Landtag,
3. Sitzung vom 25.01.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 78
(Beginn um 9.01 Uhr.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Schönen
guten Morgen, meine Damen und Herren!
Ich darf Sie bitten, Platz zu nehmen zur
3. Sitzung des Wiener Landtages.
Die 3. Sitzung darf ich hiermit eröffnen.
Entschuldigt sind Frau amtsf StRin Mag Brauner, die
Frau amtsf StRin Mag Wehsely von 11 bis 13 Uhr, der Herr Erste Präsident
Hatzl bis ca 10.15 Uhr. Als krank gemeldet wurden Frau Abg Lueger und Herr
Abg Dr Tschirf.
Wir kommen zur Fragestunde.
Die 1. Anfrage (FSP - 00242-2006/0001 -
KGR/LM) wurde von Herrn Abg Mag Rüdiger Maresch gestellt und ist an die
Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Umwelt gerichtet. (Die
Grenzwerte für den Feinstaub waren in den vergangenen Wochen häufig
überschritten. Verursacht wurde dies zum Teil durch die Splittstreuung. Um im
Nebenstraßennetz eine Nullstreuung zu ermöglichen, ist eine Winterreifenpflicht
für Wien notwendig. Sie selbst haben noch im Maßnahmenpaket gegen den Feinstaub
im Herbst eine Winterreifenpflicht gefordert. Welche weiteren Schritte werden
Sie unternehmen, um die Winterreifenpflicht für Wien zu erreichen?)
Ich darf um die Beantwortung bitten.
Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Sehr
geehrter Herr Gemeinderat!
Ihre Frage beschäftigt sich mit dem Thema
Winterreifenpflicht in Wien. Richtigerweise sagen Sie, dass auch wir diese
Winterreifenpflicht gefordert haben. Ich möchte aber zuerst, bevor ich jetzt
konkret zu den Winterreifen komme, noch auf einen anderen Aspekt eingehen. Sie
sprechen auch über die hohe Feinstaubbelastung in den letzten beiden Wochen.
Ich möchte Sie nur darauf hinweisen, dass wir – Sie wissen es ja – mittlerweile
schon aus mehreren wissenschaftlichen Studien wissen, dass 75 Prozent des
Feinstaubs aus ausländischen Quellen stammen, der Rest aus österreichischen
Quellen. Vor allem: Hohe Feinstaubkonzentrationen sind in der Regel mit
stabilen Hochdruckwetterlagen verbunden, wie das genau in den letzten Tagen der
Fall war. Vor allem kalte, trockene Winter, wie wir einen im Jahr 2003 hatten –
das war auch eines jener Jahre, in denen wir sehr, sehr hohe Feinstaubwerte in
Österreich hatten – und wie wir es eigentlich jetzt in den letzten Tagen
hatten, bevorzugen eben diese Entwicklung.
Wir haben Aquella, Sie kennen es, wo man das sehr
schön sehen kann. Wir haben solche Episoden vor allem in den letzten Tagen
gehabt, wo eben die gelben Balken sehr hoch waren, sprich, die
Hintergrundbelastung sehr hoch war.
Wir haben uns das auch auf TAQI auf unserer Homepage
angeschaut. Wir haben ja ein Projekt "Transnational Air Quality
Improvement" mit mehreren Nachbarländern laufen. Ich kann Ihnen diese
Homepage sehr empfehlen, nachher auch gerne die Adresse zur Verfügung stellen,
weil man dort auch einen Überblick über die Messstellen unserer Nachbarländer
hat. Da sieht man oft recht schön, dass es einen richtigen Korridor gibt aus
nordöstlicher Richtung beziehungsweise aus südöstlicher Richtung.
Wir haben uns da eine Episode vom 12. Jänner
herausgesucht, wo man das sehr gut sehen kann. Da ist die Messstelle in der
Lobau, also eine unserer Hintergrundmessstellen, zum Beispiel vom Wert her
wesentlich höher als die Messstelle an der Rinnböckstraße, bezogen auf einen
Stundenmittelwert. Das heißt, man kann schön sehen, dass der Feinstaub da
wirklich aus Richtung Znaim kommt, wo wir Werte von 298 haben, also wirklich
sehr, sehr hohe Werte, beziehungsweise von Györ mit 120 oder Sopron mit 87. Da
sieht man so richtig, wie da ein Gradient nach unten verläuft nach Wien, also
wo bei uns die Werte dann immer schwächer werden, aber man sieht eindeutig,
woher der Fremdeintrag kommt. Deswegen finde ich diese Homepage wirklich sehr,
sehr aufschlussreich, weil wir jetzt über die ganzen Ferntransportereignisse
etwas besser Bescheid wissen, als wir es noch vor zwei Jahren gewusst haben.
Zur Frage der Winterreifenpflicht kann ich Ihnen
berichten, dass der Bund, der für diese Vorgabe zuständig ist, unserer Anregung
und Forderung zum Teil nachgekommen ist. Es liegt die 27. Novelle zum Kraftfahrgesetz,
KFG, derzeit in Begutachtung vor. Darin ist vorgesehen, dass es für bestimmte
Kfz-Klassen – M2, M3, N2 und N3, das sind im Wesentlichen bestimmte LKW- und
Busarten – eine Winterreifenpflicht geben soll. Aus meiner Sicht freue ich mich
darüber, weil ich glaube, es ist ein erster Schritt. Wir haben in Wien im
Winter vor allem mit hängengebliebenen LKWs massive Probleme. Also wenn uns in
der Früh ein LKW am Grünen Berg hängenbleibt, bricht in weiten Teilen Wiens der
Verkehr zusammen, ohne dass die MA 48 wirklich eine Schuld trifft, denn
obwohl wir die Straßen sehr gut räumen, hat das einen großen Folgeeffekt.
Das heißt, wenn wir bei den LKWs Winterreifen haben,
sind wir schon einen großen Schritt voran. Ich würde es auch bei den PKWs für
sehr sinnvoll halten. Wir haben es auch mehrfach gefordert. Allerdings muss ich
wirklich dazusagen, dass ich es nur für sinnvoll halte, das auf Bundesebene zu
regeln. Es geht auch nur auf Bundesebene, weil es auch Bundeskompetenz ist. Ich
weiß, es hat einmal von Ihrer Fraktion einen Vorschlag gegeben, das auf
Landesebene zu regeln. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, wie es
rechtlich gehen soll, aber auch technisch halte ich das nicht wirklich für
gescheit.
Ich lade Sie aber wirklich gerne ein, dass wir
gemeinsam noch einen Vorstoß unternehmen in diese Richtung. Ich habe auch den
Bundesminister schon mehrfach mündlich in Sitzungen der
Landesumweltreferentenkonferenz, aber auch schriftlich in dieser Richtung
aufgefordert, und teilweise ist man dem glücklicherweise nachgekommen.
Sie erwähnen in Ihrer Frage auch
den ganzen Komplex der Haftungsregelungen und Nullstreuung auf den
Seitenstraßen. Das ist halt immer das gleiche Problem, wir haben es auch schon
öfter diskutiert. Ich könnte mir das theoretisch auch gut vorstellen, praktisch
ist es aber
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