Landtag,
6. Sitzung vom 06.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 90
das offensichtlich auch unterstützen und als SPÖ jetzt die generelle Öffnung der Gemeindebauten auch für Nicht-Staatsbürger möglich machen wollen. Das ist zur Kenntnis zu nehmen, aber es zeigt Ihre politische Linie auf.
Wir sind jetzt offenbar die einzige politische,
demokratische Kraft in Wien, die noch sagt, dass der Gemeindebau nicht für
Nicht-Staatsbürger da sein kann, sondern für Staatsbürger da zu sein hat. Wir
erleben jetzt, dass ÖVP, SPÖ und GRÜNE, alle drei Parteien, die Öffnung des
Gemeindebaus wollen. (Abg Mag Sirvan Ekici: ...schon beschlossen!) Die
ÖVP hat das ja schon seit Jahren verlangt, und die GRÜNEN verlangen auch seit
Jahren, dass der Gemeindebau für Ausländer geöffnet wird. Die SPÖ hat es bis
dato immer so dargestellt, als wäre sie dagegen. Heute beschließen Sie die
Öffnung des Gemeindebaus für Nicht-Staatsbürger!
Das ist durchaus etwas, was man zur Kenntnis nehmen
muss. Denn in diesem Bereich ist es jetzt wirklich so, dass eben auch
Nicht-Staatsbürger vermehrt in den Gemeindebau einziehen werden. Bis dato haben
Sie es so gehandhabt, dass Sie die Staatsbürgerschaft teilweise frühzeitig als
Geschenkartikel mit auf den Weg gegeben haben, dann gleich die sozialen
Wohnungen mitgeschenkt haben und wir hier auch schon in der Vergangenheit
Fehlentwicklungen erleben mussten. Sie gehen diesen Weg offenbar weiter.
Kollegin Korun hat ja, wenn man auch den Bereich der
Sozialhilfe hernimmt, schon vor einiger Zeit vorausgesagt, was auf uns zukommen
wird, und ich kann Frau Kollegin Korun da durchaus einmal Recht geben. Sie
sprach vor einem dreiviertel Jahr anlässlich einer Pressekonferenz im
Museumsquartier davon (Abg Mag Alev Korun: ...meine Aussage!), dass man
davon ausgehen muss, dass zirka 40 Prozent der
228 000 Drittstaatsangehörigen in Wien - es sind ungefähr
100 000 Personen, die das betreffen wird - dann diesen Anspruch
stellen können, diesen Anspruch erheben können und zusätzlich diesen
Leistungsanspruch haben sollen. Das ist durchaus interessant, und das heißt,
dass Personen Sozialhilfe und Gemeindewohnungen in Anspruch nehmen können, die
das bisher nicht konnten. Das betrifft einen zusätzlichen Personenkreis von
100 000 Menschen in Wien!
Wir haben schon in den vergangenen Jahren erleben
müssen, dass die Anzahl der Bezieher von Sozialhilfeleistungen exorbitant
angestiegen ist. Mit diesem Gesetz geht man nun her und erweitert den Kreis auf
weitere 100 000. Eine solche Fehlentscheidung führt letztlich auch dazu,
dass wir ein weiterer Magnet sein werden für Menschen, die sagen: Na, da müssen
wir hin, denn da können wir nämlich, auch wenn wir nur ein Jahr gearbeitet
haben, nie wieder arbeiten und haben Anspruch auf alles! (Abg Mag Alev
Korun: Das ist falsch!) Denn genau so ist es im Gesetz definiert; ich werde
Ihnen dann vorlesen, wie es im Gesetz genau definiert ist.
Wir wissen, dass heute rund
9 000 Gemeindewohnungen jährlich vergeben werden, und die Wiener
erleben auch heute schon, dass in diesem Bereich eine Fehlentwicklung
stattfindet. Man kann davon ausgehen, dass die Verteilung der Notfallswohnungen
wie bisher weitergehen wird. Im letzten Jahr waren es 300, in den Jahren zuvor
waren es jeweils 1 000, und jetzt wird dort die Vergabe an
Nicht-Staatsbürger exorbitant ansteigen. Das ist zu erwarten.
Wir erleben, dass eine sozialdemokratische Mehrheit
in diesem Haus offenbar eine Entscheidung vorhat und eine Änderung im
Sozialhilfegesetz beschließen wird, bei der wir uns aus Überzeugung
dagegenstellen, und zwar aus wirklich tiefer und fester Überzeugung
dagegenstellen, wie wir es in der Vergangenheit auch gemacht haben. Denn wir
wissen, dass diese Rechtsänderung fatale Folgen haben wird, fatale Folgen, was
auch die soziale Absicherung von Menschen, nämlich von Staatsbürgern in unserer
Stadt betrifft. Eine Schere wird sich auftun: Auf der einen Seite wird der
Bezieherkreis permanent erweitert, und auf der anderen Seite fehlt immer mehr
das nötige Geld, um jenen Menschen, die nichts haben, auch ausreichend zu
geben, dass sie halbwegs anständig über die Runden kommen können.
Genau das ist ja die Problematik: Es wird der
Bezieherkreis erweitert, Geld war schon bisher zu wenig da, Sie haben schon
bisher alle Sozialleistungen, die wir erhöhen wollten - etwa den
Heizkostenzuschuss -, nicht ausreichend erhöht. Aber den Bezieherkreis
erweitern Sie, und in Wirklichkeit kann man den Ärmsten der Armen in unserer
Stadt nicht ausreichend Geld geben, das sie eigentlich notwendig hätten. Genau
das wird die Schere weiter aufmachen. Da braucht es eben letztlich auch einen
politischen Willen dazu, das Geld richtig zu verteilen und das Geld
entsprechend zu erhöhen, dass jene Staatsbürger, die unsere Hilfe brauchen,
auch ausreichend Sozialhilfeunterstützung und Absicherung erhalten.
Hauptverantwortlich für den abermals erweiterten
Bezieherkreis der Sozialhilfeempfänger sind Sie! Denn Sie machen uns vor, dass
uns die Europäische Union das aufzwingt - es stimmt schon, dass es Vorgaben
gibt, aber Sie hätten genügend Möglichkeiten gehabt, diesen Vorgaben auch ein
paar Riegel vorzuschieben. Nur wollen Sie eben, wie immer, sich nobel
zurücklehnen und die Schuld auf die Europäische Union schieben. Das ist eben
Ihr Motto, anstatt hier auch gewisse Riegel vorzuschieben, damit
Drittstaatsangehörige letztlich keinen Anspruch haben könnten. Da hätte es
Möglichkeiten gegeben, und ich komme nachher noch zur Aufzählung dieser
Möglichkeiten.
Nach fünf Jahren rechtmäßigen
Aufenthalts hat jeder Unionsbürger und haben auch seine Familienangehörigen,
die keine Unionsbürgerschaft haben, sprich, Nicht-EU-Bürger sind, nach diesen
Vorgaben ein Daueraufenthaltsrecht. Besonders begünstigt sind pflegebedürftige
Angehörige und Lebenspartner. Und wenn die Voraussetzungen - wie ausreichende
Existenzmittel -, die im Übrigen leicht zu umgehen sind, im Nachhinein
wegfallen, ist das nicht mehr relevant. Dieses Prinzip der
Aufenthaltsverfestigung ist europaweit nicht nur für Unionsbürger, sondern eben
letztlich auch für
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular