Landtag,
3. Sitzung vom 25.01.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 78
dass wir es in parteipolitisches Fahrwasser hinein geben,
wie von meinen beiden Vorrednern zum Ausdruck gebracht worden ist.
Österreich hat in diesem Halbjahr zum zweiten Mal nun
den Vorsitz in der Europäischen Union und wird aller Voraussicht nach das
dritte Mal den Vorsitz erst im Jahr 2019 wieder haben. Das allein
unterstreicht schon, wie wichtig es ist, über das zu reden, was man während
eines Vorsitzes machen kann, und darüber zu reden, welche Rolle Österreich in
der Europäischen Union spielt, welche Zielvorstellungen wir in der Europäischen
Union haben, und warum eine Europäische Union in einer globalisierten Welt im
Verhältnis zu den Vereinigten Staaten und zu Asien ein so wichtiger Faktor ist,
denn die EU ist bis zum heutigen Tag eine Erfolgsgeschichte. Und das, glaube
ich, sollten wir uns als verantwortungsvolle Politiker auch nicht nehmen
lassen, auch dann nicht, wenn es darum geht, dass wir um Stimmen im kommenden
Nationalratswahlkampf werben. Es gibt Dinge, über die man etwas drüberstehen
muss und wo die Verantwortung mehr erfordert, als Kleingeld herauszuschlagen.
Die EU ist deswegen eine Erfolgsgeschichte, weil sie
den Mitgliedsstaaten, die in der EU sind, seit diesem Zeitpunkt Frieden
gebracht hat. Das ist, glaube ich, der erste Ansatz des Friedensprojektes der
EU und es gibt nun in der Geschichte dieser europäischen Länder keine Periode,
die so lange gedauert hat wie diese, wo die europäischen Länder nicht im Krieg
gegeneinander gekämpft, sondern im Frieden miteinander gelebt haben.
Und wenn das kein Erfolgsprojekt ist, glaube ich,
dann gibt es kein anderes mehr. Friede, Freiheit und Sicherheit in Europa und
natürlich auch die Steigerung des Wohlstandes sind die Grundparameter, die die
EU auszeichnen und es ist das, glaube ich, wofür wir alle hier in dieser
Gemeinde, hier in Österreich und in Europa zu kämpfen haben und kämpfen sollen.
(Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren, Friede bedingt auch immer
einen gewissen Prozentsatz an Freiheit. Und zur Freiheit: Auch hier haben wir
ein Projekt nun in Europa vor uns liegen, das wir auch in der gesamten
Geschichte Europas noch nie gehabt haben. Noch nie war es möglich, unter
15 europäischen Staaten, die derzeit Mitglied des Schengen-Status sind,
dass wir uns frei untereinander, freizügig, bewegen können. Das gab es nie
zuvor, das ist eine Errungenschaft, die wir in Europa noch nie gehabt haben.
Europa war sonst immer gekennzeichnet von Barrieren, die aufgestellt worden
sind. Barrieren in handelsrechtlicher Hinsicht, Barrieren in der Freizügigkeit
der Person, Barrieren in der Freizügigkeit, was das Kapital betrifft et cetera
et cetera.
Das hat sich in Europa vollkommen geändert und für
diese Freiheit, glaube ich, lohnt es sich auch, sich einzusetzen. Diese
Freiheit werden wir in den nächsten Jahren auch noch erweitern. Dabei müssen
wir bedächtig vorgehen, aber ich glaube, es ist auch klar und es ist auch
fixiert, dass die Staaten, die im vorletzten Jahr zu Europa dazu gekommen sind,
die letzten 10 Staaten, auch diesen Schengen-Status erreichen wollen und
erreichen werden und dass wir sie dabei unterstützen.
Keine Frage, denn es stärkt auch unsere Rolle als
Wien im Zentrum dieses Europas. Wir sind dann somit weggekommen von der
Randlage Europas hin zu einem wirklich zentralen Bereich. Und es wird uns auch
in unseren Aktivitäten in wirtschaftlicher Hinsicht stärken, aber auch in
anderen Bereichen, auch in sicherheitsmäßiger Hinsicht zu unseren
Nachbarländern.
Der nächste Bereich ist somit schon der
angesprochene, nämlich der der Sicherheit. Sicherheit heißt, dass wir nun in
Europa erstmals auch soweit zusammenarbeiten wollen, dass die Sicherheit nicht
in den jeweiligen nationalen Staaten eine Grenze errichtet und dass sie bei den
jeweiligen Nationalstaaten endet, sondern dass wir versuchen,
sicherheitsübergreifende Maßnahmen zu setzen. Dafür wurde unter anderem das
Europäische Polizeiamt, Europol, in Den Haag gegründet, dafür wurde unter
anderem Eurojust, die Europäische Zentrale für judizielle Zusammenarbeit,
gegründet. Und ich weiß schon, dass wir hier wahrscheinlich noch nicht dort
sind, wo wir gerne sein wollen, aber es ist ein Schritt, dorthin zu kommen, wo
wir eine verstärkte Zusammenarbeit von Sicherheit auch erzielen wollen. Und da,
so glaube ich, sind wir schon vor einem ganz entscheidenden Punkt auch in der
Zusammenarbeit in Europa angelangt, wo die Grenzen auch aufgezeigt werden.
Gerade mit der Zusammenarbeit von Justiz und Innerem sehen wir genau die
Spannung zwischen nationalen Hoheitsrechten auf der einen Seite und
supranationalen Notwendigkeiten, die wir auf der anderen Seite auch haben und
brauchen in der Bekämpfung von Kriminalität, in der Bekämpfung verschiedenster
neuer Formen auch der Kriminalitätszusammenarbeit. Hier ist es notwendig, auch
Punkte zu setzen, die wahrscheinlich über die nationale Zuständigkeit
hinausgehen. Eine europäische Zusammenarbeit ist eben wahrscheinlich nur
möglich, wenn wir uns auch bewusst sind, dass auch die Abgabe bestimmter
nationaler Rechte in manchen Bereichen erforderlich sein wird. Nicht deswegen,
weil wir damit weniger Sicherheit erhalten, sondern weil wir gerade umgekehrt
nur so mehr Sicherheit erzielen können.
Ein weiterer Punkt der Erfolgsgeschichte der
Europäischen Union ist der der Wohlstandserweiterung. Wenn wir uns die
vergangenen Jahre in den Mitgliedsländern der Europäischen Union anschauen -
und ich nehme zum Beispiel die Länder Spanien und Portugal her -, dann glaube
ich, kann mir jeder zustimmen, der sich ein bisschen mit den Wirtschaftsdaten
der einzelnen Länder in der EU auseinander gesetzt hat, dass diese beiden
Länder wahrscheinlich ohne Mitgliedschaft der EU nie dort stehen würden, wo sie
heute stehen. Und alle diejenigen von uns, die vielleicht vor 25, 30 Jahren
einmal Urlaub in Spanien oder in Portugal gemacht haben und das Land heute
vergleichen, werden feststellen, dass es sich dramatisch geändert hat, nicht
nur von der demokratischen Selbstverständlichkeit her, sondern auch von dem,
was wir an Wohlstand in diesem Land sehen.
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