Landtag,
3. Sitzung vom 25.01.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 27 von 78
FPÖ-Beteiligung und derzeit umfasst die schwarz-bunte Bundesregierung überhaupt 19 Mitglieder! Ganz besonders großzügig mit Steuergeldern ist natürlich auch Vizekanzler Gorbach umgegangen. Für sein Ministerkabinett gab er 2003 - damals noch Ihr FPÖ-Kollege! - stolze 740 000 EUR aus!
Und schauen wir uns die ganzen Neubesetzungen in
staatsnahen Einrichtungen mit ÖVP, FPÖ und was auch immer noch für eine Partei
da drinnen ist, an: Aufblähung in der ÖBB, Besetzung bei der ASFiNAG, Besetzung
Hauptverband der Sozialversicherungsträger, ich nenne nur die Causa Gaugg! Also
wir sehen, überall dort, wo es um Posten und Vorteile für die FPÖ
beziehungsweise für FPÖ-nahe Personen gegangen ist oder geht, hört man nichts
von Strache und seinen FPÖ-Kolleginnen und Kollegen! Das heißt, Ihre heutige
Forderung ist noch mehr als nur völlig unglaubwürdig!
Aber sehen wir, was die Menschen davon halten, weil
Sie sich ja so gerne als Sieger hier herstellen. 1996 hatten Sie in diesem Haus
- ich weiß es nur aus Erzählungen, ich war damals 15 - 29 Abgeordnete,
2001 - ich glaube, dass Sie damals Wahlkampfleiter waren - hatten Sie nur noch
21 Abgeordnete und heute mit einem Spitzenkandidaten Strache haben Sie
13 Mandate! Also ich sage Ihnen eines: Sieger schauen ganz anders aus! (Beifall
bei der SPÖ.)
Aber ich geben Ihnen ein bissel Wahlkampfhilfe. In
der politischen Auseinandersetzung wollen die Menschen solche blöden Sprüche
wie “Der Speck ist weg“ einfach nicht hören! Das ist eine unernste Art. (Abg
Heinz-Christian Strache: Tempo 50! Tempo 50!) Das haben sich die
Wienerinnen und Wiener nicht verdient. Und die Rechnung für solche Polemiken
haben Sie ja am 25. Oktober bekommen. (Abg Heinz-Christian Strache: Am
23.! Am 23. aber nicht am 25.! - Aufregung bei der FPÖ.) So nebenbei noch
eine Hilfe: Diese Zwischenrufe sind mehr als nur peinlich, aber wurscht.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir bekennen uns
zur repräsentativen Demokratie und ihren Einrichtungen. Sie dienen den Menschen
in dieser Stadt und das wird auch in Zukunft so bleiben. - Ich danke Ihnen. (Beifall
bei der SPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl: Damit ist die
Aktuelle Stunde beendet, meine Damen und Herren.
Zu den Ausführungen des Herrn StR Ellensohn und dann
in massiverer Form auch zu den Ausführungen des Herrn Abg Dipl Ing Margulies
hat der Freiheitliche Klubobmann einen Ordnungsruf respektiv in weiterer Folge
die Prüfung einer Sitzungsunterbrechung verlangt. Ich werde die entsprechenden
Textpassagen im Protokoll einer kritischen Würdigung unterziehen, aber auch die
parallel gelaufenen Ordnungsrufe dabei mit gleichem Maßstab bewerten und
gegebenenfalls dann zum frühest möglichen Zeitpunkt während des weiteren
Sitzungsverlaufs Ordnungsrufe erteilen.
Wir kommen nunmehr zu einer vom Abg Mag
Rüdiger Maresch beantragten Anfrage an den Herrn Landeshauptmann
betreffend geplante Volksgarage im Bacherpark. Das Verlangen auf dringliche
Behandlung dieser Anfrage wurde von der notwendigen Anzahl von Abgeordneten
unterzeichnet. Gemäß § 36 Abs 5 der Geschäftsordnung des Wiener
Landtages wird die Beantwortung der Dringlichen Anfragen vor Schluss der
öffentlichen Sitzung erfolgen. Ist diese um 16 Uhr noch nicht beendet, was
ich heute als eher unwahrscheinlich einschätzen würde, wird die Landtagssitzung
zur tagesordnungsmäßigen Behandlung der Dringlichen Anfragen unterbrochen
werden.
Vor Sitzungsbeginn ist von den Landtagsabgeordneten
des Grünen Klubs ein Antrag eingelangt. Den Fraktionen wird dieser Antrag
schriftlich bekannt gegeben und die Zuweisung erfolgt wie in der Antragstellung
vorgesehen.
Der Herr Landeshauptmann hat sich gemäß § 16 der
Geschäftsordnung zu einer Mitteilung betreffend "Wien und die Europäische
Union" zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm, wobei ich bemerke, dass
seine Redezeit mit 40 Minuten begrenzt ist. Bitte, Herr Dr Häupl.
Lhptm Dr Michael Häupl: Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Wien ist seit dem 1. Jänner 2006 Hauptstadt
der Europäischen Union und dies nicht zum ersten Mal. Bereits im
2. Halbjahr 1998 war Wien Mittelpunkt der Europäischen Union und
damit Sitz der EU-Ratspräsidentschaft. War die erste österreichische
EU-Ratspräsidentschaft nach wenigen Jahren der Mitgliedschaft Österreichs in
der Europäischen Union gekennzeichnet von Optimismus und einer in die Zukunft
gerichteten, Europa gestalten wollenden Politik nicht nur des Ratsvorsitzes,
sondern aller Staats- und Regierungschefs der damals 15 Mitgliedsstaaten,
so stellt sich heute die Situation leider völlig anders dar. Die Europäische
Union der 25 und damit die europäische Integration insgesamt steckt am
Beginn des 21. Jahrhunderts wohl in einer ihrer tiefsten Krisen. Wer es
nicht glauben mag, sei an den negativen Ausgang der Volksabstimmung in
Frankreich und in den Niederlanden über den Vertrag über eine Verfassung für
Europa erinnert. Beide Staaten sind Gründungsmitglieder der Europäischen Union
und haben in den letzten Jahrzehnten wesentlich dazu beigetragen, dass
zumindest bislang der Kern des europäischen Einigungswerks, nämlich Frieden und
Sicherheit in Europa für viele Menschen, Realität geworden ist. Und auch der
Bazar rund um die finanzielle Vorschau 2007 bis 2013 erweckte nicht
gerade den Eindruck eines geeinten und starken Europas für zukünftig zu
bewältigende Aufgaben.
Der Friede zwischen den Staaten
Europas ist ein wichtiges, aber doch nur ein Teil des Herzstücks dieses
europäischen Einigungswerks. Ich habe dies bereits in meiner Mitteilung an den
Wiener Landtag im April 2003 deutlich gemacht. Der wesentliche zweite Teil
ist der soziale Friede im Inneren. Der soziale Zusammenhalt der Gesellschaft
ist die Realität und Umsetzung des europäischen Traums wie es Jeremy Rifkin
bezeichnet hat oder noch präziser, die Balance zwischen sozialem Zusammenhalt
und wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit vor dem Hintergrund einer
globalisierten wissensbasierten Wirtschaftsentwicklung. Es ist höchst an der
Zeit, die
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