Landtag,
30. Sitzung vom 23.05.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 64
nicht sehr schön ist und aufgrund der Zeit auch nicht
notwendig gewesen wäre.
Meine Damen und Herren! Viel wichtiger ist aber, dass
der Wettbewerb, der mit dieser EU-Richtlinie gefördert werden soll, in Wien und
in Österreich insgesamt bisher eigentlich überhaupt nicht stattgefunden hat. Es
werden ja 80 Prozent des Strommarktes von der ENERGIEALLIANZ, also von
diesem Energiekartell bedient, und es ist daher drei Jahre nach der Liberalisierung
von Strom und Gas der gesamte Energiemarkt eigentlich immer noch eine
Spielwiese der Mächtigen in den Ländern, eine Spielwiese von Rot und Schwarz,
wie das in dieser Republik jahrzehntelang immer der Fall gewesen ist. Wenn man
sich dieses Kartell anschaut, dann sieht man, dass es tatsächlich auch zwei
rote Profiteure momentan gibt, nämlich die Landeshauptleute von Wien und dem
Burgenland, aber auch zwei schwarze Profiteure, nämlich die Landeshauptmänner
von Niederösterreich und Oberösterreich.
Wenn diese so genannte österreichische Stromlösung
daher scheitern sollte - und darüber ist heute in der Fragestunde auch
diskutiert worden -, dann wäre das für die Konsumenten in Wahrheit ein Segen.
Es wäre das Scheitern dieser so genannten Stromlösung ein Segen für die
Konsumenten, denn durch diese so genannte Stromlösung sollte auch noch die
Verbundgesellschaft in dieses eh schon so mächtige Kartell einbezogen werden.
Wenn da auch noch die Verbundgesellschaft drinnen ist, dann ist der Wettbewerb
in Österreich überhaupt für Jahrzehnte ausgeschaltet!
Da diese Stromlösung jetzt zu scheitern droht, hat
die Verbundgesellschaft bereits eigene Angebote angekündigt. Der Verbund hat
angekündigt, selbst ins Geschäft einzusteigen, ins Geschäft mit den
Haushaltskunden, ins Geschäft mit den Industriekunden. Mit dem Verbund würde
damit ein neuer Anbieter entstehen, der nach eigener Aussage des
Verbund-Generaldirektors ab Sommer um 10 Prozent billiger in den Markt
hineingehen würde, ein Anbieter - und das ist eben auch ein ganz wesentliches
Argument - wie der Verbund, der ja zu 100 Prozent Wasserkraft aus eigener
Erzeugung hat, ein neuer Anbieter, der endlich Bewegung in den Strommarkt
bringen würde!
Meine Damen und Herren! Was passiert denn derzeit mit
den Gewinnen aus diesen Strommonopolen, aus diesen Stromkartellen? Da braucht
man nur mit offenen Augen durch Wien zu gehen und sich die Plakatwände
anzuschauen. Da braucht man nur mit offenen Augen die Tageszeitungen zu lesen:
Es werden täglich in den Tageszeitungen, in den teuren Magazinen Inserate
geschaltet. Meine Damen und Herren, das ist in Wahrheit eine völlig unnötige
Werbekampagne eines Monopolunternehmens! Es ist eine Selbstbeweihräucherungs-Kampagne,
die 15 Millionen EUR kostet. Das ist in Wahrheit eine Geldverschwendung,
die auf Kosten der Stromkunden geht. Denn diese Kampagne muss von den Wiener
Stromkunden mit ihren viel zu hohen Rechnungen bezahlt werden. Diese
Werbekampagnen haben nur einen Zweck, und das wissen wir alle: Mehr Einfluss
auf die Presse! Es ist ja klar, wer mehr Inserate schaltet, hat auch mehr
Einfluss auf die Presse und auch inhaltlich mehr zu reden.
Meine Damen und Herren! Es haben die Mächtigen in den
Bundesländern daher überhaupt kein Interesse daran, an diesen Zuständen etwas
zu ändern. Es wird daher auch mit falschen Karten gespielt. Herr StR Rieder hat
heute in der Fragestunde wieder ein Bespiel dafür geliefert: Er redet von einer
österreichischen Stromlösung, und er spielt mit falschen Karten, denn er meint eigentlich
nur das eigene Stromkartell. Man redet von der Sicherung der österreichischen
Wasserkraft, weil das gut klingt, wie auch heute wieder Herr StR Rieder in der
Fragestunde, aber er meint in Wirklichkeit nicht die Sicherung der Wasserkraft.
Er meint in Wahrheit die Sicherung der eigenen Macht, die Sicherung des eigenen
Einflusses, er meint vor allem die Sicherung der eigenen Gewinne aus diesem
Stromkartell!
Meine Damen und Herren! Wir wollen daher, dass die
Gewinne der Wien Energie auch an die Stromkunden weitergegeben werden. Wir
wollen eine Strompreissenkung in Wien um 20 Prozent! (Beifall bei der
FPÖ.)
Meine Damen und Herren! Die Leidtragenden des
Kartells sind ja die Konsumenten. Wir haben im vorigen Herbst gesehen, dass
alle Teilnehmer im Kartell die Preise erhöht haben, wie in einem klassischen
Kartell: Zu-erst im Oktober die Niederösterreicher, dann am 1. November
wir in Wien um 8 Prozent. Das war im vorigen Herbst, aber die Menschen
bemerken erst jetzt die Auswirkungen, weil jetzt nämlich die Jahresabrechnungen
kommen. Die Konsumenten sehen jetzt in den Jahresabrechnungen, wenn sie
vergleichen, dass der Kilowattstundenpreis in Wien um 23 Prozent erhöht
worden ist - ein Plus von 23 Prozent seit 1. November! Die Kunden
bekommen jetzt erst die Nachzahlungsaufforderungen, und sie bekommen die
höheren Teilbeträge für die Vorauszahlungen vorgeschrieben.
Meine Damen und Herren! Die beschwichtigenden Worte
auch des StR Rieder werden daher die Menschen nicht beruhigen. In unserem
Landtagsklub häufen sich derzeit die Beschwerden unzufriedener Stromkunden. Was
sollen wir etwa einem Familienvater mit einer fünfköpfigen Familie tatsächlich
sagen, der vor Weihnachten eine Nachzahlung über 700 EUR erhalten hat? Was
sollen wir einem Familienvater raten, der sich an uns gewendet hat, weil auch
die Teilzahlungsbeträge für seinen großen Haushalt natürlich angehoben sind?
Ich frage Sie: Was sollen wir dieser Familie wirklich empfehlen? (Abg Dr
Wilfried Serles: Kelag!)
Meine Damen und Herren! Es bleibt uns hier gar keine
andere Wahl, die Preiserhöhungen im Kartell, die Preiserhöhungen in
Niederösterreich und in Wien lassen uns gar keine andere Wahl, diese
Hochpreispolitik lässt uns keine andere Wahl, als diesen Menschen den
Versorgerwechsel zu empfehlen.
Der betroffene Stromkunde war
zuerst durchaus bereit, bei Wien Energie zu bleiben. Er hat einen ausführlichen
Brief an die Wien Energie geschrieben, mit den Fragen, warum denn die
Jahresabrechnung so teuer ist, warum der Kilowattstundenpreis per 1. November
um
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