Landtag,
5. Sitzung vom 29.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 84
acht Jahre warten muss. Beispielsweise im Burgenland
ist das Nationalparkhaus im Nationalpark Neusiedlersee nun bereits seit zehn
Jahren aktiv, und ich frage Sie im Hinblick darauf: Was hat das Burgenland, was
Wien nicht hat? – Die Antwort ist recht einfach: Das Burgenland hat keinen
sozialistischen Landes- oder Stadtrat in Umweltfragen, werte Damen und Herren! (Beifall
bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Die Landesregierung –
und das verstehe ich wirklich nicht – hat in diesem Haus ein
1 000-Hektar-Programm beschlossen, seit einem Jahrzehnt ist aber auch
dieses leider noch nicht umgesetzt worden. Bitte sagen Sie uns nicht, dass Sie
dafür das Geld nicht hätten!. Wir haben Ihnen nämlich gerade bei der
Rechnungsabschlussdebatte mehrere Möglichkeiten aufgezeigt, wie Sie die
Finanzierung sicherstellen können und wo Sie Mittel einsparen können. Auch das
werden Sie nicht so gerne hören, aber ich wiederhole es trotzdem, und Sie
werden es beim nächsten Rechnungsabschluss selbst rechnerisch nachvollziehen
können: Wenn wir 120 Millionen Überschuss im Umweltbereich haben werden,
dann könnten Sie mit diesen Geldmitteln zumindest theoretisch den gesamten
Wienerwald kaufen. Sie könnten ihn dann unter jede Schutzkategorie stellen, wie
auch immer Sie wollen. Nicht dass wir uns missverstehen: Ich will damit nicht
sagen, dass ich mir das wünsche, und dass ich möchte, dass das geschieht, denn
ich glaube nicht, dass die Stadt Wien ein guter Verwalter von so wertvollen
Grundstücken wäre. (Beifall bei der ÖVP.)
Sehr geehrte Damen und Herren von der Stadtregierung!
Sie könnten zumindest jene Flächen kaufen, die für die Erhaltung des Wald- und
Wiesengürtels notwendig sind. Frau Stadträtin! Man wird den Verdacht nicht los,
dass Sie es nur deshalb nicht getan haben, weil Sie es einfach nicht wagen, das
Umweltressort aus der Rolle des Geldbeschaffers für das marode Wiener Budget
heraus zu führen! (Zwischenruf von Abg Dr Michael LUDWIG. – Abg Harry Kopietz: Applaus!) Sie dürfen
gerne applaudieren!
Sehr geehrte Damen und Herren! Mit diesem Mangel an
Mut erweisen Sie der Lebensqualität in dieser Stadt und der Erhaltung des Sww‑Gürtels
keinen besonders guten Dienst! Wir haben einen Stopp bei der Sicherung des
Grünlandes, die Bedarfszahlen in den verbauten Innenstadtgebieten wurden nicht
erreicht, und jetzt erfolgt auch noch eine Durchlöcherung des Grünraumgürtels
durch die Stadt Wien selbst, wie man etwa am Beispiel der Steinhofgründe sehen
kann. Hier hat sich nämlich die gesamte Stadtregierung bis hinauf zum
Bürgermeister eine Blöße gegeben, die auf Kosten der Umwelt und der Stadt gehen
könnte. Das Vorhaben, den Sww-Gürtel mitten durch ein Naherholungsgebiet zu
führen und dort Bauflächen für Luxuswohnungen zu schaffen, ist nicht nur
ungeheuerlich, Herr Klubobmann, sondern es zeigt auch, wie wenig der
Umweltschutz in dieser Stadt zählt und dass er eigentlich nur ein
Lippenbekenntnis ist! (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf von
Abg Christian Oxonitsch. )
Sehr geehrte Damen und Herren! Sie haben ohne mit der
Wimper zu zucken die Zerstörung des Forstes erreicht, der Teil des
Biosphärenparkes ist. (Zwischenruf von Abg Christian
Oxonitsch. ) Es ist so! Wir sind nicht gegen das
Biosphärenparkgesetz, aber manche Dinge geschehen ganz einfach nicht! Und das
zeigt auch, wie wichtig der schnelle Beschluss eines solchen Gesetzes ist. Die
Eile, mit der Sie die Flächenwidmung für die Steinhofgründe beschlossen haben,
sehen wir heute im Zusammenhang mit dem Biosphärenpark in einem ganz anderen
Licht. Hätten wir nämlich das Gesetz damals schon gehabt, dann wäre die
Flächenwidmung der Steinhofgründe rechtswidrig gewesen. Und das zeigt wieder
einmal die Doppelzüngigkeit, mit der man im Naturraumschutz agiert.
Auf der einen Seite ist es so, dass man den Bauern,
und ich sage nicht, dass das schlecht ist, verbietet, Geräteschuppen in der
Kernzone aufzustellen. Das ist durchaus okay. Aber auf der anderen Seite, und
das ist zweierlei Maß, gibt es Tausende von Quadratmetern Wienerwald, die frei
zur Verbauung gehen. Diese Verbauung nutzen Sie dann noch für Ihr Budget durch
Flächenaufwidmungen, indem hier entsprechend Grünraum aufgewertet wird und das
in das Budget durch die Verwertung einfließt. Ich glaube, es ist nicht Aufgabe
der Stadt Wien, für die Verwertung des Immobilienbesitzes zu sorgen, sondern
für den Schutz des Grünlands.
Mit diesem Rückblick auf die
derzeitige ideologische Ausrichtung und Ihre politische Verfasstheit, sehr
geehrte Damen und Herren, und auch Ihr Verständnis für Grünraumpolitik, bin ich
schon mitten im Thema. Ich darf noch einmal an die Vorphase der Diskussion, an
die Schaffung des Biosphärenparks erinnern. Damals haben die Kollegen der
beiden anderen Oppositionsparteien, FPÖ und GRÜNE, einmal in sehr seltsamer
Eintracht - normalerweise stimmen sie immer antagonistisch, wenn einer dafür
ist, ist der andere dagegen, aber da in seltsamer Eintracht - die Idee eines
Nationalparks im Wienerwald vertreten. (Abg Mag Rüdiger Maresch: Für
Kernzonen, Kollege!) - Na ja, des Nationalparks, haben Sie damals gesagt,
Herr Kollege Maresch! Wir halten es nun mit den beiden Oppositionsparteien. Sie
haben sich überworfen und überboten mit Forderungen, was hier noch alles
notwendig wäre. Es hat dann eine gewisse Einsicht gebraucht, da will ich
durchaus auch den Kolleginnen und Kollegen der FPÖ die Konstruktivität gemeinsam
mit uns zusprechen, diesen Überzeugungsprozess fortgesetzt zu haben, dass ein
Nationalpark Wienerwald nicht so leicht möglich ist. Es müsste dann die halbe
Bevölkerung samt den meisten Straßen und einer Autobahn abgesiedelt werden, um
das Prädikat "Nationalpark" verleihen zu können. (Abg Mag Rüdiger
Maresch: Das haben wir nicht verlangt, Kollege Stiftner! Reden Sie keinen
Blödsinn!) - Dann korrigieren Sie es! Ich habe es so in Erinnerung, Herr
Kollege Maresch! (Abg Mag Rüdiger Maresch: Dann lesen Sie die Protokolle!
Oder geht das nicht durch in der Geschwindigkeit?) Ich bin ja froh, dass
Sie diesen Meinungsänderungsprozess jetzt durchgemacht haben. Sie haben gesagt,
Sie
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