Landtag,
11. Sitzung vom 05.07.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 22
Schulwesen naturgemäß anders sehe. Ich möchte nämlich
festhalten, dass allein die Tatsache, dass Sie mit den Neuregelungen bei der
Direktorenbestellung nicht zufrieden sind, noch nicht bedeutet, dass es
Parteibuchwirtschaft gibt! Ich bin jederzeit bereit, über die Frage des
Bestellungsmodus Diskussionen zu führen, so wie etwa auch beim Bestellungsmodus
von Primarärzten. Und ich bitte Sie halt um Verständnis, dass ich Ihre
Auffassung nicht teilen kann, wenn Sie sich locker hier herstellen und von der
Parteibuchwirtschaft in der Schule reden. Ich sehe keine! Die gibt es nicht!
Wir haben aber beide das Recht dazu, das politisch so zu sehen.
Zur Frage Obrigkeitsstaat: Wenn jemand so denkt, dann
betrachte ich das schon als eine sehr ernste Geschichte. Schulpartnerschaft
halte ich nämlich für ganz entscheidend und wichtig. Es ist sehr wichtig, dass
junge Leute in der Schule partnerschaftlichen Umgang und Demokratie lernen. Und
das bedeutet nicht nur Höflichkeit, sondern das bedeutet Hinhören,
Auseinandersetzen, Verständnis für den Anderen und Toleranz. Diese Kriterien
müssen allerdings auch eingefordert werden, denn das funktioniert nur, wenn es
auf Gegenseitigkeit beruht. Diesbezüglich ist sicherlich auch noch eine ganze
Menge zu tun. Da haben wir große Aufgaben vor uns!
Ein Beispiel dafür ist auch, wie manche Eltern mit
Lehrern umgehen. Da geht es nicht nur darum, was man gelegentlich in den
Zeitungen über irgendwelche Promi-Eltern liest, sondern da ereignet sich im
Alltag wirklich einiges! Mir gefällt das natürlich überhaupt nicht, und ich
werde mich sicherlich erkundigen, ob es sich da, umgangssprachlich ausgedrückt,
um einzelne schwarze Schafe handelt oder ob das eine verbreitete Geschichte
ist. In ersterem Fall wird es schwierig sein, da wird man Einzelgespräche
führen müssen. In zweiterem Fall wären strukturelle Maßnahmen notwendig, die
ich aber gerne zu setzen bereit bin, denn – ich wiederhole mich und
schließe damit den Kreis – der partnerschaftliche Umgang gerade auch im
Schulbereich ist von essentieller Bedeutung, das kann ich auf Grund der eigenen
Erfahrungen mit dem Schulleben, aber natürlich auch als Vater zweier Kinder
sagen. Das halte ich für zentral.
Präsident Heinz Hufnagl: Die vierte und
letzte Zusatzfrage stellt wiederum Herr Klubvorsitzender
Dr Tschirf. – Ich bitte darum.
Abg Dr Matthias Tschirf
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Landeshauptmann!
Ich habe jetzt gehört, dass sich nichts an der
Schulstruktur ändern wird und dass sich offensichtlich auch an den
Verfassungsstrukturen nichts Wesentliches ändern wird.
Der Herr Finanzminister hat vor Kurzem die Einladung
an die Länder gerichtet, unter Umständen im Bereich der Steuern hier einen
neuen Weg zu gehen. Welche Sicht hat der Wiener Landeshauptmann hinsichtlich
Steuereinhebung? Wir haben vorhin ein klares Plädoyer des Wiener
Landeshauptmanns als Föderalisten gehört: Könnte sich der Wiener
Landeshauptmann vorstellen, dass da ein klarer föderalistischer Impuls von Wien
ausgeht, diesbezüglich Gespräche aufzunehmen und gemeinsam mit dem
Finanzminister zu überlegen, wie wir hier für den Wirtschaftsstandort Wien
etwas Besseres herausholen?
Präsident Heinz Hufnagl: Bitte, Herr
Landeshauptmann!
Lhptm Dr Michael Häupl: Ich möchte jetzt die Vorbemerkungen
zur Schule übergehen, weil ich glaube, dass eine Feststellung dazu
verschiedenen ÖVP-Landeshauptleuten nicht so gut gefallen würde.
Lassen wir das also vorläufig weg und kommen wir zur
Frage des Steuerfindungsrechts. – Dazu kann ich sagen kann: Es gibt das
Steuerfindungsrecht der Länder schon. Da brauchen wir gar nichts Neues zu
erfinden! Die Finanzminister haben gewechselt, aber die Beamten sind
offensichtlich geblieben und schreiben dem Finanzminister denselben Blödsinn,
den sie vorher geschrieben haben, jetzt wieder. Das ist offensichtlich die
Realität.
Wie gesagt: Das Steuerfindungsrecht der Länder gibt
es. Es gibt allerdings auch den § 6 Abs 1 der Finanzverfassung, der
vorschreibt, dass es – zu Recht – keine „Doppelbesteuerung“ – im
Sinne einer Gleichartigkeit – durch öffentliche Gebietskörperschaften geben
darf. Das halte ich für eine vernünftige Verfassungsbestimmung. Nachdem der
Bund allerdings alles belegt hat, gibt es nur ganz wenige Nischen, wo dieses
Steuerfindungsrecht für die Länder auch ausgenutzt werden kann. Ich bin aber
gerne bereit, mit dem Herrn Finanzminister darüber zu diskutieren, wo sich der
Bund aus der Schöpfung dieser Steuerfindungsrechte zurückzieht, und dort können
wir als Länder das dann selbst regeln, und das machen wir fraglos auch gerne.
Das ist, glaube ich, eine relativ einfache, partnerschaftlich angenehme
Situation, und wir werden versuchen, das so zu lösen.
Präsident Heinz Hufnagl: Danke schön,
Herr Landeshauptmann.
Die Fragestunde ist somit beendet.
Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde.
Der Klub der Wiener Freiheitlichen hat eine Aktuelle
Stunde mit dem Thema „Wer nimmt, muss auch geben: Beihilfen in Wien
valorisieren" verlangt.
Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs 2 der
Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt.
Ich bitte den Erstredner, Herrn Abg Dr Madejski,
die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass seine Redezeit mit zehn
Minuten begrenzt ist.
Abg Dr Herbert Madejski (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Wer nimmt, muss auch geben:
Das haben schon Kardinäle gesagt. Das ist eine soziale Komponente, und daher
haben wir diesen Titel heute so gewählt.
Die
Inflation ist in Österreich und natürlich auch in Wien im letzten Mai gegenüber
2006 um 2,1 Prozent gestiegen. Das heißt, wir liegen weit über dem EU-Durchschnitt.
Und interessanterweise kann man sich diesmal nicht auf den Ölpreis ausreden,
denn der Ölpreis selbst liegt sogar unter dem Niveau von 2006. Auslöser sind
bei uns laut WIFO Lebensmittel, Brot, Getreide,
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