Landtag,
3. Sitzung vom 25.01.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 78
und der immerwährenden Neutralität 1955 auch das internationale Agieren unserer Stadt zugenommen hat, auch durch den Beitritt zur UNO, auch durch den Umstand, dass Wien dritter Sitz der Vereinten Nationen geworden ist.
Die Zweite Republik war zweifellos eine
Erfolgsgeschichte und war nur dadurch stark getrübt, dass unser Land,
insbesondere aber auch unsere Stadt Wien, an einer undurchdringlichen Grenze am
Eisernen Vorhang gelegen ist und in den politischen und wirtschaftlichen
Möglichkeiten eingeschränkt war. Es ist, wie ich meine, ein großer Vorteil des
Beitritts Österreichs zu EU und vor allem auch der Erweiterung der Europäischen
Union, dass es möglich ist, diese historische Grenze zu überwinden und einen
Wirtschafts- und politischen Raum mitzugestalten, der über viele Jahrhunderte
schon bestanden hat.
Auf Grund unserer räumlichen Nähe von Wien zu diesen
neuen Grenzsituationen wissen wir allerdings auch sehr genau, dass es trotz des
einheitlichen Binnenmarkts der Europäischen Union nach wie vor große
Unterschiede im Wohlstand der Bevölkerung zwischen uns und den neu
beigetretenen EU-Staaten gibt, dass es auch Wettbewerbsverzerrungen gibt, wie
zum Beispiel Steuerdumping und viele andere Dinge mehr, die wir auch
kritisieren. Das soll aber nicht außer Acht lassen, dass wir uns zu dieser
Europäischen Union bekennen und daran arbeiten wollen, diese negativen
Erscheinungen zu bekämpfen und Alternativkonzepte zu erarbeiten.
Man sollte auch nicht außer Acht lassen, Kollege
Jung, weil Sie vor allem davon gesprochen haben, dass Österreich Nettozahler ist
und sich sehr aktiv in die Finanzgestaltung der Europäischen Union einbringt (Abg Mag Wolfgang Jung: Eingebracht wird!),
dass Österreich sehr stark durch die EU-Mitgliedschaft profitiert hat. In der
Zeit von 1995 bis 2004 belegte Österreich mit einer durchschnittlichen
jährlichen Zunahme der Warenexporte von mehr als zehn Prozent den zweiten Platz
in der Europäischen Union. Das ist vor allem auf die Exporte in die ost- und
mitteleuropäischen Staaten zurückzuführen. Vergleicht man die Exporte des Jahres
1994, also bevor wir der Europäischen Union beigetreten sind, mit jenen von
2003, ergibt sich eine Verdoppelung. Das ist, wenn man so will, über den Umweg
auch der finanziellen Beitragsleistungen in der Europäischen Union ein sehr
starker positiver wirtschaftlicher Impuls für Österreich, insbesondere für die
Stadt Wien, die es nicht verabsäumt hat, diese neuen Möglichkeiten zu nutzen.
Wenn Sie davon gesprochen haben, Kollege Jung, dass
die Stadtaußenpolitik nur dazu dient, in Brüssel oder in anderen EU-Staaten zu
repräsentieren, muss man darauf hinweisen, dass gerade diese Stadtaußenpolitik
neue Wege in der europäischen Kooperation und auch neue Wege in der Anbahnung
von Wirtschaftsbeziehungen geht. Ich möchte hier nur ein Beispiel nennen, weil
das auch von der Kollegin Vana eingefordert worden ist, dass Wien aktive
Stadtpolitik im Bereich der Europäischen Union machen soll. Ich glaube, wir
machen das und möchte es am Beispiel des Projekts "CENTROPE" zeigen.
CENTROPE ist aus einer Zusammenarbeit in der Ostregion
Österreichs, also zwischen den Bundesländern Wien, Niederösterreich und
Burgenland, herausgewachsen und hat Städte und Regionen von Südmähren, der
Westslowakei und Westungarn umfasst. Ein Projekt, das in verschiedenen
Bereichen angehalten war, in dieser Kooperation Formen zu finden, um
Wirtschaftsbeziehungen zu intensivieren, die Infrastruktur zu verbessern, aber
auch im Bereich Bildung und Kultur neue Schritte zu setzen. (Abg Mag Wolfgang Jung: Da sind wir auch
noch die Nettozahler bei der Finanzierung des Projekts!)
Man muss nur sehen, welche Vorteile wir daraus
ziehen. (Abg Mag Wolfgang Jung: Das
werden wir vielleicht sehen!) Das Nettoeinzahlen in die Europäische Union
ist eines, man muss dem aber auch gegenüberstellen, was wir aus der EU zurückbekommen.
Wenn Sie zum Beispiel CENTROPE ansprechen und sagen, dass wir hier einzahlen,
ist das richtig, wir bekommen allerdings auch von der Europäischen Union für
die Finanzierung dieser CENTROPE-Projekte Mittel zurück. 50 Prozent der
Gesamtkosten werden von der Europäischen Union über ein INTERREG-Projekt
finanziert. Der Vorteil, den wir in dieser Situation genießen, ist zweifellos,
dass wir eine europäische Metropole in einem großen wirtschaftlichen Raum sind,
in einem Wirtschaftsraum, der in etwa sieben Millionen Einwohnerinnen und
Einwohner umfasst und unserer Wirtschaft, der Wiener Wirtschaft, Möglichkeiten
gibt, diesen Markt zu gestalten. Natürlich wird es in dieser Region, obwohl wir
großen Wert auf Kooperation legen, auch eine sehr starke Sogwirkung geben. Das
heißt, Wien wird sicher ein attraktiver Standort werden, was es ja schon ist,
aber zunehmend werden sich auch internationale Unternehmen in Wien ansiedeln,
um nicht nur den Wiener Raum zu bearbeiten, sondern den gesamten Bereich der
CENTROPE-Region, der, wie gesagt, sieben bis acht Millionen Menschen umfasst.
Ich denke, dass gerade diese Wien-City-Situation, Wien - Bratislava, eine gute
Möglichkeit bietet, Schritte zu setzen.
Mittlerweile ist diese Region CENTROPE auch ein
Musterstandort für Unternehmen geworden, im Bereich Biotechnologien, im Bereich
Automotive-Produktion, im Bereich Telekommunikation. Der Herr LhptmSt Sepp
Rieder hat sich beispielsweise durch den Einsatz finanzieller Mittel sehr
engagiert, den Bereich Telekommunikation zu forcieren.
Es ist richtig, was vorhin von
meinen Vorrednern gesagt wurde. Natürlich macht die Wirtschaft Rahmenplätze.
Aber es geht auch darum, Rahmenbedingungen zu schaffen. Das fordern wir von der
Bundesregierung, Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen die Unternehmen
Arbeitsplätze schaffen können. Wir tun das in der Stadt Wien. Wir schaffen in
der Region CENTROPE Rahmenbedingungen, damit Unternehmen sich ansiedeln und
Arbeitsplätze schaffen können. Die Stadt Wien hat von 1997 bis heute
400 000 EUR in den Bereich der Telekommunikation investiert, um
Arbeitsplätze herzustellen. Wir sind mittlerweile nach London und München
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