Landtag,
4. Sitzung vom 30.03.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 42
Loch graben und dann mit der Erde
näher in Kontakt kommen können.
Präsident Johann Hatzl: Eine weitere Zusatzfrage hat Herr
Abg Parzer.
Abg Robert Parzer (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Ja, Frau Stadträtin, ein paar Fragen dazu. Wir haben ja das Bodenschutzgesetz
schon vor Ihrer Zeit bei der Frau Kossina eingehend behandelt. Seit 2003, 2002
gab es diesbezüglich immer wieder Anfragen. Da ging es um die Kinderspielplätze
und so weiter. Sie wurden damals zwar immer wieder von der Frau Kossina
beantwortet, aber ich glaube, dass das Bodenschutzgesetz hier bei uns in Wien
auf Grund des großen Siedlungsdrucks ja immer mehr zu einem Problem wird. Das
ist ja einmal auf der Hand. Und die Folge sind natürlich Grünraumverluste und
immer weniger Freiflächen, über die eigentlich das Regenwasser abfließen kann.
Wird das geplante Bodenschutzgesetz auf diesen Aspekt Rücksicht nehmen
beziehungsweise sind auch Bestimmungen bezüglich des quantitativen
Bodenschutzes enthalten? Das wäre die Frage. Und nun dazu: Gibt es einen
Bodenschutzkataster?
Präsident Johann Hatzl: Frau Stadträtin!
Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Ja, sehr geehrter Herr Abgeordneter! Ich glaube
wirklich und ganz ernsthaft nicht, dass ein Bodenschutzgesetz eine gutes Mittel
wäre, um das, was Sie als Problem genannt haben, nämlich sozusagen Rückdrängung
von Grünräumen und so weiter in den Griff zu bekommen. Dafür haben wir einen
Stadtentwicklungsplan. Dafür haben wir auch gemeinsam den agrarstrukturellen
Stadtentwicklungsplan erarbeitet, um genau die Siedlungsgrenzen festzulegen und
um landwirtschaftliche Flächen festzulegen. Ich sage Ihnen ganz ehrlich, dass
ich gerade beim Thema Bodenschutz eine österreichweite Regelung wirklich für
sehr, sehr sinnvoll halten würde, wo es dann auch festgelegte Grenzwerte gibt,
wo es dann klare Bestimmungen gibt und das wäre landesgesetzlich zu regeln. Und
ich glaube auch, wie gesagt, dass diese Probleme, die sie am Anfang genannt
haben, mit dem Bodenschutzgesetz sicher nicht in den Griff zu bekommen wären.
Wozu ich natürlich stehe, ist, dass wir weiterhin
unseren Bodenbericht, den wir alle drei Jahre ja freiwillig machen, fortführen
werden, dass wir auch die Parameter in diesen Messungen, die wir dort immer
durchführen, erweitern werden, weil ich glaube, dass das schon ein wichtiger
Monitor ist, der uns natürlich hilft und auch hilft, eine sinnvolle Politik im
Bodenbereich weiterzuführen.
Präsident Johann Hatzl: Eine weitere Zusatzfrage hat der Abg
Pfleger.
Abg Univ Prof Dr Ernst Pfleger (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Frau Stadträtin! Wenn man sich mit
Bodenschutz beschäftigt, ist ja festzustellen, dass das Thema ja äußerst
komplex ist. Da geht es ja nicht nur um bestehende Gesetze, wo auch diffizile
Wechselwirkungen sind, da geht es ja vor allem auch um eine Fülle von
fachlichen Aspekten und die Arbeiten, die sich da im Hintergrund befinden, sind
ja sehr, sehr umfassend. Ich glaube daher, dass es zum Beispiel nicht nur um
Flächenversiegelung geht, es geht genauso auch um Abgaben, es geht um
bodenschädliche, wasserschädliche Stoffe und vieles anderes mehr.
Sie haben
jetzt das gesamtösterreichische Engagement erwähnt. Ich möchte aber noch mehr
über den Tellerrand schauen und daher die Frage stellen: Gibt es auch auf
EU-Ebene weitere Überlegungen? Gibt es hier EU-einheitliche Vorgangsweisen, die
geplant sind, denn ich glaube, dass über die Nation Österreich hinaus das auch
in Gesamt-Europa zu betrachten ist?
Präsident Johann Hatzl: Frau Stadträtin!
Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Ja, natürlich tut sich auf Ebene der Europäischen
Union einiges zum Thema Bodenschutz. Im 6. Umweltaktionsprogramm aus dem
Jahr 2002 hat sich die Europäische Union ja dafür entschieden, eine
thematische Strategie zum Bodenschutz zu erstellen. Die Ziele der Strategie -
Vermeidung von Bodenbelastung, Erhalten der Bodenfunktionen, Sicherung der
nachhaltigen Bodennutzung - sollen eben durch Erlassen einer
Bodenrahmenrichtlinie gesichert werden. Es soll gezielte Forschung und
Integration in anderen Politikbereiche das Ziel dieser Richtlinie sein.
Die Bodenrahmenrichtlinie wird dann – so ist es
zumindest derzeit geplant – bestimmte Vorgaben und Maßnahmen für verschiedene
Bodenbelastungen, Versiegelungen, Erosion, aber auch Kontamination enthalten
und an dieser Richtlinie wird auf europäischer Ebene sehr, sehr intensiv
gearbeitet. Und deswegen ist auch mein Vorschlag, da der Abschluss dieser
Arbeiten ja auf europäischer Ebene derzeit sehr, sehr absehbar ist, weil sie
eben seit dem Jahr 2002 laufen, dass es sinnvoll wäre, das Ergebnis einmal
abzuwarten. Danach wird es sicherlich notwendig sein, ein bundesweites Bodenschutzgesetz
zu erlassen, so wie es beispielsweise in Deutschland ja schon der Fall ist. Ich
glaube, dass es auch sinnvoll ist, wenn man in einem Bereich, der ähnlich wie
die Luft nicht wirklich getrennt werden kann, auf Bundesländer aufgeteilt eine
einheitliche Vorgangsweise wählt.
Präsident Johann Hatzl: Eine weitere Zusatzfrage gibt es
beim Abg Blind, bitte.
Abg Kurth-Bodo Blind (Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau
Stadtrat! Gesunder, saubere Boden ist die wichtigste Basis für die Produktion
gesunder Lebensmittel.
Gibt es oder ist Ihnen
bekannt, gibt es in Wiens Landwirtschaft Standorte, die schwer verunreinigt
sind und saniert werden müssten?
Präsident Johann Hatzl: Frau Stadträtin!
Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Sehr geehrter Herr
Abgeordneter!
Selbstverständlich
gehe ich davon aus, dass alle Altlasten, die wir haben, und ich nehme an, dass
Sie das ansprechen, im Altlastenkataster enthalten sind und auch einer
Sanierung zugeführt werden. Landwirtschaftliche Standorte, die derzeit
bewirtschaftet werden, sind selbstverständlich nicht darunter. Das Ergebnis des
Bodenberichts, den Sie jederzeit im Internet nachlesen
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