Beschlüsse eines Kollegialorgans sistieren
kann. Na, welche Demokratie ist denn das, wo ein Einzelner einfach Beschlüsse
von Seiten der gesetzgebenden oder mitverwaltenden Versammlung sistieren kann?
Ist das Ihre Anschauung von Demokratie? Das ist hochinteressant! (Abg Kurt
Wagner: Schauen Sie lieber auf den Bundeskanzler!) Na, glauben Sie, der
Bundeskanzler kann einen Beschluss des Nationalrates sistieren? Herr Kollege,
da sollten Sie sich ein bisschen informieren, wie es wirklich geht. (Beifall
bei der ÖVP. – Abg Kurt Wagner: Der fährt über alles drüber!) Das ist
entsetzlich! So etwas möchte ich als Zwischenruf gar nicht kriegen. Auf so
etwas kann man ja überhaupt gar nicht antworten, ohne in Verbalinjurien auszuarten.
(Heiterkeit und Beifall bei der ÖVP.)
Es gibt natürlich auch
solche undemokratischen Konstrukte, bei denen erst jetzt erkannt werden kann,
woran es dabei hapert. Ich habe in diesem Haus, in den 14 Jahren, in denen
ich jetzt hier bin, drei verschiedene Klimate erlebt: Zuerst die
Alleinregierung Ihrerseits vor der Koalition mit der ÖVP, dann die Koalition
und danach, wie es jetzt ausschaut. Da kann ich Ihnen eines sagen: In der Zeit,
als noch VBgm Mayr und Bgm Zilk hier das Sagen hatten, da hat es harte
Diskussionen gegeben, da hat es oftmals auch harte Bandagen gegeben, aber man
hat auch die Opposition angehört. Und so wie es jetzt ständig ist, dass diese
erste Reihe völlig für die Katz ist, weil nie ein Regierungsmitglied zuhört,
wenn wir hier diskutieren, das hat es damals nicht gegeben, das muss ich Ihnen
auch sagen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg Kurt Wagner: Hier sitzt eine
Stadträtin!) Ja, hervorragend. (Abg Kurt Wagner: Schauen Sie genauer!)
Hier ist die erste Reihe besetzt. (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Ich höre
auch aus der dritten Reihe!) Ja, ja, Sie haben schon völlig richtig gehört,
und es war vielleicht auch nicht ganz umsonst gesagt.
Jetzt muss ich Ihnen
sagen, in der Zeit der Koalition habe ich dann erlebt, was man alles an
Informationen bekommen kann in dieser Stadt, wie viel an Informationen hier
vorhanden ist. (Ironische Heiterkeit bei der SPÖ.) Ja, auch da gibt es
nichts zu lachen. Bitte schön, ich war Ausschussvorsitzender, ich weiß, wie es
gegangen ist, ich weiß, was für Informationen der regierenden Partei und ihren
Abgeordneten zur Verfügung stehen. (Anhaltende Heiterkeit bei der SPÖ.)
Lachen Sie nicht dazu, vielleicht sagt man Ihnen nichts, das ist schon möglich,
aber die Ausschussvorsitzenden wissen sehr genau, wo es langgeht in dieser
Stadt. Also wenn Sie lachen, zeigen Sie nur, dass Sie wahrscheinlich nicht in
der Fraktion der Wissenden innerhalb Ihrer Fraktion sind.
Und jetzt komme ich zur
gegenwärtigen Legislaturperiode, meine sehr geehrten Damen und Herren. Nicht
die geringste Information vorweg für die Opposition! Friss Vogel oder stirb! So
wird gehandelt. Wir brauchen euch nicht! Genau das hört man aus jeder Ihrer
Wortmeldung. Wir sind uns selbst genug. – Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Diese Wiener Stadtalleinregierung regiert nicht mehr, sie herrscht. (Beifall
bei der ÖVP.)
Die
sehr freundlich abgehandelte Fragestunde des Herrn Landeshauptmannes heute hat
ein recht entlarvendes Statement von ihm gebracht. Ich habe mir das extra noch
rasch vom stenografischen Protokoll geben lassen, weil es ja wirklich hübsch
ist. „Wir brauchen uns ja nichts vorzumachen", hat er gesagt – ich zitiere
–, „in Wirklichkeit wollen die Leute, dass die Stadt funktioniert. Auf welche
Art und Weise das organisiert wird, ist die Aufgabe derjenigen, die bezahlt
werden dafür, dass sie
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