Landtag,
5. Sitzung vom 29.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 84
stimmen zu. Das freut mich auch! (Abg Mag Rüdiger Maresch: Haben Sie mir nicht zugehört?)
Es ist auch nicht so oft der Fall, dass zwei
Landesregierungen zum selben Projekt ein Gesetz beschließen, wie es hier in
Wien und in Niederösterreich ist. Das hat auch für uns den Vorteil, dass man
eine Vergleichsmöglichkeit für die beiden Gesetze hat. Ich kann Ihnen
garantieren, sehr geehrte Damen und Herren, jene, die sich beide
Gesetzesentwürfe für das Biosphärenparkgesetz, den aus Niederösterreich und den
aus Wien, durchgelesen haben, der Vergleich macht Sie sicher! (Abg Mag
Rüdiger Maresch: Das glaube ich nicht! Haben Sie sich das in Niederösterreich
angeschaut? Dem hätte ich nicht zugestimmt!) Auf der Wiener Seite gibt es
nämlich einen komplizierten bürokratischen Formulierungstext, den wir zwar
mittragen, aber der sicherlich, wenn wir es formuliert hätten, anders
ausgesehen hätte (Abg Erich VALENTIN: Das
befürchte ich!) und der - ich weiß, dass Sie es nicht hören wollen - auch
einen sehr weiten Spielraum für Verordnungen der Landesregierung bietet. Auf
der anderen Seite ist das niederösterreichische Gesetz leicht verständlich und
klar strukturiert. Ich würde wirklich speziell dem Herrn Landeshauptmann
vorschlagen, sehr geehrte Damen und Herren, dass er seine guten Beziehungen zum
Landeshauptmann von Niederösterreich nutzt, um die Rechtskultur, die in Niederösterreich
besteht, auch nach Wien zu übertragen und zu importieren! (Beifall bei der
ÖVP.)
Aber ich spreche hier auch noch von einem kleinen
Randproblem dieses Gesetzes, denn ein wichtigeres ist ein ganz anderes, nämlich
dieses Gesetz im ersten Entwurf. Man hat sich des Eindrucks nicht erwehren
können, dass da der Landwirtschaft eines ausgewischt hätte werden sollen. Es
wurde so verfasst, dass zumindest die Landwirtschaft das Gefühl hatte, als
persona non grata hingestellt zu werden, ein Wirtschaftszweig, den man
offensichtlich raschestmöglich aus der Stadt verbannen möchte, damit Ihre
Politik, die Flächenwidmungen macht, die oft bis zur Enteignung reichende
Nutzungsbeschränkungen beinhalten, fortgesetzt wird. Dafür sind wir nicht zu
haben, sehr geehrte Damen und Herren! Das können wir nicht hinnehmen, sehr
geehrte Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)
Vor allem auch deshalb nicht, sehr geehrte Damen und
Herren, weil sich der Bürgermeister mit den Weinbauern, vor allem dann, wenn es
opportun ist und es auch seiner leutseligen Art entspricht, gern in Zeitungen
abbilden lässt. Oder auch, Frau Stadträtin, wenn Sie mit den Bäuerinnen
Stadtfeste machen oder mit der Landwirtschaft Gentechnikpetitionen erlassen,
dann ist die Landwirtschaft okay und gut. Aber wenn es um die Erhaltung der
elementarsten Rechte der Landwirtschaft geht, dann überlässt man es einzig und
allein der ÖVP, für diese zu kämpfen! (Beifall bei der ÖVP.)
Im Vergleich zum niederösterreichischen
Gesetzesentwurf gab es durchaus erhebliche Nachteile und gibt es nach wie vor
Nachteile. Deshalb haben wir auch unser Nein im Ausschuss und unser Nein im
Stadtsenat deponiert. Aber ich bin froh, dass Sie, sehr geehrte Damen und
Herren der SPÖ, das erkannt und Ihre Position geändert haben! Es gab dann nach
Gesprächen Ihre Bereitschaft, der Landwirtschaft entgegenzukommen.
Deshalb gibt es einen Abänderungsantrag, den ich
gemeinsam mit meinem Kollegen Norbert Walter, aber auch mit den Kollegen Erich
Valentin und Karlheinz Hora von der SPÖ sowie mit Kurth-Bodo Blind von der FPÖ
einbringen möchte. Er liegt Ihnen vor. Ich will ihn jetzt nicht in allen
Details vorlesen, aber in Summe wird er die Existenz der Wiener Landwirtschaft
sichern! (Abg Harry Kopietz zur ÖVP-Fraktion: Applaus!) Nein, ich bin
noch nicht am Ende! Keine Sorge, ein bisschen etwas habe ich noch! (Abg
Harry Kopietz zur ÖVP-Fraktion: Helft ihm doch, wenn er nicht weiter weiß mit
einem Applaus! Ihr passt überhaupt nicht auf!)
Sehr geehrte Damen und Herren, das Land Niederösterreich
ist ein gutes Beispiel hierfür. Ich hoffe, dass das Gesetz jetzt dazu beiträgt,
dass Wien mehr Lebensqualität bekommt. (Beifall bei der ÖVP.)
Wir hoffen auch, dass Sie jetzt dieses Gesetz, und
das ist positiv formuliert, verwenden, damit Sie der Landwirtschaft nicht
weiter das Leben in dieser Stadt erschweren. Ich hoffe auch, dass Sie die
Maßnahmen in Koordination mit Niederösterreich richtig definieren. Dazu steht
leider im Gesetz nichts, wie das funktionieren soll. Ich hoffe, dass es besser
wird als in der Vergangenheit, denn die Koordinationserfolge in der
Vergangenheit waren nicht so optimal.
Ich hoffe auch, dass es nur eine Mutmaßung ist, wenn
ich vom Rednerpult aus sage, dass Sie bei der Festlegung der Grenzzonen, die
per Verordnung passieren können, tricksen werden, sehr geehrte Damen und
Herren! (Abg Mag Rüdiger Maresch: So wie
in Niederösterreich getrickst wird!) Für alle, die das Gesetz nicht so gut
kennen, es gibt eine Kernzone, eine Pflegezone und eine Entwicklungszone in
einer zwiebelartigen Struktur. Denn mit dem Gesetz lassen Sie sich, wie es
Ihrer gesamten Umweltpolitik entspricht, wieder einmal alles offen, sehr
geehrte Damen und Herren!
Wir sind auch gespannt, welchen Verlauf dann der
Biosphärenpark im Bereich der Baumgartner Höhe nehmen wird. Wir werden es
sehen. Wir hoffen aber auch, dass Sie in Summe die Landwirte und die Bauern
nicht vertreiben, sondern als integralen und langjährigen Bestandteil sowie als
Partner für die Naturpflege und die Ökologie ehrlich anerkennen. Die Bauern
haben nämlich, sehr geehrte Damen und Herren, schon unsere Natur gepflegt und
für gesunde Lebensmittel gesorgt, als es noch keine sozialistischen
Umweltstadträte gegeben hat! (Beifall bei der ÖVP.)
Eine gesunde Landwirtschaft und
ein Überleben der Bauern ist der beste Garant für die Erhaltung des Sww-Gürtels
und ein viel besserer Garant als ein noch so gut formuliertes Gesetz. Die
Bauern erhalten die Landwirtschaft, auch wenn Sie es hier nicht hören wollen!
Ich glaube, dass auch die Kooperation im Ackerreststreifenprogramm gezeigt hat,
wie wichtig die Kooperation ist, dass es funktioniert und dass die Bauern nicht
immer das Gefühl haben müssen, indirekt oder direkt enteignet
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