Landtag,
7. Sitzung vom 23.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 61
Zwei Dinge am Schluss noch. Nach dieser Woche ist ohnehin die Aufmerksamkeit schon ein bisschen gesunken, aber bei mir gibt es noch zwei wichtige Dinge, die mir ein bisschen aufgestoßen sind, und zwar die Stadionbäume. 54 Bäume werden dort gefällt. Die Umweltanwaltschaft hat in dem Fall, beim Baumschutzgesetz, keine Parteienstellung. Das ist auch eine interessante Geschichte. Warum eigentlich, warum kann die Umweltanwaltschaft da nicht eingreifen? Sie wird schon eingegriffen haben, aber auf informellem Weg, da bin ich mir ganz sicher. Aber warum hat die Umweltanwaltschaft gerade in diesem Punkt - und wie Wilfried Doppler seit vielen Jahren schon immer wieder Baumrettung und Baumschutz macht, und der Wilfried ist da über jeden Zweifel erhaben - warum gerade in dem Punkt keine Parteienstellung, das muss man sich fragen.
Könnte ja sein, dass die Umweltanwaltschaft da die
Sache in die Hand hätte nehmen können, und zwar zu einem Zeitpunkt oder in
einer Art und Weise, die vielleicht manchen in der Stadt nicht so gut gefällt.
Allerletzter Punkt, noch einmal, ich habe es ohnedies
schon gesagt, beim Naturschutzbescheid Probebohrungen in der Lobau war die
Umweltanwaltschaft die einzige Behörde, die Einspruch erheben hätte können, man
muss aber dazu sagen, sie hat es aber nicht getan. Das ist für mich eine
Geschichte, wo ich mir denke, vielleicht gibt es in der nächsten Zeit einmal
die Möglichkeit, das mit der Umweltanwaltschaft einmal im Nachhinein zu
diskutieren, welche Möglichkeiten es da gegeben hätte. Und trotzdem freue ich
mich, wenn ich da dem Bericht zustimmen kann. Danke schön. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Präsident Heinz Hufnagl: Zum Wort
gemeldet hat sich Abg Dipl-Ing Stiftner. Ich erteile es ihm.
Abg Dipl-Ing Roman Stiftner
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Präsident! Frau Stadträtin! Werte
Damen und Herren!
Wir begrüßen den Bericht der Wiener
Umweltanwaltschaft als eine Institution, die ernsthaft für die Umweltinteressen
der Wiener Bürger da ist und vor allem eine wichtige Ergänzung, und noch viel
wichtiger, ein wichtiges Korrektiv für die Umweltpolitik dieser Stadt
darstellt. Die Umweltanwaltschaft ist unserer Meinung nach deshalb immer
wichtiger, weil die derzeitige Stadtregierung - und wir haben uns über diese
Situation in den letzten Tagen ja ausführlich hier beraten und informieren
lassen können - wirklich genügend Belege geliefert hat, dass die Beurteilung
der Umweltpolitik dieser Stadt nach unseren Maßstäben mehr als gerechtfertigt
ist.
Nach dieser Analyse können wir eigentlich nur hoffen,
dass es der Umweltanwaltschaft in Zukunft gelingt, die immer größer werdenden
Defizite der Stadtregierung in der Umweltpolitik auszugleichen. Auf jeden Fall
nehme ich an, werden die Telefone bei der Umweltanwaltschaft in der nächsten
Zeit ziemlich heiß laufen, wenn sich die werte Frau Stadträtin, wie bisher, zu
den Aussagen zu den Themen zum Beispiel Grünraumvernichtung für Flächenwidmung,
Fluglärm, Handymasten, Treibhaussanierung oder die KLiP-Umsetzung - um nur
einige Beispiele zu nennen - so entschlägt wie bisher.
Und so möchte ich der Umweltanwältin für ihre schwere
Arbeit in der Vergangenheit und in der Gegenwart - und ich nehme auch ihre gute
Qualität in der Zukunft an - sehr herzlich dankbar sein und ihr auch den Dank
aussprechen.
Bei aller Anerkennung für ihre Tätigkeit erlaube ich
mir aber noch, einige Anmerkungen vorzunehmen. Der erste Tätigkeitsbericht der
damals frisch bestellten Umweltanwältin, den wir alle noch gut in Erinnerung
haben, hat ja für einiges an Aufregung gesorgt. Da wurde nämlich im Text, frei
von der Leber weg, die Umweltpolitik Wiens - aus meiner Sicht sehr zu Recht -,
dafür kritisiert, dass bestimmte Bereiche in dieser Stadt einfach gar nicht
angegangen werden, obwohl sie von immenser umweltpolitischer Bedeutung wären.
Diese Offenheit, dieser Mut, und auch diese Freimütigkeit, haben uns
überrascht, sie haben uns gefreut, und dies nicht nur deshalb, weil sie unsere
Kritik bestätigt hat, sondern vor allem deshalb, weil die Umwelt in dieser
Stadt, nachdem die Frau Stadträtin freiwillig ihren Rückzug aus einer aktiven
Rolle angetreten hat, endlich in Form der Umweltanwaltschaft auch eine aktive
Stimme bekommen hat.
Wir müssen aber leider feststellen, dass der oft
versuchte Diskriminierungsmechanismus der Stadtregierung, und der wurde ja
heute schon angesprochen, leider auch darauf abzielt, politische Vorstöße der
einzelnen Ebenen auf dem bekannt niedrigen Niveau zu halten und dort
zurückzustutzen, und die Umweltanwaltschaft ist ja Bestandteil auch der
Stadtverwaltung.
Und so glaube ich, ist es auch im Bereich der
Umweltanwaltschaft passiert. Im Gegensatz nämlich zu der Kritik und der
Aussage, beispielsweise zum Thema Mobilfunk, steht heute im Bericht der
Umweltanwaltschaft, wo letztes Jahr noch die Stadtregierung und ihre
Versäumnisse akzentuiert worden sind, schlicht und einfach zusammenfassend:
„Der Bund ist schuld.“ Ich denke, wir kennen die Diktion allzu sehr, wir
wissen, welchen parteipolitischen Ursprungs sie ist, und wir kennen leider auch
von Ihnen, Frau Stadträtin, trotz Ihres Zwischenrufes, diese Worte nur zu gut
und wissen damit auch, wie wir damit umgehen müssen. (Beifall bei der ÖVP.)
Wir würden uns aber von einem Bericht der Umweltanwaltschaft erwarten,
dass sie die Sache vor allem aus der Sicht des Bürgers, der Bürgerinnen und
Bürger dieser Stadt, sieht und zwar in einer differenzierteren, einer
kritischeren und akzentuierteren Weise als bisher. Die Bürger erwarten ja durch
eine solche Stelle vor allem Hilfe, Beratung und auch Unterstützung in dem
einen oder anderen Fall. Jedenfalls erwarten sie mehr als den schon legendären
Zeigefinger Ihrerseits, Frau Stadträtin, Richtung Bundesregierung. Und dabei
sollte man ja bedenken, wenn man mit dem Zeigefinger wohin zeigt, dass drei
Finger auf einen zurückzeigen und ich denke, Sie werden sich auch Zukunft da
schwer tun - auf Grund der Bemühungen Ihrer Bundesorganisation -, diese
möglichen Querverweise auch in Zukunft so stark zu betonen wie in der Vergangenheit,
und ich freue mich dann schon
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