Landtag,
6. Sitzung vom 06.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 90
Kollegin VBgmin Laska –, dass wir leider beobachten müssen, dass die Jugendlichen, die aus den von Ihnen zitierten Ländern manchmal hier auf den Straßen vorzufinden sind, keine unbegleiteten Jugendlichen sind, sondern manchmal junge Leute, die sehr bewusst von verantwortungslosen Menschen zum Betteln eingesetzt werden. Ich weiß aber, dass meine Kollegin VBgmin Laska diesbezüglich sehr aktiv ist, und das ist ja gerade auch die Chance der EU-Erweiterung, dass wir mit den Ländern vor Ort Kontakt aufnehmen können, dass die Kinder betreut werden.
Wenn ich richtig informiert bin, gibt es sogar eine
Reihe von Projekten, die wir auch finanziell unterstützen. Ich bitte, meine
Antwort jetzt nicht auf die Waagschale zu legen, da es sich, wie gesagt, nicht
um mein Ressort handelt. Ich habe das aber mit verfolgt, weil mich das
natürlich persönlich auch bewegt hat, denn da geht es immerhin um das Schicksal
von Kindern, und die liegen mir am Herzen, wurscht, wo sie geboren sind! Wenn
Kinder zum Betteln missbraucht werden, tun sie mir leid, wurscht, wo sie
geboren sind. – So weit ich informiert bin, gibt es sogar Projekte in
Rumänien, die wir unterstützen. Das hat es Kontakt gegeben, und ich glaube,
dass einmal auch rumänische Verantwortliche hier in Wien waren, um zu
überlegen, wie man diese Jugendlichen betreuen kann. – Ich sehe am Nicken
meiner Mitarbeiter, dass ich mich richtig erinnere.
Ich glaube, dass das Thema, das Sie angesprochen haben,
wichtig ist. Es hat aber nicht direkt oder eigentlich überhaupt nichts mit der
Flüchtlingssituation zu tun, sondern damit, dass wir im Zuge des leider immer
noch großen Einkommensgefälles innerhalb Europas mit großen sozialen Problemen
konfrontiert sind. Ich denke aber, dass es eben eine große Chance ist, die
Europa bietet, dass wir den Ländern diesbezüglich einerseits auch Auflagen
erteilen können, und ich bin dafür, dass wir da eine gewisse Strenge walten
lassen, gleichzeitig aber auch Hilfestellung bieten können, damit die sozialen
Probleme nicht exportiert, sondern vor Ort gelöst werden. Dabei ist natürlich
die Frage der Kinder – und ich nehme an, von diesen Kindern haben Sie
gesprochen – ein ganz besonderes Anliegen. Ich glaube, dass der Weg der hier
eingeschlagen wurde, ein guter und vernünftiger ist. Ich unterstütze das, so
weit ich aus meiner Sicht kann, eigentlich betrifft das aber das Ressort meiner
Kollegin VBgmin Laska.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke
schön. Wir kommen zur 2. Zusatzfrage: Frau Abg Mag Korun, bitte.
Abg Mag Alev Korun (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Wir sind zwar sehr froh, dass es die Grundversorgung,
die zwischen Bund und Ländern vereinbart wurde, gibt. Trotzdem passiert es
immer wieder, dass Menschen betreffend die Aufnahme oder den Weiterverbleib in
der Grundversorgung Steine in den Weg gelegt werden.
Der Fonds Soziales Wien verlangt zum Beispiel meines
Wissens seit einem Jahr einen eigenen Mietvertrag, um die Unterstützung für die
Miete im Rahmen der Grundversorgung ausbezahlen zu können. Das heißt, die
Menschen, die keinen Mietvertrag haben, der auf ihren Namen lautet, sondern bei
Freunden oder Bekannten untergekommen und Mitbewohner sind, erhalten diese
Unterstützung nicht. Es hat auch in mehreren Fällen Beschwerden gegeben, dass
Menschen, die bei Wohnungskontrollen zweimal nicht angetroffen werden, aus der
Grundversorgung herausgenommen werden.
Meine Frage lautet: Wie vielen Personen –
beziehungsweise präziser: Asylwerbern und Asylwerberinnen – wurde, seit es
die Grundversorgungsvereinbarung in Wien gibt, die Grundversorgung wieder
gestrichen?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Bitte,
Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Ich glaube,
die Prinzipien der Grundversorgung unterliegen auch hier einem gewissen
Missverständnis. – Das sind nicht Regeln, die wir uns geben, sondern
Regeln, die in äußerst schwierigen Verhandlungen mit dem Bund zustande
kommen. – Ich werde auf das Thema mit dem Mietvertrag noch gerne zu
sprechen kommen, weil das ein absolutes Kampfgebiet war, wo Kollege Hacker und
ich im Interesse unserer Flüchtlinge gemeinsam in den Kampf gezogen sind.
Zurück zu meiner ursprünglichen Bemerkung: Diese
Regeln geben nicht wir uns, sondern diese Regeln werden nach mühseligen
Verhandlungen mit dem Bund letztlich vom Bund festgelegt. Ich darf nochmals in
Erinnerung rufen: Flüchtlingsbetreuung ist Bundesangelegenheit, und es war das
Land Wien, das die Fahne in die Hand genommen und gesagt hat: Jawohl, wir sind
bereit, einen Teil dieser Kosten zu übernehmen! Wir hätten uns auch
zurücklehnen und die alte, unbefriedigende Situation beibehalten können, in der
ein beträchtlicher Teil der Flüchtlinge völlig unbetreut war.
Das ist zum Beispiel einer der historischen Gründe,
warum unser Integrationshaus entstanden ist. Unter den unbetreuten Flüchtlingen
gibt es einige, die noch dazu schrecklich traumatisiert sind, insbesondere
Frauen. Ich erinnere an die Greuel bei den Auseinandersetzungen im ehemaligen
Jugoslawien, als Frauen als Kriegsmittel – da bekomme ich eine
Gänsehaut! – Massenvergewaltigungen unterzogen wurden. Viele von diesen
Flüchtlingen waren unbetreut, und das ist einer der Gründe, warum das
Integrationshaus ins Leben gerufen wurde, um eben schwer traumatisierten
Flüchtlingen zu helfen, die sonst völlig auf der Straße gestanden wären und
keine Betreuung hatten, psychologische sowieso nicht, ja nicht einmal Essen und
Wohnen.
Da haben wir in Wien gesagt:
Springen wir über unseren Schatten! Nicht dass wir zuviel Geld hätten und nicht
wissen, was wir damit tun sollen! Aber wir bekennen uns dazu, dass das wenige
Geld, das wir haben, sparsam und effizient eingesetzt, auch den Ärmsten der
Armen zukommen soll. – Deswegen haben wir damals die Fahne in die Hand
genommen und uns über diese Bund-Länder-Vereinbarung bereit erklärt. In
mühseligen Verhandlungen konnten wir dann bewirken, dass auch andere
Bundesländer mitgezogen sind, sodass wir dann zu dieser Vereinbarung gekommen
sind, dass der Bund 60 Prozent und die Länder freiwillig 40 Prozent
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