Landtag,
3. Sitzung vom 25.01.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 78
wir bei allen großen Herausforderungen nicht vergessen.
Wachstumsstärkende Impulse sind zu setzen, denn bei einem
Wachstum bei drei Prozent in der Europäischen Union könnten wir in fünf Jahren
die Zahl der Arbeitslosen um die Hälfte reduzieren. Ich glaube, das allein
zeigt, wie wichtig es ist, hier gemeinsame Anstrengungen zu unternehmen.
Bei der finanziellen Vorausschau
und der oftmals dazugekommenen Kritik, dass in manchen Bereichen, wie zum
Beispiel in der Forschung, zu wenig von Seiten der Europäischen Union getan
wird, glaube ich, müssen wir uns einmal bewusst sein, dass bei
1,045 Prozent des Bruttosozialprodukts, das die Europäische Union an
Budget hat, niemand von uns erwarten kann, dass alle Sorgen und Nöte, die wir
haben, allein durch das Budget der Europäischen Union gelöst werden können,
sondern ganz im Gegenteil werden viele Dinge national zu erledigen sein. Das
Subsidiaritätsprinzip in der EU schreibt auch fest, dass wir das, was wir
selber machen können, auch selber umsetzen müssen.
Es wird daher erforderlich sein, dass alle Staaten in
der Europäischen Union ihre Forschungsquote erhöhen. Wenn wir das Ziel
erreichen können, dass in der Forschung alle Staaten ihr Budget auf drei
Prozent erhöhen, dann würde das bedeuten, dass wir 300 Milliarden EUR
mehr für die Forschung in Europa hätten und damit auch den Wettbewerb Europas
in der Welt stärken würden. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Johann Hatzl (unterbrechend):
Sie haben noch drei Minuten, Herr Abgeordneter.
Abg Mag Wolfgang Gerstl (fortsetzend):
Danke. - Aber es sind noch weitere Themen anzuschneiden. Es geht auch um neue
Finanzierungsformen in der EU. Wenn ich zuvor gesagt habe, 1,045 Prozent
des Bruttosozialprodukts als Budget für die Europäische Union, dann wird es
auch notwendig sein, darüber nachzudenken, auch über eine stärkere
Eigenfinanzierung der Europäischen Union, und darüber hinaus zu denken, wie man
das gewährleisten kann, denn ansonsten wird man aus der Spannung zwischen den
Nettoempfängern und den Nettozahlern nicht herauskommen. Hier würde mehr
Transparenz wahrscheinlich auch dazu führen, dass vielleicht manche Dinge
leichter gehen, als wir sie im vergangenen Jahr erlebt haben, wo um die
finanzielle Vorausschau gekämpft wurde und auch jetzt noch gekämpft wird, wenn
wir die Initiativen des Europäischen Parlaments dazu anschauen.
Es ist dabei natürlich auch unverständlich, dass
manche Dinge in Europa nicht entsprechend besteuert werden, wie der
Verkehrsbereich im Bereich Schifffahrt und Luftverkehr. Es ist natürlich auch
unverständlich, dass kurzfristige Finanzspekulationen in manchen Bereichen
nicht entsprechend besteuert werden. Auch da zeigt sich, dass hier noch Nachholbedarf gegeben ist.
Zur
Dienstleistungsrichtlinie, die Sie angesprochen haben, Herr Landeshauptmann,
nur eine kleine Bemerkung: Volles Verständnis dafür, dass all das, was in den öffentlichen
Einrichtungen, auch in Wien, gegeben ist, gesichert werden muss, aber ich
glaube, es gilt auch hier, so wie in vielen anderen Bereichen, nicht das
Entweder-oder, sondern das Sowohl-als-auch. Es kann Bereiche geben, wo es
sinnvoll ist, keine Ausnahme zu haben. Und es kann Bereiche geben, wo es
sinnvoll ist, eine Ausnahme zu haben. Hier sollte entsprechend weitergearbeitet
werden. Ich habe manchmal in der öffentlichen Diskussion das Gefühl, dass zum
Ausdruck gebracht wird, wir stehen nicht mehr auf dem Stand, wo vor zwei Jahren
die Ausarbeitung der Dienstleistungsrichtlinie gestanden ist. Hier hat sich
vieles getan. Ich gestehe Ihnen auch zu, dass Sie als Vorsitzender des
Ausschusses der Regionen viel dazu getan haben, dass sich einiges ändert, aber
ich glaube auch, dass die Dienstleistungsrichtlinie im Grunde auch etwas Gutes
ist. Es geht hier eben um den Kampf gegen Sozialdumping, um den Schutz der
Public Services. Wir werden, glaube ich, gemeinsam die richtige Balance
zwischen der Öffnung auf der einen Seite und dem Schutz notwendiger
Einrichtungen auf der anderen Seite finden müssen. (Beifall bei der ÖVP.)
Aber es geht im Rahmen der
österreichischen Präsidentschaft noch um weitere Punkte.
Präsident Johann Hatzl (unterbrechend):
Ich bitte um den Schlusssatz.
Abg Mag Wolfgang Gerstl (fortsetzend):
Danke. - Es geht um die Bedrohungen, die sich zum Beispiel aus der Vogelgrippe
ergeben. Auch das geht nur europäisch gemeinsam.
Es geht um die Bedrohung eines iranischen
Atomaufrüstungsprogramms. Auch hier hat Europa zusammenzuhalten.
Es geht um die langfristige Absicherung der
Energienetze, wo wir schon vor wenigen Wochen geprüft wurden.
Es geht auch um eine gemeinsame Außenpolitik. Man
denke hier nur an unsere Nachbarstaaten, insbesondere am Balkan, wo wir
entsprechende Initiativen zur Heranführung an die Europäische Union setzen
müssen.
Lassen Sie mich nun zum Schluss kommen. Ich glaube,
wir tragen alle gemeinsam Verantwortung für ein gutes, sicheres, soziales,
friedvolles Wohlstands-Europa im Verhältnis zu allen anderen Erdteilen dieser
Welt. Wir tragen die Verantwortung dafür gemeinsam und wir werden sie nicht an
irgendjemanden abgeben können. Alle Initiativen zur Stärkung der Städte in
diesem Bereich, zur Stärkung der Europakommission, sind notwendig und sind zu
unterstützen. In diesem Sinne für ein gemeinsames Europa mit einer
verantwortungsvollen Politik in Wien! (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Johann Hatzl: Bevor ich den
nächsten Redner zum Wort bitte, lassen Sie mich eine Bemerkung zu einer
Aussendung sagen, die wahrscheinlich viele noch nicht kennen:
Ich habe durchaus Verständnis,
dass man die Wortwahl kritisiert. Es ist durchaus das Recht, auch eine Ahndung
für die Wortwahl zu verlangen. Ich würde es nur für richtig halten, dass man, aber
das bleibt jeder Fraktion unbenommen, eine Aussendung mit der Kritik an dem
vorsitzführenden Präsidenten dann vornimmt,
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