Landtag,
10. Sitzung vom 28.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 57 von 98
beziehungsweise Gebührenanpassungen zu verkünden.
Einnahmen sind aber notwendig, um hohe Standards zu halten beziehungsweise
aufzubauen oder Leistungen so zu adaptieren, dass sie den Anforderungen der
Zukunft gerecht werden.
Ich meine, man sollte zu den Menschen in einer Stadt
oder in einem Land ehrlich sein. Wer nämlich behauptet, dass es Daseinsvorsorge
beziehungsweise kommunale Dienstleistung mit hoher Qualität zum Nulltarif geben
könnte oder wird, betreibt politische Scharlatanerei. Das ist unredlich! Das
ist ein Versuch, den Menschen Sand in die Augen zu streuen!
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich habe
natürlich auch Verständnis für die Bevölkerung. Ich verstehe, dass Erhöhungen
oder Anpassungen, wenn sie prozentmäßig etwas höher ausfallen, praktisch auf
wenig Gegenliebe stoßen, insbesondere natürlich bei der Opposition, das gehört
zu deren Rolle und liegt in der Natur der Sache. Es ist klar, dass sich die
Opposition dagegen ausspricht, auch wenn es über lange Zeiträume keine Erhöhung
gegeben hat. Das wird dann meist ausgeblendet. Das hat gestern zum Beispiel
auch die Debatte zu den Parkgebühren gezeigt. Da haben wir auch wieder gesehen,
wie die Volkspartei agiert: Sie schreibt: 50 Prozent machen Angst. Sie
schreibt aber nicht, dass die Gebühren 22 Jahre lang nicht angepasst
wurden. Und sie schreibt auch nicht, dass wir bei der Euro-Einführung die
Parkgebühren praktisch gesenkt haben.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Man muss auch
ein wenig in die Menschen hineinhören: Sie sind durchaus beziehungsweise
größtenteils mit den kommunalen Dienstleistungen der Stadt Wien zufrieden. Ich
habe öfters nach diversen Anpassungen Gespräche geführt. Und dann kamen
Anregungen aus der Bevölkerung. Da hat es geheißen: Erhöhungen sind notwendig.
Alles wird teurer. Warum nimmt man diese Erhöhungen aber nicht in kleineren
Tranchen vor? Das wäre besser verträglich! – Das ist eine Anregung, die
von der Bevölkerung kommt!
Ich verstehe aber auch die Opposition, wie ich schon
vorher erwähnt habe, denn eine Erhöhung von Gebühren und Abgabengebühren ist
immer eine politische Plattform, die auch zum politischen Aufschrei genützt
wird, um sich ein wenig ins Rampenlicht zu setzen. Meine sehr verehrten Damen
und Herren! Wir hören in diesem Fall allerdings doch lieber auf die Menschen
dieser Stadt, als uns an der Befindlichkeit der Opposition zu orientieren!
Wir wollen aber natürlich auch der Opposition –
insbesondere der Volkspartei – bei ihren Kampagnen ein wenig helfen: Sie
könnte in Zukunft nicht nur Papier, sondern auch Geld und Zeit sparen, und
diese Zeitersparnis könnte wiederum dazu benützt werden, ein wenig mehr zu
recherchieren. – Ich habe mir die Presseaussendungen der Volkspartei zu
diesem Thema angesehen, mit welcher der Bundesparteiobmann, der auch Minister
ist – ich kenne ihn sehr gut – die Daten für die Gebührendeckungen
präsentiert hat. Die Argumentationslinie entbehrt jeder Grundlage! Vielleicht
hat er einen Einsager. Dann gebe ich ihm den Tipp, diesen schulen zu lassen
oder auszutauschen! Vielleicht hat er die Zahlen irgendwo abgeschrieben. Ich
meine aber, dass man auch das, was man abschreibt, auf den Wahrheitsgehalt
überprüfen sollte, da das sonst der Reputation schadet!
Ich möchte nur einige Fakten klarstellen. Das sollte
insbesondere für die Volkspartei sehr wichtig sein. Sie ist, wie sie immer
sagt, eine Wirtschaftspartei. Daher sollte sie meiner Meinung nach zwischen
Kameralistik – das ist die Summierung der administrativen Einnahmen und
Ausgaben, wie sie im Rechnungsabschluss ausgewiesen ist – und einer
Kostenrechnung, wie sie in der Wirtschaft angewendet wird, unterscheiden
können! (Abg Dkfm Dr Aichinger: Wir wissen, was Kameralistik und
Kostenrechnung ist!) Es geht um die Zahlendarstellung, meine sehr verehrten
Damen und Herren! Wenn die Volkspartei als Wirtschaftspartei das nicht
unterscheiden kann, dann kann ich ihr nur einen Tipp geben – jetzt mache
ich Werbung fürs WIFI –: Dort gibt es gute Kurse, in denen das erklärt
wird!
Aber wenn diese Zahlen bewusst falsch dargestellt
worden sind, dann ist das politisch meines Erachtens nach, insbesondere wenn es
von einem Minister kommt, sehr unseriös! Bei dieser Darstellung hätte nämlich
der Herr Minister nur den Gebührenspiegel der Stadt Wien zur Hand nehmen
müssen. Ich habe es eh schon gesagt, Kostenrechnungen enthalten Investitionen
auf eine gewisse Nutzungsdauer. Es geht um die Abschreibung, ob das 10 oder
15 Jahre genutzt wird.
In dem Gebührenspiegel ausgewiesen ist: Ich zitiere
den Bereich „Abwasser". (Abg Dkfm Dr Fritz Aichinger: Ich habe den Unterschied
gesagt!) Die Kostendeckung ist 85,2 Prozent. Falsch ist, wie es der
Parteivorsitzende der ÖVP dargestellt hat, es sind 121 Prozent.
Im Bereich „Wasser" ist der Kostendeckungsgrad
über 100 Prozent, 108 Prozent. Falsch ist, dass man
162,5 Prozent genannt hat. Da dürfte er sich wirklich nicht auskennen.
(Abg Dkfm Dr Fritz Aichinger: Das haben wir gesagt!)
Im Bereich „Müllentsorgung" sind es derzeit
100 Prozent. Falsch ist, dass es 114 Prozent sind, wie es der Herr
Minister Hahn dargestellt hat. (Abg Dkfm Dr Fritz Aichinger. Tun Sie doch nicht
so!)
Man sieht, man sollte sich dabei wirklich auskennen.
(Abg Kurth-Bodo Blind: Was hat der Herr Landeshauptmann gesagt?)
Es gäbe aber noch einen Bereich.
Noch einen Bereich stelle ich zur Diskussion, nämlich den Wasserbereich. Wenn
man hier den Deckungsgrad heranzieht, dann ist das, glaube ich, kein geeignetes
Beispiel. Denn wer traut sich heute schon den Wasserverbrauch für ein kommendes
Jahr abzuschätzen? Ich nehme aus den letzten Jahren nur zwei Jahre heraus, die
gravierende Unterschiede aufgewiesen haben, das Jahr 2002 beziehungsweise
das Jahr 2003. 2002 hat es viel geregnet, viele Überschwemmungen, 2003 war
der heißeste Sommer des Jahrhunderts. (Abg Dkfm Dr Fritz Aichinger: Das beste
Argument, dass man das nicht valorisieren kann, sondern nachdenken muss!) Es
sind auch nicht
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