Landtag,
3. Sitzung vom 25.01.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 78
pagnisiert hat und mit den Herrschaften noch angestoßen und gefeiert hat, dass eine solche ungerechte Vorgangsweise getroffen wurde.
Und das ist natürlich auch kritisch zu hinterleuchten
und zu beleuchten. Und die Menschen haben berechtigte Ängste, die heute nicht
Ernst genommen werden und die Menschen haben Angst vor weiteren unsinnigen
Entwicklungen oder auch Entwicklungen, die sie ablehnen. Man will nicht einen
Bundesstaat Europa haben, wie das vielleicht den Sozialdemokraten vorschwebt
oder auch der Österreichischen Volkspartei vorschwebt, sondern man will einen
föderalen europäischen Staat haben. Einen Staat, wo man die souveränen Rechte
in gewissen Bereichen auch beibehält und nicht aufgeht in einer Art
Fremdbestimmung aus Brüssel, wo uns alles zentralistisch auferlegt wird und wir
überall nachzuhoppeln und alles umzusetzen haben.
Das ist ja auch diese Angst, die heute bei den
Menschen spürbar ist, weil sie gemerkt haben, dass das in den letzten Jahren so
gehandhabt wurde. Ob das nun die Frage der Aufgabe des Schillings war, wo dann
ein Euro gekommen ist und darüber niemand gefragt wurde in Österreich. Ich
erinnere mich noch damals an die Überschrift der "Kronen Zeitung", wo
gestanden ist, "Nur wer für diese Europäische Union stimmt, wird den
Schilling erhalten" – das war eine Aussage des ehemaligen Bürgermeisters
Dr Helmut Zilk, die auch als Schlagzeile für diese "Kronen Zeitung"
gedient hat. Gekommen ist es dann anders.
Und genau das ist ja auch der Grund, warum viele
Menschen Angst haben, und heute auch den Eindruck haben, dass es ein
Duckmäusertum gibt von Seiten der österreichischen Politiker, auf Seite der
Bundesebene, es ein Duckmäusertum gibt wenn es darum geht, unsere
Interessenslagen zu vertreten. Ob das die Frage der Europäischen
Unions-Osterweiterung ist, ob das die Frage des Europäischen Unions-Beitritts
der Türkei ist, der auf große, nämlich wirklich große Ablehnung der
österreichischen Bevölkerung stößt, ob das die Frage der Europäischen
Unionsverfassung ist, wo man hergegangen ist und gerade im letzten Jahr, im
Gedenk- und Bedenkjahr, wo man zu Recht stolz war, die Neutralität zu feiern,
den Staatsvertrag zu feiern, die österreichische Verfassung auch in den
Vordergrund zu stellen, diese Errungenschaft nach der Niederschlagung des
vormaligen totalitären Regimes. All das, worauf man zu Recht stolz sein konnte,
hat man zu Recht auch gefeiert, aber hat im gleichen Jahr, im Gedenk- und
Bedenkjahr, genau diese Errungenschaften für obsolet erklären wollen, indem man
im Parlament hergegangen ist, und da haben alle Parteien bis auf die
Freiheitliche Partei Österreichs, alle Parteien von ÖVP, BZÖ, SPÖ bis zu den Grünen hin, im Parlament der
Europäischen Unionsverfassung zugestimmt. Ohne Volksabstimmung, obwohl das
Recht vom Volk ausgeht.
Und gerade das Inkrafttreten einer europäischen
Unionsverfassung, wie sie dort beschlossen wurde, und die zum Glück auch zu
Fall gebracht wurde durch die Abstimmungen in Frankreich und Holland, würde
dazu führen, dass unsere österreichische Bundesverfassung völlig obsolet wäre.
Sie wäre zu 100 Prozent abgelöst durch eine europäische Unionsverfassung
und genau das ist ja das, was so in der Vorgangsweise auch nicht korrekt ist. Da
hat ja auch Heinz Mayer, der Verfassungsrechtler, gesagt, das sei keine
korrekte Vorgangsweise. Hier hat eine Volksabstimmung stattzufinden, das Recht
geht vom Volk aus und wenn man die österreichische Verfassung aufheben will und
durch eine andere ersetzen will, dann kann das nur mit einer Volksabstimmung
vonstatten gehen. Und zwar bei uns in Österreich, nicht in Gesamteuropa, wie
manche Sozialdemokraten oder manche Vertreter der Österreichischen Volkspartei
das immer wieder in den Raum gestellt haben.
Hier, bei uns in Österreich, hat es diese
Volksabstimmung zu geben, nicht in Gesamteuropa eine Gesamtabstimmung. Denn,
Entschuldigung, über unsere Verfassung sollten allein wir Österreicher
entscheiden, ob wir sie beibehalten oder ändern wollen (Beifall bei der
FPÖ.) und nicht etwa
Freunde, die Nachbarn sind, wie Deutsche oder Tschechen oder Polen oder andere
europäische Unionsmitgliedsländer sollen über unsere österreichische Verfassung
entscheiden. Nein, ausschließlich wir Österreicher sollen entscheiden, ob wir
unsere österreichische Verfassung aufgeben wollen und durch eine europäische
Unionsverfassung ersetzen wollen oder nicht.
Und deshalb haben wir auch ein Volksbegehren
initiiert, wo wir genau hier gemeinsam mit den Bürgern auch dem zum Durchbruch
verhelfen wollen, dass man eben nicht in diesen Fragen einfach abgehobene
Entscheidungen trifft, die teilweise durchaus auch als verfassungskritisch
bewertet werden können. Und das ist eben genau das, was man auch von unserer
Seite kritisch beurteilt, und wo wir auch die Haltung des Bundeskanzlers in
vielen Fragen kritisch beurteilen, wie in der Frage der Beitrittsverhandlungen,
in der Frage der weiteren Beitritte, die heute auch im Parlament Thema sind in
Richtung Rumänien, Bulgarien, wo nach unserer Meinung der Zeitpunkt noch lange
nicht gekommen ist, solche Schritte vorzunehmen.
Und das ist eben auch genau das, was die Menschen so
kritisch bewerten, dass man hier eine Geschwindigkeit an den Tag legt, wo die Menschen
gar nicht mit wollen und wo auch der soziale Friede, den wir ja eigentlich mit
dem Projekt Europa wollen und der ja hinter dem Projekt Europa steht, in Gefahr
ist. Diesen sozialen Frieden gilt es sicherzustellen. Im Grunde genommen wird
er aber gefährdet und nicht sichergestellt, wenn man so vorgeht. Und das
gesamte Projekt Europa wird eigentlich in eine Situation gebracht, wo es dann
am Ende ein negatives Projekt werden könnte, also genau das, was wir nicht
wollen.
Und deshalb muss man jetzt auch
die Notbremse ziehen, deshalb mahnen wir ja auch dazu, die Notbremse zu ziehen,
um dieses Friedensprojekt zu sichern, um Europa auch in eine andere Richtung zu
bringen, in Richtung föderaler Staatenbund, in Richtung Föderalität, um eben
nicht eine Kopie der Vereinigten Staaten von
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