Landtag,
6. Sitzung vom 06.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 90
werden. Der finanzielle Aufwand für diesen Bereich
ist schon explodiert und wird weiter explodieren, und diese untragbare
Situation wird mit dieser Novelle nur weiter verschärft.
Nur damit wir wissen, worüber wir sprechen, und damit
Sie sehen, wo mit diesem Gesetz auch massiver Schaden bei den Bedürftigen
angerichtet werden wird: Wenn jemand seine Existenz nicht durch Arbeit,
Einkommen oder Vermögen gesichert hat noch durch die Familie, dann soll dieses
soziale Netz, die Sozialhilfe, ihn letztlich auffangen. Das heißt, dass dieses
soziale Netz die Aufgabe hat, jenen Teilen der Gesellschaft das Überleben zu
sichern, die nichts mehr haben und bei denen auch nicht die Aussicht besteht,
dass sie aus eigener Kraft da herauskommen könnten. Es handelt sich hier um
einen Lebensbedarf und Lebensunterhalt, somit letztlich auch in den Bereichen
Pflege, Krankenhilfe, Hilfe für werdende Mütter und Wöchnerinnen, Hilfe zu
Erziehung und Erwerbsbefähigung, um Unterkunft, Nahrung, Bekleidung, Beheizung.
Und Geld aus der Sozialhilfe, um diese Bedürfnisse abzudecken, wird in Wien
ohnehin nur alle heiligen Zeiten einmal erhöht, wie wir in der Vergangenheit
gesehen haben, weil es weit unter dem heutigen Bedarf, nämlich unter den
Lebenshaltungskosten liegt. Und das bisschen will man jetzt auch noch
gefährden, indem man es leichtfertig auf einen unglaublich erweiterten
Personenkreis ausdehnt!
Den Heizkostenzuschuss, den wir jährlich gefordert
haben, endlich auf eine anständige Höhe anzuheben, dem sind Sie von Seiten der
Sozialdemokratie auch nicht wirklich nachgekommen. Zuerst haben Sie es
überhaupt abgelehnt, dann haben Sie es unverhältnismäßig gering erhöht, aber
nicht wie in den anderen Bundesländern, in denen es einen Heizkostenzuschuss in
Höhe von 150 EUR in den Wintermonaten gibt. Die Heizbeihilfe in Wien
beträgt ganzjährig wesentlich weniger als in anderen Bundesländern, und für
eine entsprechende Aufwertung fehlt hier in Wien offenbar der Wille oder das
Geld.
Wenn der Wille fehlt, ist das noch viel dramatischer,
und wenn das Geld fehlt, ist diese Entscheidung überhaupt fatal. Denn damit ist
letztlich den Staatsbürgern nur Schaden zugefügt worden, weil man hier
eigentlich in ihrem Bereich hätte anheben können und Sozialleistungen hätte
verbessern können. Ich glaube, so etwas soll und darf es nicht geben. Es kann
und darf nur so sein, dass im Land aufgewachsene Menschen, die hier ihre Heimat
haben, aufgefangen werden sollen, aber nicht jene, die aus Versorgungsgründen
nach Österreich, nach Wien kommen.
Schon gar nicht darf es so sein, dass hier die
Erschleichung dieser Leistung so leicht gemacht wird, wie es in diesem neuen
Gesetz vorgesehen wird. Dass man es sich so leicht erschleichen kann, dass man
entweder gar nicht oder nur wenige Jahre in Wien unkontrolliert gemeldet sein
muss, dass eine Abwesenheit von zwölf Monaten - einem ganzen Jahr, ganz
offiziell - ohne Einfluss auf die Berechnung der Fünfjahresfrist bleibt, das
alles steht, bitte, in dem Gesetz drin!
Diese Informationen sind einfach Fakten, die auch aus
dem Bundesministerium für Inneres mitgeteilt wurden. Daran können Sie nicht
deuteln, das ist ein Faktum. Da hilft Ihnen auch kein Passus im
Sozialhilfegesetz, wonach die Einreise nicht zum Zweck des Sozialhilfebezugs
erfolgt sein darf. Denn erstens stellt sich die Frage, wie man so eine
Kontrolle überhaupt festmachen kann: Wie sollen die Einkommensverhältnisse und
Unterhaltsverpflichtungen in Ländern wie Rumänien und Polen überprüft werden? Das
ist nicht möglich, das ist nicht machbar.
Denn wenn das wie bisher die Behörde nachweisen soll
und nicht der Zuwanderer, wird das nie gelingen. Das ist wieder so ein Punkt in
diesem Gesetz, mit dem man einfach scheitern muss: Der Zuwanderer muss nur glaubhaft
machen, dass es anders ist; da reichen Bürgschaften von Verwandten aus, und
dann ist es schon schlagend! So ist das im Gesetz vorgesehen. Außerdem gibt es
keine anderen entsprechenden Kontrollmöglichkeiten, und der Passus mit dem
Sozialhilfebetrug ist sinnlos, weil er eben nicht kontrolliert werden kann,
schon heute nicht kontrolliert werden kann.
Wenn Sie sagen, da handelt es sich lediglich um
wenige Hundert zusätzliche Empfänger, dann hat entweder die Abg Korun keine
Ahnung, oder Sie sagen die Unwahrheit. Dazwischen muss die Wahrheit liegen.
Denn da bin ich ausnahmsweise einmal der Meinung der Abg Korun, die gesagt hat,
es wird 100 000 zusätzliche Sozialhilfebezieher geben. Ja, da wird sie
schon Recht haben, dass da in den nächsten Jahren einiges auf uns zukommen
wird! Es werden nicht ein paar Hundert sein - das ist völlig unglaubwürdig -,
und es werden auch im sozialen Wohnbau nicht ein paar Hundert sein. Da wird
schon die Zahl ordentlich ansteigen auf ein paar Tausend, und da wird schon
einiges in den nächsten Jahren in Bewegung kommen - zum Nachteil der
österreichischen Staatsbürger!
Wir wissen eben nicht, wie viele Anspruchsberechtigte
schon jetzt in Wien leben und dann von einem Tag auf den anderen einen Anspruch
haben. Und wir wissen schon gar nicht, wie viele aufgrund ihrer extremen Armut
aus ihrer Heimat letztlich erst recht zu uns kommen werden, weil sie mit
solchen Anreizen, wie wir sie jetzt schaffen, natürlich erst recht die Reise in
den Westen suchen, die Reise nach Österreich suchen, um sich
wirtschaftspolitisch endlich absichern und verbessern zu können.
Selbstverständlich sind das alles Gründe und Umstände, warum Menschen sich auch
von ihrer Heimat aufmachen und dann zu uns kommen. Das sind natürlich auch
oftmals Gründe eines Wirtschaftsflüchtlings, der in Wirklichkeit auch manchmal
auf Grund seiner Schulausbildung gar keine Chance hat, hier auf Dauer arbeiten
zu können, weil teilweise nicht einmal eine Volksschulausbildung der Fall ist,
aber natürlich dann Anspruch auf Sozialhilfeausbildung gerne in Anspruch nehmen
wird. Das sind Trojanische Pferde, die man hier möglich macht, die wir kritisch
herausstreichen und so einfach nicht als vernünftig erachten können.
Ich fordere Sie daher abermals auf, alle rechtlichen
Möglichkeiten und Mittel zu ergreifen, um die Sozialhilfe
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