Landtag,
32. Sitzung vom 15.09.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 9
Sündenregister, das ich zumindest zu einem kleinen
Teil anführen möchte. Bei Antisemitismus und bei der Holocaust-Verharmlosung
gehört unweigerlich auch dazu, wie heute mit AsylwerberInnen umgegangen wird,
wie über MigrantInnen gesprochen wird, was für eine Politik man in diesen
Bereichen entwirft und unterstützt. Das Asylgesetz, das neue, verschärfte
Asylgesetz auf Bundesebene, ist ein Gesetz, das genau in diesen rechtsradikalen
Kreisen in Österreich auf Unterstützung trifft. Die haben sich gefreut, als die
Österreichische Volkspartei hergegangen ist und ein Asylgesetz entworfen hat,
das die Caritas entsetzt und den kleinen Kern der Rechtsradikalen in Österreich
erfreut.
Die Volkspartei sitzt seit geraumer Zeit mit der FPÖ
und deren Ableger in Koalitionen und darf auch für sich verbuchen, mit
Gudenusen und Kampln in einer Koalition zu sitzen. Beim Ortstafelstreit in
Kärnten wird immer wieder nachgegeben, kein Mensch von der ÖVP hat ein
Interesse daran, irgendwelche verfassungsgerichtlichen und
verwaltungsgerichtlichen Urteile umzusetzen, sondern es wird das getan, was der
Landeshauptmann will. Niemand von der Österreichischen Volkspartei in Kärnten
spricht eine andere Sprache, da gibt es einen Kärntner Konsens, den man am
Ulrichsberg alljährlich beobachten kann.
In Wien sitzen Herr Hahn und Herr Strache in einem Boot,
wenn es darum geht, das Wahlrecht für Migranten und Migrantinnen aufzuhalten
und beim Verfassungsgerichtshof zu beeinspruchen. Auch das hat nicht Stürme der
Begeisterung bei der Caritas oder bei anderen Initiativen links der Mitte
hervorgerufen, sondern Herr Strache und Herr Hahn haben gewusst, woher der
Applaus kommen wird. Der kommt auch von ganz weit rechts außen.
Auf Bundesebene - ganz aktuell und neu - wird das
Staatsbürgerschaftsgesetz jetzt neuerlich verschärft. Die kürzest mögliche Zeit
für eine Einbürgerung soll von drei Jahren auf sechs Jahre erhöht werden. Das
alles ergibt einen inhaltlichen Sumpf, durch den die Volkspartei und die
Freiheitliche Partei gemeinsam waten. Da gibt es leider keinen Unterschied,
zumindest kann man den Unterschied nicht an den politischen Aktivitäten und
Abstimmungen feststellen.
Es ist aber in Österreich leicht, die Freiheitliche
Partei, die Bundesregierung dafür verantwortlich zu machen, dass mit John
Gudenus ein notorischer... Ich weiß eh, dass wir Wahlkampf haben und dass alle
auch andere Dinge vorbereiten müssen. Das Problem ist, ich werde das alles
wiederholen müssen, weil ich glaube, dass es wichtig genug wäre, dass jemand
zuhört. Im Landtag gibt es ja - manche werden sagen, leider - keine
Redezeitbeschränkung.
Es ist ein Leichtes, die Volkspartei mit dafür
verantwortlich zu machen, dass ein John Gudenus überhaupt prominent in der
Republik vorkommt. Es müsste ja nicht so sein. Es ist für einen GRÜNEN in der
Frage und in der Republik schon ein bisschen schwerer, die Verantwortung auch
auf die Sozialdemokratie auszudehnen; nicht deshalb schwerer, weil es
inhaltlich nicht geht, sondern weil man als GRÜNER in der Frage natürlich nicht
gerne allein dasteht.
In der Sozialdemokratie schlagen offensichtlich zwei
Herzen in einer Brust, wenn es um diese Frage geht. Da gibt es das Inhaltliche:
Wenn man das Programm der SPÖ durchliest - ich habe mir das im Internet gestern
noch einmal angetan -, mit den schönen Begriffen Freiheit, Gleichheit,
Gerechtigkeit und Solidarität, wenn ich das richtig im Kopf habe, dann ist es
eindeutig und spricht eigentlich eine klare Sprache. Wenn man sich die
Aktivitäten und die Aussagen ansieht, dann ist es etwas anderes. Auch die SPÖ
ist daran interessiert - und vor allem in dieser Stadt daran interessiert -,
von der FPÖ Stimmen zurückzugewinnen. Kein Wunder, die liegen brach, mindestens
die Hälfte davon ist abzuholen, und die Sozialdemokratie richtet auch ihre
Politik in diese Richtung aus.
Wer gegen Antisemitismus und Rassismus auftreten
will, soll sich nicht am rechten Rand anschleimen. Die Frage ist: Warum
passiert es dann trotzdem? Beim Asylgesetz - jetzt werden hier die Wiener
Genossen und Genossinnen sagen, das hat mit uns nichts zu tun -, beim
Asylgesetz im Nationalrat hat die SPÖ, sofern sie nicht krank war, geschlossen
für den Entwurf der ÖVP gestimmt. Wenn ich richtig informiert bin, sitzen in
etwa ein Dutzend Nationalräte und Nationalrätinnen der Wiener SPÖ in jenem
Haus, und kein Einziger von diesen - zwei von ihnen haben sich krank gemeldet -
hat sich getraut, gegen diesen Gesetzentwurf zu stimmen. Da nützt es natürlich
wenig, wenn in Wien die StRin Wehsely - der ich das voll abnehme - sagt, man
soll sich nicht beim rechten Rand anschleimen, wenn umgekehrt der Einfluss der Wiener
SPÖ offensichtlich so gering ist, dass alle Abgeordneten der Wiener SPÖ für
dieses Asylrecht, für die Verschärfung des Asylrechts stimmen, inklusive
Abschiebung Traumatisierter, inklusive Zwangsernährung, wie Frau Helige von der
Richtervereinigung sagt, wie Caritas-Präsident Küberl sagt.
Wir haben da aber auch Beispiele direkt aus Wien, für
die Sie die Verantwortung endgültig nicht abschieben können. Denn Sie werden
dann kommen und sagen: Die Abgeordneten der SPÖ dürfen, auch wenn sie aus Wien
stammen, im Nationalrat tun, was sie wollen, nämlich für ein verschärftes
Asylgesetz stimmen, wenn sie denn davon überzeugt sind.
Sie bezahlen in Wien die Ausbildung von neuen und
jungen Gudenusen und Kampln. Sie bezahlen dem Haus der Heimat, in dem seit Jahren
- und das ist Ihnen natürlich bekannt - auch Leute auftreten, die nicht nur im
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands dokumentiert werden, die
nicht nur im "Handbuch des österreichischen Rechtsextremismus"
dokumentiert sind, Sie bezahlen diesem Haus 650 000 EUR aus Ihrem
Wiener Budget, aus dem Wiener Budget, und dort werden die Gudenuse und die
Kampls von morgen ausgebildet. Es gibt keinen einzigen inhaltlichen Grund,
warum man das finanzieren soll - keinen einzigen! -, außer dass man es vielleicht
übersehen hat beziehungsweise sich bei der Verhandlung über den Tisch hat
ziehen lassen.
In Kärnten gibt es seit langem den
Konsens, dass mit der FPÖ - beziehungsweise jetzt mit Jörg Haider ohne FPÖ -
eine Koalition geführt wird. Kein Mensch der
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