Landtag,
11. Sitzung vom 05.07.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 22
Bund und Ländern, das heißt, hier handelt es sich um
Bundesbehörden, die aber auf der anderen Seite durch die Länder bestimmt
werden. Und auch die finanziellen Flüsse sind eigentlich eine Mischung, was
sicherlich nicht optimal ist.
Daher meine Frage an Sie, Herr Landeshauptmann: Sind
sie mit der jetzigen Situation zufrieden, dass wir hier Mischstrukturen haben?
Gibt es im Bereich der Landeshauptleute dazu eine Meinungsbildung, wie man die
Situation der Landesschulräte effektiver gestalten kann? Oder vertreten die
Landeshauptleute die Meinung, dass beim Konvent und bei der Bundesstaatsreform nichts
herausgekommen ist und man jetzt einfach so weiter macht?
Präsident Heinz Hufnagl: Bitte, Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Herr
Klubobmann!
Mir sind die rechtliche Situation und die Rolle der mittelbaren
Bundesverwaltung durchaus klar, und mir ist auch die derzeitige
Rechtssituation, die in diesem Rahmen die Rolle der Schulverwaltung regelt,
völlig klar. Nichtsdestotrotz habe ich weder bei einer
Landeshauptleutekonferenz noch bei den Koalitionsverhandlungen noch im Konvent
irgendjemanden vernommen, der die Abschaffung der Landesschulräte fordert. Es
wurde zwar die Abschaffung dieser quasi politischen Gremien verlangt, die es
hier gibt, ohne dass diesen Vorschlägen aber durch eine Mehrheit näher getreten
worden wäre. Das war das Einzige, was ich dazu gehört habe.
Daher kann ich diese Frage nur insofern beantworten,
als ich sage, dass es mir am liebsten wäre, wenn es eine Struktur gäbe, die
nach dem Prinzip läuft: Wer anschafft, zahlt, und wer zahlt, schafft an. Das
ist aber vor dem Hintergrund unseres gemeinsam vehement vertretenen
Föderalismusgedankens offensichtlich nicht möglich!
Das war auch mit der Grund, warum mein Amtskollege
Erwin Pröll und ich uns darauf geeinigt haben, Vorschläge in Richtung einer
höheren Effizienz in der Verwaltung der Bildungsdirektionen zu unterbreiten und
vor allem auch dafür zu sorgen, dass es keine Doppel- oder gar
Dreifachstrukturen, etwa im Schulbaubereich, gibt. Im Zusammenhang mit solchen
ganz pragmatischen Dingen haben wir versucht, der Zielsetzung, die vorgegeben
wurde, nämlich, dass Mittel möglichst effizient einzusetzen sind, auch gerecht
zu werden. Das ist der Diskussionsstand der Landeshauptleute dazu. Und das ist
auch der aktuelle Stand der Diskussion hinsichtlich der so genannten
Verwaltungsreform II, die vom alten Finanzminister mit besonderer
Leidenschaft geführt wurde und vom derzeit amtierenden Finanzminister mit
besonderem Wissen und Routine geführt wird, und ich gehe davon aus, dass das am
Ende des Tages auch zu einem Ergebnis führen wird.
Präsident Heinz Hufnagl: Danke schön.
Die 2. Zusatzfrage kommt von Herrn Abg Mag Gudenus. Ich erteile ihm das
Wort.
Abg Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!
Wir diskutieren in den letzten Monaten vermehrt und
immer öfter über das Thema Bildung und Schulen in Wien. Es geht dabei vor allem
um die Zustände an den Wiener Schulen und zum Beispiel um Themen wie die
steigende Gewalt, die fehlende Integration und dass Deutsch immer mehr zur
Fremdsprache wird.
Ich will jetzt aber gar nicht auf das Inhaltliche
eingehen, sondern feststellen: Auf Grund der Themen, die wir vor allem in
letzter Zeit ansprechen, wundert es mich und wundert es viele hier im Raum,
dass die Frau Präsidentin des Wiener Stadtschulrates bei den Sitzungen, wenn es
um das Thema Pflichtschulen und Bildung geht, nicht anwesend ist.
Meine Frage an Sie ist: Was halten Sie davon?
Präsident Heinz Hufnagl: Bitte, Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Ich hätte mich
gerne über die These unterhalten, ob Deutsch an Wiener Schulen eine
Fremdsprache wird. Das wäre mir ein besonderes Vergnügen gewesen, denn ich
glaube, dass meine diesbezüglichen Vorstellungen gerade auch vor dem
Hintergrund meines Heimatbezirkes in Wien wesentlich realitätsnäher sind als
Ihre. Aber sei es darum! Wir werden hinreichend Gelegenheit haben, darüber, wie
ich hoffe, auch außerhalb von Wahlkämpfen zu diskutieren, denn diese nehmen ja
bekanntlich nicht die Hälfte der Zeit in einem Politikerleben ein.
Zur Frage der An- oder Abwesenheit der Frau
Stadtschulratspräsidentin meine ich, dass man bei aller Höflichkeit und bei
allem Charme, den man hier zu entwickeln hat, sagen kann: Sie ist alt genug, um
selbst zu wissen, was sie tut!
Präsident Heinz Hufnagl: Danke schön.
Die 3. Zusatzfrage kommt von Frau Abg Jerusalem. – Ich bitte darum.
Abg Susanne Jerusalem (Grüner Klub
im Rathaus): Herr Landeshauptmann!
Unabhängig davon, ob man nun abschafft oder nicht
abschafft, wird wahrscheinlich niemand daran zweifeln, dass es im Rahmen einer
großen Schulreform auch Reformen im Stadtschulrat geben müssen wird.
Ich nenne jetzt nur zwei Stichwörter:
Erstens: Die Parteibuchwirtschaft feiert dort fröhliche
Urstände. Es hat sich nichts geändert, seitdem Zilk das Ganze zum Kotzen
gefunden hat. Da müsste man wirklich einmal etwas tun.
Zweitens: Einige Bezirksschulinspektoren sind quasi
Repräsentanten des Obrigkeitsstaates, die mit den Eltern Schlitten fahren, dass
es nur so kracht. Von einer Kultur des Miteinander oder auch nur von
Höflichkeit im Umgang sind wir also weit entfernt.
Jetzt meine Frage an Sie:
Haben Sie in diese Richtung – Stichwort: Parteibuchwirtschaft, Stichwort:
Obrigkeitsstaat – schon einmal etwas unternommen oder planen Sie, etwas zu
unternehmen?
Präsident Heinz Hufnagl: Bitte Herr
Landeshauptmann!
Lhptm Dr Michael Häupl:
Sie werden verstehen, Frau Abgeordnete, dass ich die Frage Parteibuchwirtschaft
im
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