Landtag,
5. Sitzung vom 29.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 61 von 84
8. Jänner 2001, aus dem hervorgeht, dass Prosenitsch bei Rücksprache mit Herrn Polak vom Büro des Bürgermeisters mitgeteilt worden sei, dass dieser von Herrn Makarenko erfahren habe, dass er eine Unbedenklichkeitsbescheinigung erhalten hat. Es wurde mit Herrn Polak vereinbart, dass er sich mit Herrn Makarenko in Kontakt setzen und Prosenitsch dann verständigen wird, ob eine Unbedenklichkeitsbescheinigung vorhanden ist oder nicht.
Am 11. Jänner wird wieder ein Schreiben des
Herrn Polak an Herrn Prosenitsch dokumentiert, in dem zu lesen ist: „Sehr
geehrter Herr Prosenitsch! Herzlichen Dank für Ihre Information. In der Causa
Dipl Ing Makarenko konnte ich in Erfahrung bringen, dass die
Unbedenklichkeitsbescheinigung an Sie noch nicht übermittelt wurde, da Herr
Dipl Ing Makarenko seine Meinung dahin gehend geändert hat und Ihnen
diese persönlich übergeben will.“ Er dankt dann noch für den ihm angebotenen
Termin. Der Herr Beamte aus dem Büro des Bürgermeisters hat also auch noch
schnell den Termin ausgemacht und seinen Freund dann verständigt: „…mit dem
angebotenen Termin am 24. Jänner 2001 um 8.30 Uhr, welcher von
ihm bei vorherigen Besuch bei mir wahrgenommen wird.“ Wahrscheinlich haben sie
vorher noch Kaffee getrunken!
Ich setzte fort: „ Er ersuchte mich, bei dem Termin
bei Ihnen mit anwesend zu sein. Inwieweit ich diesem Ersuchen entsprechen kann,
wird sich durch meine in der Regel unvorhergesehenen Termine ergeben.“
Es ist also ganz offensichtlich, dass hier Druck
ausgeübt wurde. Wir wissen, dass da ein tolles Uhr-Geschenk gemacht wurde und
dass man nach der Haftentlassung gemeinsam in der Karibik geurlaubt hat. All
das sind Dinge, die mit dieser Position nicht vereinbar sind, wenn man dann so
agiert, wie Herr Polak sich verhalten hat.
Da erhebt sich für mich wirklich die Frage: Welche
Konsequenzen gibt es in einem solchen Fall? Ich verstehe schon: Makarenko war
SPÖ‑Mitglied. Es gibt ja auch einen Brief von LAbg Harry Kopietz, in
dem er schreibt: „Lieber Genosse Makarenko! Herzlichen Dank für Deinen Auftrag
zum bargeldlosen Inkasso beziehungsweise für deine diesbezügliche
Entscheidung.“ – Ich verstehe schon, dass man ein Mitglied der SPÖ
vielleicht irgendwie anders behandelt. Dennoch bin ich der Auffassung, dass man
bei einem solchen Menschen, vollkommen gleichgültig, ob er Mitglied Ihrer
Partei ist oder wo auch immer, auch dafür Sorge zu tragen hat, dass er die
Staatsbürgerschaft eben nicht verliehen bekommt, wenn sie ihm nicht zusteht.
Diese Unkorrektheit verurteile ich auf’s Schärfste, und daher will ich das
abgeklärt wissen! (Beifall bei der FPÖ.)
Da kann
man nicht einfach so tun, als wäre nichts passiert! Es ist nämlich viel
passiert, und deshalb ist es wichtig, dass man diesen Fall aufklärt und herausfindet,
wie das zustande gekommen ist und wer die Verantwortlichen sind, damit diese
dann auch zur Rechenschaft gezogen werden können. Die Bürger von Wien haben ein
Recht darauf, sichergestellt zu wissen, dass es in diesem Haus und in dieser
Stadt nicht Methode ist, dass Staatsbürgerschaftsverleihungen so verlaufen wie
in diesem Fall.
Genau das
gilt es jetzt sicherzustellen: Dieser Fall ist aufzuklären, die
Verantwortlichen sind zur Rechenschaft zu ziehen, dieses Verfahren ist noch
einmal neu zu beginnen und mit einer Ablehnung abzuschließen, und letztlich ist
natürlich auch sicherzustellen, dass so etwas in Zukunft nicht mehr passieren
kann. Deshalb wollen wir die Aufklärung, ob es mehrere solche Fälle gibt, und
deshalb wundert es uns auch, dass wir die Einzigen in diesem Haus sind, die
diese Aufklärung wollen. Wir wollen die Missstände aufgeklärt wissen, während
alle hier heute betretenes Schweigen an den Tag legen.
Das zeigt
schon, dass in diesem Haus auch auf Seiten der Opposition keine große
Bereitschaft vorhanden ist, solche Dinge wirklich aufzuklären! Man will
offensichtlich nicht aufklären, denn das ist etwas Unangenehmes, da will man
sich die Finger nicht schmutzig machen, da will man lieber ruhig sein und
mitspielen, damit man vielleicht einen zweiten Stadtrat bekommt, obwohl er
einem eigentlich gar nicht zusteht. Die GRÜNEN sind zwar nach der letzten
Landtagswahl die viertstärkste Partei, könnten aber unter Umständen ein
Geschenk bekommen, nämlich einen zweiten Stadtrat, wenn sie mitspielen, wenn es
drauf ankommt. Sie stellen die Mehrheitsbeschaffung sicher, damit hier nicht
aufgeklärt werden und es keine Kontrolle geben kann. Das ist das Spiel! Ich bin
froh, dass wir einen Stadtrat haben, aber die Kontrolle stellen wir sicher, und
zwar auch in diesem Fall, da lassen wir uns nicht kaufen! (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf von StR David Ellensohn.)
Wir werden
heute daher auch einen Beschlussantrag einbringen:
„Der Landtag
wolle beschließen:
Alle
Verleihungen von Staatsbürgerschaften in Wien in den nächsten drei Jahren
sollen auf ihre Rechtmäßigkeit hin überprüft werden.“
Wie das
vor sich gehen wird oder ob das überhaupt angedacht wird, wird ja aus der
Beantwortung hervorgehen. Ich denke, dass das notwendig wäre. Das kann man
sicherlich stichprobenartig machen. Ich bin überzeugt, dass das ein
vernünftiger Weg wäre, um sicherzustellen, dass es nicht weitere solche Fälle
gibt. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich werfe
dem Herrn Landeshauptmann und Bürgermeister selbst persönlich nichts vor, das
sage ich in aller Deutlichkeit. Aber ich erwarte, dass der Herr Landeshauptmann
und Bürgermeister von Wien in dieser Causa wirklich dafür Sorge trägt, dass so
etwas in seinem Umfeld in Zukunft nicht mehr möglich ist und jemand, der so
gehandelt hat, Konsequenzen zu erwarten hat und diese Konsequenzen auch gezogen
werden, damit Transparenz in diesem Bereich sichergestellt wird. Sonst entsteht
nämlich wirklich ein katastrophaler Eindruck, nämlich der Eindruck, dass es
hier vielleicht wirklich ein nachhaltigeres Netzwerk geben könnte, und das
sollten wir wirklich vermeiden!
So kann man nicht agieren, wie Herr Ing Polak das
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