Landtag,
30. Sitzung vom 23.05.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 64
festgestellt, gab es keine Führung, so Dr Vogt in seinem Tätigkeitsbericht, weder einen Direktor noch eine Direktorin, keine Pflegedienstleitung und von drei Stationen war eine sogar ohne Stationsleitung. Das heißt, das Personal hatte dort die unfassbare Situation, dass es ohne übergeordnete Führung dahinwurschteln musste, ob es sich das zutrauen konnte oder nicht, auch bei wechselnden Pools, bei wechselndem Personal, bei solchen Arbeitsbedingungen.
Ich zitiere Dr Vogt: „Mehrere Begehungen der
MA 15, auch angeregt von der Pflegeombudsstelle, blieben insofern
ergebnislos, als danach kurzfristig Personal aus den Heimen der KURSANA in den
Bundesländern ins Heim Tivoli abgesandt wurde, welches jedoch nach kurzer Zeit
wieder in sein Stammhaus zurückkehrte." - Man hat also potemkinsche Dörfer
errichtet, ist meine Interpretation. Dr Vogt weiter: „Den bereits mehrmals
erteilten diversen Auflagen der MA 15 wird somit kurzfristig nachgekommen,
nachhaltig geschah allerdings nichts."
Dr Vogt in seiner Not schließt daraus den Schluss in
seinem Bericht: „Derzeit werden rechtliche, aber auch mediale Schritte gegen
das Haus geprüft und die Voraussetzungen dafür geschaffen." - Er schließt
geradezu flehentlich: „Es braucht eine wirksame behördliche, aber auch eine
politische Kontrolle."
Frau StRin Brauner, es wundert mich nicht, dass Sie
uns diesen Bericht vorenthalten haben, dass Sie ihn schubladiert haben, denn
Sie haben nichts davon umgesetzt. Sie haben es zugelassen, dass Ihre Behörde
dort an der Nase herumgeführt wurde, dass man die Auflagen nur kurzzeitig
erfüllt hat, bis die Behörde wieder das Auge abgewendet hat. Ich weiß auch vom
Personal aus dem Haus, man hat diese potemkinschen Dörfer so gut errichtet,
dass die Behörde offensichtlich auch getäuscht werden konnte. Denn anders kann
ich es nicht verstehen, dass Sie in Ihrer eigenen Pressemitteilung sagen, dass
man dort vergangenen Dienstag geprüft hat und alles bis auf Kleinigkeiten in
Ordnung gewesen wäre.
Frau Stadträtin, das Schlimme an dieser Situation ist
die Reaktion der SPÖ-Führungsriege in dieser Stadt. Wo ist die Frau Kollegin
Klicka? Schade, dass sie nicht da ist. Sie hat sich nicht entblödet zu sagen,
die GRÜNEN verunsichern die Bevölkerung, Patienten und MitarbeiterInnen würden
hier verunsichert.
Ich sage Ihnen nur, das was ich hier vorgelesen habe
und was auch ausschließlich Thema meiner Pressemitteilungen war, waren Berichte
von Herrn Dr Vogt, sein Tätigkeitsbericht und die Ergebnisse der MA 47
beziehungsweise MA 15. Wenn man jetzt sagt, die GRÜNEN verunsichern die
Bevölkerung, dann weiß die Frau Kollegin Klicka in der Tat, dass sie den von der
eigenen roten Stadtregierung eingesetzten Pflegeombudsmann Dr Vogt damit
desavouiert und im Stich lässt. Sie sagt, geradezu zynisch, in ihrer
Presseaussendung: „Es zeigt sich wieder einmal, wie wichtig es ist, dass es mit
Vogt eine zusätzliche niederschwellige und unbürokratische Kontrolle gibt. Er
hat eine zusätzliche Prüfung durch die Staatsanwaltschaft veranlasst."
Meine Damen und Herren, kann man von einer
"zusätzlichen" Prüfung sprechen, wenn Herr Dr Vogt den Verdacht des
Quälens und Vernachlässigens und der fahrlässigen Tötung erhebt? Das ist ja
wohl nicht eine so kleinliche Zusatzaktivität, die er halt auch macht. Das ist
der Hilfeschrei des Pflegeombudsmanns, der sich nicht Gehör verschaffen kann!
Sie, Frau Stadträtin, haben sich im "Kurier" verwundert gezeigt. Die
Vorfälle seien vor Monaten passiert und hätten zu Auflagen geführt.
Was mit den Auflagen passiert, sagt Dr Vogt sehr
klar. Die Auflagen werden erteilt, niemand achtet offensichtlich darauf, ob sie
nachhaltig eingehalten werden. Dass die Vorfälle vor Monaten passiert sind, ist
nachgerade eine unglaubliche Rechtfertigung für die Situation, denn wer tot
ist, ist tot. Wenn das vor Monaten passiert wäre, ist das für Angehörige
nichts, was sie, nur weil ein paar Monate vergangen sind, dulden könnten.
Ende 2004, Frau Stadträtin, hat der Herr
Pflegeombudsmann in seinem Tätigkeitsbericht festgestellt, dass es keine
Führung gegeben hat. Wie schnell ist eigentlich für Sie die Zeit, in der Sie
kontrollieren, abgelaufen? Wenn es Ende 2004 dort keine Führung gibt, kann
Ihnen das offensichtlich im Mai schon wieder egal sein.
Kollege Oxonitsch hat
gemeint, die Vorwürfe sind ungeheuerlich und unrichtig. Da hat er auch wieder
seinem eigenen Pflegeombudsmann, der von der roten Regierung eingesetzt wurde,
mitgeteilt, was er von ihm hält. Der Witz der Woche an seiner Feststellung ist,
dass KURSANA ohnehin Gegenstand in "Help TV" war. Das weiß ich. Ich
kenne das natürlich. Allerdings ist immer noch nicht die Frau Stöckl zuständig,
sondern die Frau StRin Brauner. Was bei der Frau Stöckl diskutiert wird,
ersetzt nicht politisches Handeln der Frau Stadträtin. Es ist an der Zeit,
dieses einzumahnen.
Präsidentin Mag Heidemarie Unterreiner
(unterbrechend): Frau Dr Pilz, ich würde Sie ganz gern kurz unterbrechen.
Ich wurde vom Schriftführer gerade darauf aufmerksam
gemacht, dass Sie früher gesagt hätten, die Frau Kollegin Klicka hat sich nicht
"entblödet", das und das zu sagen. Ich bin auch der Meinung, dass man
vielleicht in der Wortwahl etwas vorsichtiger sein könnte. Ich bitte Sie darum.
Abg Dr Sigrid Pilz
(fortsetzend): Ich nehme die Kritik
gern zur Kenntnis.
Ich werde einen Beschluss- und Resolutionsantrag
einbringen.
Noch
ein letztes Wort dazu: Wenn es so ist, sehe ich es ein, dass man das
kritisiert. Ich stehe nicht an, mich bei meiner Kollegin Klicka zu
entschuldigen. Aber ich finde es unglaublich, und dazu stehe ich, dass man so
weit ist, dass man den eigenen Pflegeombudsmann in dieser Stadt so demontiert.
Ich halte es für unerträglich, seine Vorwürfe als überholt, nicht relevant,
alte Hüte und nicht zutreffend hinzustellen, all das unter dem Hintergrund,
dass es der Opposition trotz vehementer Forderung nicht gelungen ist zu
erreichen, dass der Herr Pflegeombudsmann Dr Vogt eine gesetzliche Grundlage
bekommt, die garantiert, dass er in allen Pflegeeinrichtungen Zugang
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