Landtag,
8. Sitzung vom 26.01.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 59
Wort erteilen.
Abg Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Es geht um den islamischen Schulunterricht. Ich darf
vorausschicken, dass dieser Religionsunterricht für muslimische Kinder und
Jugendliche in Österreich und insbesondere in Wien an sich sehr gut organisiert
ist. Ich glaube, dass dieses Modell beispielhaft ist.
Es gibt Religionslehrer, die der staatlichen
Kontrolle unterstehen. Es gibt einen staatlichen Lehrplan, zwar vorgeschlagen
von der Islamischen Glaubensgemeinschaft, aber dann in die Form einer
Verordnung des Bundesministeriums gegossen. Es gibt an sich eine Kontrolle über
Schulbücher und es wird in Deutsch unterrichtet. Das ist an und für sich das
Modell, das für viele Länder beispielhaft sein könnte.
Voraussetzung für diese Beispielhaftigkeit ist
selbstverständlich, dass die staatliche Kontrolle ausgeübt wird und dort, wo
Kontrolle notwendig ist, diese auch Platz findet. Die Schulaufsicht muss
selbstverständlich strikt ausgeübt werden.
Ich bin sehr stolz darauf, dass wir in Österreich
Religionsfreiheit haben. Zu dieser Religionsfreiheit gehört selbstverständlich
auch ein Religionsunterricht, wie er in Österreich angeboten wird. Diese
Religionsfreiheit muss sich aber selbstverständlich immer innerhalb der
staatlichen Rechtsordnung bewegen. Keine Religion darf sich außerhalb dieser
Rechtsordnung verstehen und keinesfalls dürfen religiöse Normen über staatliche
Normen gestellt werden. Die Scharia kann sicherlich nie österreichischem Recht
vorgehen. So etwas darf natürlich in Österreich nicht unterrichtet werden. So
etwas soll nicht gepredigt werden. Der Religionsunterricht hat
selbstverständlich immer im Einklang mit den österreichischen Gesetzen zu
erfolgen. Das müssen wir von allen unseren muslimischen Mitbürgern auch
jederzeit einfordern dürfen! (Beifall bei der ÖVP.)
Dort, wo der Islam nicht mit der österreichischen
Rechtsordnung vereinbar ist, dürfen wir ihn auch nicht akzeptieren. Das wäre
falsch verstandene Religionsfreiheit. Es soll nicht so sein, dass eine
Minderheit mit ihren Normen die Normen der Mehrheit dominiert, noch dazu, wo
diese Normenbildung in einer demokratischen Art und Weise erfolgt ist. Dazu
muss man natürlich sagen, dass Normen immer aus Werten abgeleitet werden und
daher verlangt werden darf, dass nicht nur die zu Grunde liegenden Normen,
sondern auch die zu Grunde liegenden Werte von allen Mitbürgern anerkannt
werden. Wir müssen daher von unseren muslimischen Mitbewohnern verlangen, dass
ein Selbstbestimmungsrecht des Einzelnen für alle gilt, dass es gleiche Rechte
für Mann und Frau und die uneingeschränkte Rede- und Meinungsfreiheit gibt und
dass es auch das Recht geben muss, sich aus einer religiösen Gemeinschaft
wieder zu entfernen, wenn das der Einzelne möchte. Selbstverständlich darf es
keine Predigten geben, die gegen strafrechtliche Normen verstoßen, wie
Verhetzung, wie gefährliche Drohung, wie verbotene Unterstützung von Parteien
bewaffneter Konflikte. Dazu gehört auch die öffentliche Sammlung oder die
Aufforderung zum Ungehorsam gegen Gesetze.
Was ich da sage, das freut mich sehr, entspricht auch
der Meinung vieler Funktionäre der Islamischen Glaubensgemeinschaft. Ich darf
in dem Zusammenhang jemanden zitieren, nämlich Muhammad Hanel, einen Funktionär
der Islamischen Glaubensgemeinschaft, der sagt: „Wir haben die gleichen Rechte
und Pflichten wie die anderen Mitbewohner dieses Landes." Er geht darüber
hinaus und sagt: „Niemand denkt daran, die Rolle, aber auch die Position der
katholischen Kirche streitig zu machen." - Ich glaube, das sind sehr klare
und sehr erfreuliche Worte, die wir hören können, die wir nicht immer von allen
Repräsentanten der SPÖ und der GRÜNEN hören dürfen. In meinem Bezirk gibt es
sowohl bei den GRÜNEN als auch bei der SPÖ den Fall, dass der eine von der
Grünen Fraktion das Konkordat abschaffen möchte und dass es bei der SPÖ den
Antrag gegeben hat, Kreuze in Schulklassen abzuhängen. Das verunsichert die
Bevölkerung und das will die Islamische Glaubensgemeinschaft nicht. Das
vergrößert die Sorgen der Bevölkerung gegenüber dem Islam.
Was wollen die Österreicher? Sie wollen ein
Festhalten an der christlich-abendländischen Tradition. Sie wollen ihre
christlichen Symbole im öffentlichen Raum und auch die Sonderstellung der
Kirche erhalten.
Es muss bei freier Religionsausübung in diesem Land
jede uneingeschränkte Religion möglich sein, deshalb noch lange keine
Äquidistanz des Staates zu den einzelnen Religionen geben. Es gibt sie
tatsächlich auch nicht. Die katholische Kirche ist nie gesetzlich anerkannt
worden. Sie musste das auch nicht. Sie ist „historisch anerkannt", wie die
Juristen sagen. Bund, Land und Gemeinden geben unglaublich viel Geld für die
Erhaltung von sakralen Bauten in diesem Land aus. Und es gibt ein Konkordat,
das der Kirche besondere Rechte im Schulwesen und an den Universitäten gibt.
Sehr verehrte Damen und Herren, die Mehrheit braucht
sich grundsätzlich vor einer Minderheit nicht zu fürchten. Gehen wir daher
offen auf unsere muslimischen Mitbewohner zu, aber zeigen wir auch keine
falsche Toleranz gegenüber einer radikalen Interpretation des Islam! Es kann
dort keine falsche Toleranz geben, wo die Ausübung des Islam nicht mit unserer
Rechtsordnung vereinbar ist. Bekennen wir uns zum christlichen Charakter
Österreichs und der abendländischen Tradition! Stellen wir sie nicht in Frage,
indem wir manche christliche Symbole aus dem öffentlichen Raum verbannen
wollen! (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Heinz Hufnagl: Zum Wort
gemeldet hat sich Herr Abg Dr Stürzenbecher. Ich erteile es ihm.
Abg Dr Kurt Stürzenbecher
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter
Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Gäste auf der
Galerie!
Die FPÖ hat heute eine Dringliche
Anfrage an den Landeshauptmann gestellt, wofür dieser eindeutig nicht zuständig
war. Daraus ersieht man, dass es der FPÖ
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