Landtag,
3. Sitzung vom 25.01.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 51 von 78
bereits die drittwichtigste Stadt innerhalb der Europäischen
Union im Bereich der Telekommunikation.
Ich möchte aber, zum Schluss kommend, im Bereich
CENTROPE noch auf die vier Schwerpunktbereiche dieses neuen Projekts eingehen,
weil ich denke, es ist ein gutes Beispiel, wie man auch als Stadt innerhalb der
Europäischen Union Politik machen kann, Stadtaußenpolitik machen kann, wenn man
so will, sehr konstruktiv Überlegungen einbringen kann und das Verständnis der
Menschen für europäische Politik auch fördern kann.
Der Herr Bürgermeister hat zu Recht schon
angesprochen dass es in diesen Themenfeldern auch darum geht, beispielsweise im
Bereich Wirtschaft, Innovation und Forschung, darüber nachzudenken, wie man in
der Ausbildung Schwerpunkte anbietet und zum Beispiel zu einem Hochschulverbund
kommt, wo es darum geht, die 40 Universitäten und universitätsähnlichen
Institutionen innerhalb der CENTROPE-Region zusammenzuführen, um das Ausbildungsniveau
anzupassen und um den Studierenden bessere Möglichkeiten zu geben,
beispielsweise auch Studienplätze zu wechseln, voneinander zu lernen, sich mit
neuen Ideen zu konfrontieren. Das wird Sinn machen, insbesondere in jenen
Themenfeldern, in denen wir schon profiliert sind, zum Beispiel im Bereich der
Biotechnologie oder im Bereich der Kommunikationstechnologie.
Zum Zweiten: Wenn der Kollege Jung beispielsweise die
Probleme angesprochen hat, die seiner Meinung nach durch den Beitritt
Österreichs zur EU im Bereich der Infrastruktur und der Transportwege gegeben
sind, sollte man schon auch erwähnen, dass es die Bundesregierung mit
Beteiligung der FPÖ war, die kein zufriedenstellendes Transitübereinkommen zu
Stande gebracht hat, auch deshalb, weil es die Bundesregierung verabsäumt hat,
auf EU-Ebene ein entsprechendes Lobbying zu machen, Kooperationen zu finden,
Bündnispartner zu finden.
Es ist innerhalb der EU notwendig, Mehrheiten zu
finden und zu organisieren. Das macht die Bundesregierung leider nicht, und wir
sind mit den Auswirkungen konfrontiert. Auch hier geht die Stadt Wien im
Bereich des überregionalen Verkehrswesens, aber auch im Bereich der Logistik
andere Wege und strebt eine stärkere Zusammenarbeit innerhalb der Region Centrope im Bereich Straße und Schiene
an, um die Umweltbedingungen zu verbessern und Möglichkeiten zu schaffen, für
die Bewohnerinnen und Bewohner bessere Lebensumstände zu organisieren.
Als Sidestep noch angefügt: Wien ist auch Standort vieler
Unternehmen im Bereich der Umwelttechnologie, die international mittlerweile
reüssiert haben. Und das ist auch, wenn man so will, eine Möglichkeit der
Wirtschaftsanbahnung.
Zum Dritten macht es, denke ich, Sinn, den Menschen
durch die Zusammenarbeit mit anderen EU-Staaten auch zu zeigen, dass es uns um
das soziale Gleichgewicht geht, dass es uns auch darum geht, Arbeitsplätze zu
organisieren, Weiterqualifizierung zu organisieren, den Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmern die Möglichkeit zu geben, sich auch in anderen Arbeitsfeldern zu
bewegen.
Hier ist der Vorschlag, den wir im Bereich Centrope haben, ein gemeinsames
Arbeitsmarkt-Monitoring mit den anderen angrenzenden Staaten zu organisieren,
sicher ein guter Weg und bietet auch die Möglichkeit der Akkordierung
territorialer Beschäftigungspakte. Auch hier, denke ich, ist die Region Centrope eine gute Möglichkeit, das zu
organisieren.
Und zum Vierten – auch das hat der Bürgermeister kurz
angesprochen – besteht die Notwendigkeit, diesen mitteleuropäischen Raum
stärker im Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern, etwa durch die Darstellung
der gemeinsamen Geschichte, der gemeinsamen Kultur, die wir haben, und der
gemeinsamen Ziele, die wir auch für die Zukunft haben. Und hier ist geplant,
ein Tourismusprojekt zu entwickeln, bei dem Touristen auch aus anderen Ländern
die Möglichkeit haben, diesen gemeinsamen Raum kennen zu lernen. Das soll von
Museen bis hin zu verschiedenen Stätten des Weltkulturerbes reichen.
Also ich denke, es geht vor allem darum, ein Umdenken
in der Kommunalpolitik zu erzielen, zu zeigen, dass Kommunalpolitik sich nicht
– nicht so wie Sie, Kollege Jung, das vorgeschlagen haben – nur beschränkt auf
die Stadt innerhalb der Stadtmauern und es kein Darüberhinauswirken gibt,
sondern dass es, ganz im Gegenteil, darum gehen muss, dass eine moderne
Kommunalpolitik Bündnispartner organisiert, eingreift in die Belange der
Europäischen Union und auch eine entsprechende Lobbytätigkeit vornimmt.
Unser Bgm Dr Michael Häupl macht das in verschiedenen
europäischen Netzwerken: In Eurocities, im Ausschuss der Regionen, im Rat der
Gemeinden und Regionen Europas, wo er seit kurzem auch Präsident ist, und auch
in der Union of Capitals of the European Union. Und das ist gut und richtig so,
und ich denke, dass wir diesen Weg der kooperativen Europapolitik in Wien, aber
auch mit unseren Bündnispartnern in der Europaregion Centrope ausweiten sollen.
Ich möchte abschließen mit einem Zitat aus der
Mitteilung unseres Bgm Dr Michael Häupl aus dem Jahr 2003, also nicht aus
der heutigen, sondern aus der letzten zum Thema Europa. Damals hat unser
Bürgermeister gesagt: „Unsere Anliegen werden Gehör und Unterstützung finden,
wenn wir als handlungsanleitende Grundlage für die Umsetzung unserer Anliegen
stets das notwendige Augenmaß für das Machbare, die Leidenschaft für den
europäischen Einigungsprozess und vor allem das Bewusstsein um die
Verantwortung für die Bürgerinnen und Bürger Europas bewahren." – Dem ist
eigentlich nichts hinzuzufügen, dem kann ich mich nur vollinhaltlich
anschließen.
Ich möchte ganz zum Schluss noch
darauf kommen, dass wir auch drei Anträge der GRÜNEN vorliegen haben. Den
ersten Antrag betreffend Eintreten Wiens für europäische Mindestlöhne werden
wir als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten unterstützen, den Beschluss-
und Resolutionsantrag betreffend Verankerung
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