Landtag,
3. Sitzung vom 25.01.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 78
Bereich möglichst frühzeitig auch von lokaler und regionaler Seite innovative Konzepte und Maßnahmen zu entwickeln sind, die gleichermaßen an wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und budgetären Wirkungen auszurichten sind. Leitprojekte, die in Ansätzen schon vorbereitet werden, sind zum Beispiel der Aufbau eines gemeinsamen Arbeitsmarkt-Monitorings als Informationsservice für ArbeitnehmerInnen und ArbeitgeberInnen aus der Region sowie für internationale Unternehmen. Von mindestens gleicher Wichtigkeit ist die Akkordierung territorialer Beschäftigungspakte zur mittelfristigen Optimierung der Qualifizierungsmaßnahmen im Rahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik in der Gesamtregion.
Viertens und wichtig ist nicht zuletzt auch das
Identitätsthema “Kultur, Kreativität, Freizeit, Sport und Tourismus“: Weil das
Zusammenwachsen einer Region sehr stark auch über Emotionen, Begegnungen in der
Freizeit und spielerische Erlebnisse passiert. Ein konzeptives, und schon
relativ weit gediehenes Leitprojekt wird die Route centropE sein, ein Tourismusprodukt aus Centrope, das auf die Vielzahl von
kulturellen Einrichtungen auch entsprechend verweist. Ebenso sind Initiativen
für einen Internet-basierten, mehrsprachigen Kultur- und Veranstaltungskompass
CENTROPE in Zusammenarbeit mit Zeitungsverlagen aus der Region oder die
Kreation von speziellen Festivals auf ihre Realisierbarkeit hin zu prüfen und
gegebenenfalls zu realisieren.
Alles in allem ein ambitioniertes Arbeitsprogramm,
das zwischen den Partnern in der nun kommenden zweiten Phase von Centrope noch spezifiziert und für die
Umsetzung abgestimmt werden muss. Es wird uns in der Verwirklichung einer sehr
modernen, international beachteten Modellregion in Europa unterstützen, die
Wettbewerbsfähigkeit mit sozialer Verantwortung und hoher Lebensqualität
vereint.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, Städte können
mehr als die anderen Akteure Europas mit Erfolg für dieses Europa werben oder
in die andere Richtung den Euroskeptizismus verstärken. Es kommt neben der
direkten Förderung des Europagedankens an Feiertagen vor allem auf die
indirekte Stärkung im Alltag an und hier können Städte besonders viel
erreichen. Die Vielzahl gesetzter Aktivitäten und Impulse zeigt deutlich, für
welches Modell Europas Wien eintritt und engagiert die Gestaltung der Zukunft
mit Verantwortung für künftige Generationen in die Hand nimmt. Wir leben den
europäischen Traum partnerschaftlich, gemeinsam und verantwortungsvoll. Danke
schön. (Lang anhaltender Beifall bei der SPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl: Ich danke dem
Herrn Landeshauptmann für seinen Bericht zum Thema "Wien und die
Europäische Union".
Ich darf festhalten, dass die Geschäftsordnung
bestimmt, dass bei der nun folgenden Besprechung dieser Mitteilung kein Redner
öfter als zweimal das Wort nehmen darf und dabei insgesamt nur 20 Minuten
sprechen darf. Ausgenommen von dieser Beschränkung sind der Herr
Landeshauptmann selbst sowie die zuständigen Mitglieder der Landesregierung,
deren Redezeit pro Wortmeldung jeweils auf 20 Minuten beschränkt wird.
Zur Besprechung der Mitteilung erteile ich nunmehr
Herrn Abg Strache das Wort. Bitte, Herr Abgeordneter.
Abg Heinz-Christian Strache (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Präsident!
Wir haben gerade die Schlussworte des Herrn
Landeshauptmannes gehört, als er nämlich vom Traum Europas gesprochen hat. Für
viele ist dieser Traum, an den sie einmal auch geglaubt und dessen Verwirklichung
sie erhofft haben, leider Gottes heute ein Albtraum geworden, weil diese
Entwicklung gerade in der Europäischen Union nicht jene ist, die man sich von
vornherein gewünscht hat oder die man auch versprochen bekommen hat. Und wir
erleben es in den letzten Tagen und Wochen auch gerade in unserer Stadt und in
unserem Land: Wenn man sich umschaut, so hat man das Gefühl, dass es hier zwei
verschiedene Welten gibt, nämlich auf der einen Seite die abgehobene Welt der
Europäischen Union, der nichts zu teuer ist und der nichts gut genug ist, wo
die Vertreter der Europäischen Union jetzt hier im Rahmen des Europäischen
Unionsvorsitzes Hof halten, sich auch das Establishment hier in Wien einfindet
und wir auch erleben müssen, dass 120 Millionen EUR im Jahr des
EU-Vorsitzes in Österreich aufgewendet werden und der Vorsitz ein sehr teurer
ist und viele Menschen diesen Vorsitz auch hinterfragen und ob das, was hier in
dieser Hülle und Fülle - was hier auch tagtäglich zelebriert wird - auch
wirklich notwendig ist, und was ein Mindestrentner, was ein Arbeitsloser, eine
Alleinerzieherin davon hat.
Also, die werden mit Sicherheit nicht vor
Begeisterung mit den Füßen stampfen oder in die Hände klatschen. Und irgendwo
ist es auch dieses Gefühl der Selbstherrlichkeit und des Hochmuts, das gerade
hier auch heute sichtbar wird, viele Menschen abstößt und auch sehr kritisch
bewertet wird.
Das ist eben diese Welt des
Europäischen-Union-Scheins, die schöne Welt, die große Welt im Rahmen des
Vorsitzes, wo man aber auch die zweite Seite beleuchten muss, nämlich die
zweite Welt des Seins, wo viele Menschen enttäuschte Hoffnungen haben,
Erwartungshaltungen hatten, in diese Europäische Union Erwartungshaltungen
gelegt worden sind, die nicht erfüllt wurden. Und natürlich muss man hier auch
kritisch von Seiten der FPÖ anmerken, dass diese Erwartungshaltungen oftmals
auch gerade von einer anderen Koalition geweckt wurden, nämlich damals von der
großen Koalition, von der SPÖ/ÖVP-Koalition, wo wir uns auch alle an die
damaligen Taten erinnern können. An den Transitvertrag, der heute sehr kritisch
betrachtet wird - er ist ja einer, der aus dieser Zeit stammt und daher auch
die Verantwortung dieser damaligen Bundesregierung trägt -, oder der
Ederer-Tausender, der uns damals versprochen wurde und wo viele Menschen,
letztlich auch zu Recht, enttäuscht waren, dass es dann anders gekommen ist,
oder aber auch das Verhaltensmuster eines Vorsitzenden einer großen Partei, der
Sozialdemokratie, nämlich Dr Alfred Gusenbauer, der nach den EU-Sanktionen
gegen Österreich in Paris war und dort
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